Kirche

Die zwei Konfessionen in Lindenfels feiern ihre Zusammenarbeit

Beim ökumenischen Gottesdienst und beim Gemeindefest entführten ein Quiz und eine Ausstellung in die 900-jährige Geschichte des Glaubens.

Von 
Jutta Haas
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In der katholischen Kirche war anlässlich des 900-jährigen Bestehens der Stadt Lindenfels eine umfassende und informierte Ausstellung über die Kirchengeschichte und Gegenwart aufgebaut worden. © Jutta Haas

Lindenfels. Unter dem Motto „Dankbarkeit“ stand der ökumenische Gottesdienst, der in der Lindenfelser evangelischen Kirche vor dem ersten gemeinsamen Gemeindefest beider Konfessionen ausgerichtet wurde. „Die katholische und evangelische Tradition ergänzen sich für eine lebendige Kirche“, stellte dazu später in der Lesung der Vorsitzende des Kirchenvorstands, Jochen Ruoff, fest. „Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam aufbrechen und Mut zum Experiment haben.“

Der Anfang dazu ist in Lindenfels jedenfalls schon mal gemacht. Nach der Vertragsunterzeichnung am 31. Oktober 2022, für die evangelischen Christen der Reformationstag, konnte mit Beginn des Jahres 2023 die Zusammenarbeit beider Konfessionen beginnen. Nun feierten beide Kirchen ihr erstes gemeinsames Herbstfest und hatten anlässlich des 900-jährigen Bestehens von Lindenfels eine besondere und umfangreiche Ausstellung vorbereitet. Diese war in der katholischen Kirche St. Petrus und Paulus aufgebaut.

Dekan Christof Zeis hatte zu Beginn des ökumenischen Gottesdienstes in der Lindenfelser evangelischen Kirche für ein interessante Quiz gesorgt. © Jutta Haas

Zum Gottesdienst trafen sich alle Christen in der evangelischen Kirche, die Glocken beider Kirchen luden gleichzeitig dazu ein. Dekan Christof Zeis und Jochen Ruoff gestalteten den Gottesdienst. Unterstützung fanden sie in Renate Schneider, Heike Bauer, Manfred Riebel und Martina Müller. Für den musikalischen Rahmen sorgte der ökumenische Chor unter Leitung von Andreas Demmel. Der Chorleiter spielte auch die Orgel. Nach der Begrüßung durch Jochen Ruoff sangen die zahlreichen Besucher „Wie gut, dass wir einander haben“.

Vom Mainzer Dom zu Napoleon

Zur Auflockerung zu Beginn des Gottesdienstes hatte Christof Zeis ein Zeitstrahl-Quiz vorbereitet. Es gab Fragen, die konnten die evangelischen Christen leichter beantworten, andere Fragen die katholischen Christen. So wurden drei Kirchenbauten gezeigt und die Frage nach dem ältesten Gebäude gestellt. Das war dann der Mainzer Dom, der 1009 geweiht wurde. Oder es wurden drei Ordenstrachten gezeigt und die katholischen Christen wurden gefragt, welchem Kloster Martin Luther angehörte. Es war ein Augustinerkloster. Über Napoleon, der einen Vertrag, das Konkordat, mit dem Heiligen Stuhl abschließen konnte, führte der Zeitstrahl in die Gegenwart.

Wie Jochen Ruoff in seiner anschließenden Lesung verdeutlichte, spielen Dankbarkeit und Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle: „Wir können dankbar dafür sein, dass wir in Lindenfels die ersten Schritte für die Ökumene unternehmen konnten.“ Gemäß den Gedanken zum Reformationstag, gestaltete der Vorsitzende des Kirchenvorstands die Lesung und ging der Frage nach „Was ist Religion und was ist Glaube?“. Schließlich stellte er fest, dass Glaube und Liebe nicht fanatisch sein sollen. „Ein fanatischer Glaube führt in eine Sackgasse“, so Ruoff.

Wilhelm Baur legte Meilensteine

Nach dem gemeinsamen Gottesdienst mit Gebeten und Fürbitten, dem Segen und der Sendung waren alle Besucher zum gemeinsamen Herbstfest eingeladen. In den Räumen der katholischen Kirchengemeinde warteten Mittagessen und leckere Kuchen auf die Besucher. Eine gelungene und umfangreiche Ausstellung über die Kirchengeschichte und Gegenwart in Lindenfels hatten Heike Bauer und Norbert Staps vorbereitet. Für stimmungsvolle Melodien in der Kirche sorgte Philipp Müller mit dem Akkordeon.

Die Ausstellung informierte über den Beginn des christlichen Lebens in Lindenfels mit der Michaelis-kapelle auf der Burg. Dargestellt wurde die Geschichte der katholischen Pfarrkirche St. Petrus und Paulus sowie die der evangelischen Kirche mit gelungenen Aufnahmen von den Gebäuden und deren Einrichtung.

Zum Thema gehört auch der evangelische Theologe Wilhelm Baur. Er und seine Familie haben für das soziale Leben in Lindenfels viele Meilensteine gelegt, die bis in die Gegenwart wirken. Dazu gehört die evangelische Kindertagesstätte und gehörte auch das Luisenkrankenhaus – die medizinische Versorgung hat in Lindenfels eine lange Geschichte. Berichtet wurde über das Josephsheim in Lindenfels.

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Im Vortrag fanden sich auch die Heilig-Blut-Kapelle in Kolmbach sowie die Schutzengelkapelle in Seidenbuch. Informiert wurde über die Schlierbacher evangelische Kirche und die Kirche in Winterkasten. Gezeigt wurde das evangelische Gemeindezentrum der Waldhufenkirche in Winterkasten und der Kindergarten „Morgenstern“. Der Vortrag endete mit der noch jungen ökumenischen Gemeinschaft in Lindenfels.

In der Burgstraße 41 finden sich heute das Pfarrbüro des Pastoralraums Weschnitztal sowie die katholische Pfarrei St. Petrus und Paulus. Unter derselben Adresse ist auch das Gemeindebüro der evangelischen Kirchengemeinde zu finden. Umfangreiche Quellenangaben zeugten von einer wahren Fleißarbeit von Heike Bauer und Norbert Staps, die diese 200 Seiten umfassende Ausstellung zusammengestellt hatten.

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