Schwimmbad Lindenfels

Neues Freibad für Lindenfels nur mit Grundsteuererhöhung

Eine Machbarkeitsstudie verdeutlicht die baulichen und technischen Mängel der beliebten Freizeiteinrichtung – doch eine Sanierung kostet Millionen.

Von 
Nora Strupp
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Das Lindenfelser Freibad © Zelinger

Lindenfels. Der Großteil des Lindenfelser Schwimmbads ist in einem sehr schlechten bis grenzwertigen Zustand – dieses ernüchternde Fazit zogen Ulrich Klose und Sebastian Poppek in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Fragen des Gemeinwesens und des Bauausschusses am Montag. Die beiden Vertreter der Münchener Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen (GMF) stellten die Bestands- und Potenzialanalyse der Machbarkeitsstudie für die Sanierung und Umgestaltung des Freibads vor.

Hohe Zahl an Stammgästen

Zunächst ging Ulrich Klose näher auf die Bedarfsanalyse ein, im Zuge derer unter anderem geschildert wird, wie die aktuellen Trends bei Bäderbetrieben aussehen. Die GMF hat sich außerdem den Standort Lindenfels im Allgemeinen näher angeschaut: „Das Schwimmbad ist verkehrstechnisch gut erreichbar“, bilanziert Klose. Auf dem Gelände stünde auch ausreichend Freifläche für die Badegäste zur Verfügung. Zudem sei die Stadtrandlage vor allem mit Blick auf die Lärmemission von Vorteil.

Teil der Bedarfsanalyse ist außerdem die demografische Struktur in der Burg- und Drachenstadt sowie die Wettbewerbssituation durch benachbarte Freibäder, etwa in Fürth, Reichelsheim, Hammelbach und Wald-Michelbach. Als positiv bezeichnete Klose die hohe Zahl an Stammgästen, die mit nahezu zwei Dritteln aller Badegäste die Mehrheit bilden.

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Die Bestandsanalyse gewährte einen Einblick in das derzeit vorhandene Angebot und die Ausstattung des 1966 in Betrieb genommenen Schwimmbads, das über sechs 50-Meter-Bahnen im Schwimmerbecken, ein Nichtschwimmerbecken, ein Sprungbecken sowie ein Kinderbecken verfügt. Hinzu kommen das Umkleide- und Sanitärgebäude, der Verbindungsbau mit Schwimmmeisterraum, das Haus mit Technik-räumen und Heizungszentrale, die Wärmehalle, das Kiosk und die Heizungszentrale.

Wie schlecht es um die Einrichtung wirklich bestellt ist, machte ein Balkendiagramm deutlich. Bis auf die 2022 erneuerte Sprunganlage sowie die Heizungszentrale sind alle Bereiche aus der Baukonstruktion und der technischen Ausrüstung rot eingefärbt und weisen somit einen hohen jährlichen Instandhaltungs- und Reparaturaufwand auf. Sogar Wasserverluste durch Beckenun-dichtigkeiten können laut Klose nicht ausgeschlossen werden. Als problematisch sah Klose darüber hinaus, dass die Dosierung der Chlorung und die Regulierung des pH-Werts manuell erfolgt. Eine kontinuierliche, unbedenkliche Badewasserqualität könne somit nicht gewährleistet werden.

Rutsche steigert die Attraktivität

„Das Freibad entspricht nicht den Standards eines zeitgemäßen Freibads“, schlussfolgerten Klose und Poppek. Schlimmer noch: „Rein betriebswirtschaftlich betrachtet muss eine dauerhafte Schließung der Anlage in Betracht gezogen werden.“ Doch so weit wollen es die Stadt Lindenfels und die GMF nicht kommen lassen. Das Freibad habe einen hohen Stellenwert bei der Lindenfelser Bevölkerung. Die GMF sprach sich am Montag deshalb klar für eine Sanierung und einen Weiterbetrieb des Schwimmbads aus.

Als nächstes stellten Poppek und Klose drei verschiedene Lösungsansätze vor:

  1. Variante: Die Größe der Wasserfläche bleibt erhalten; Schaffung von zusätzlichen Attraktionen, zum Beispiel einer Rutsche; Wind- und Sonnenschutz für den Eltern-Kind-Bereich; Grundsanierung der Umkleiden mit Cafeteria; komplette Sanierung der Nebengebäude mit Abriss des Obergeschosses der Hausmeisterwohnung; Dacherneuerung bei allen Nebengebäuden und Wärmehalle; Umbau von Terrasse und Kiosk; Wärmehalle bleibt als Schutz vor Unwetter oder für Tischtennis erhalten. Laut GMF ist dies die Ideallösung. Die Kosten belaufen sich hier zwischen 4,5 bis 7,5 Millionen Euro, plus Planungskosten in Höhe von 15 bis 25 Prozent.
  2. Variante: Reduzierung der Wasserfläche; Dachsanierung bei Wärmehalle, Nebengebäuden und Umkleiden. GMF bezeichnete diese Variante als „Sparlösung“, die insgesamt mit 3,4 bis 5,2 Millionen Euro (plus Planungs- und Abbruchkosten) zu Buche schlagen würde.
  3. Variante: Neubau eines Hallenbads, gegebenenfalls mit Sauna; außerdem Abriss der Wärmehalle, der Nebengebäude und der Umkleiden. Die Kostenschätzung beläuft sich hier auf 18 bis 27 Millionen Euro, plus 5 bis 10 Millionen Euro für die Sauna, plus Planungs- und Abbruchkosten.

Angesichts der schwindelerregenden Höhe der Sanierungskosten kam bei den Mitgliedern der beiden Ausschüsse schnell die Frage nach den Fördermöglichkeiten auf. „Die Förderung bei Freibädern ist immer ein Risiko“, gab Sebastian Poppek zu bedenken.

Angesichts des Alters des Schwimmbads und demaußerdem geringen Angebot von Schwimm-Möglichkeiten in Form von Fließgewässern oder Badeseen in Lindenfels, sei jedoch mit einer Teilförderung zu rechnen – zumindest, wenn man sich für eine Generalsanierung oder einen Neubau entscheiden würde.

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Bei der Frage von Bernd Rettig (LWG) nach der Finanzierung fand Bürgermeister Michael Helbig deutliche Worte: „Es kann nur über die Grundsteuererhöhung gehen. Das ist Fakt.“

Verbunden mit einer umfangreichen Sanierung wäre auch eine längerfristige Schließung des Freibads. „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Gäste nach der Schließung abwenden?“, wollte Markus Kluge (CDU) wissen. „Die Attraktivität des Bades wird durch die Sanierung gesteigert. Die Gäste kommen wieder“, versicherte ihm Poppek.

Reduzierung der Wasserfläche?

Auch die Empfehlung der GMF, die Wasserfläche zu reduzieren, stieß nicht bei allen Anwesenden auf Zustimmung. „Wir brauchen ein Alleinstellungsmerkmal. Und für die Besucher ist eine große Wasserfläche attraktiv“, sagte Inge Morckel (FDP) vom Bauausschuss. Peter Kurfürst (CDU) schlug eine Verringerung des Wasservolumens statt der Wasserfläche vor.

Stadtverordnetenvorsteher Stefan Ringer bot dem Gremium abschließend einen Beschlussvorschlag dar: Demnach wird die Machbarkeitsstudie zur Kenntnis genommen. Damit auch die Bevölkerung einbezogen wird, soll die Machbarkeitsstudie für sechs Wochen im Rathaus ausgelegt werden. Einstimmig stimmten beide Ausschüsse für diesen Beschlussvorschlag.

Redaktion

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