Kaffeeklatsch

Vortrag über das Kolmbacher Wahrzeichen Heilig-Blut-Kapelle

Ortsvorsteher Kurt Dersch berichtete über die Heilig-Blut-Kapelle und auch ein Film aus dem Jahr 1961 wurde gezeigt.

Von 
Philipp Kriegbaum
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Die Heilig-Blut-Kapelle in Kolmbach © jhs

Kolmbach. Der Kolmbacher Kaffeeklatsch erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Jedenfalls waren beim jüngsten Treffen fast alle Stühle besetzt. Die drei Organisatorinnen Birgit Wolf, Gabi Schreiber und Steffi Maurer hatten Ortsvorsteher Kurt Dersch (BILD: ppp) für einen Vortrag über die Geschichte des Wahrzeichens von Kolmbach, die Heilig-Blut-Kapelle, gewonnen. Eigentlich hatte Dersch sein Referat für den Pfarrgemeinderat von St. Petrus und Paulus Lindenfels vorbereitet. Das Gremium hatte deswegen bei ihm angefragt. Es kam dann aber nicht zu dem Vortrag. Ratsmitglied Heike Bauer weilte unter den Zuschauern; Dersch bot ihr an, die Präsentation in Lindenfels nachzuholen.

Die Kapelle gehört zur katholischen Pfarrgemeinde des Burgstädtchens. Das war schon im August 1961 so, als ein Aufnahmeteam des Hessischen Rundfunks in Kolmbach war, um vom Brauch der Kräuterweihe zu berichten. Gefilmt wurden die Prozession der Kinder zur Kapelle und der dort von Pfarrer Dr. Werner Geiger gehaltene Gottesdienst. Im Kommentar war von „einer Dorfkirche in Lindenfels“ die Rede, obwohl Kolmbach damals noch eine eigenständige Gemeinde war.

Heilig-Blut-Kapelle in Kolmbach – Geschichten und Fakten

  • Der Name geht zurück auf das Blutwunder von Walldürn im 14. Jahrhundert. Dabei soll sich der Wein aus einem umgestoßenen Kelch zu einem Bild des gekreuzigten Christus geformt haben.
  • Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Wunder von Papst Eugen IV. offiziell anerkannt.
  • Seit 1456 finden Wallfahrten nach Walldürn statt. Kolmbach liegt am Wallfahrtsweg von Worms nach Walldürn.
  • 1854 ließ Philipp Bauer die Kapelle auf seinem Hofgut zum Andenken an seinen tödlich verunglückten Sohn errichten. Nachdem das Hofgut verwaist war, ging es an die Gemeinde.
  • Ab 1930 wurden in der Kapelle katholische Gottesdienste gehalten.
  • Pfarrer Dr. Werner Geiger setzte sich für einen Neubau ein. 1957 kaufte die Gemeinde Kolmbach Grundstück und Gebäude.
  • 1959/60 war das inzwischen baufällige Kirchlein zu klein geworden und wurde abgerissen.
  • Der von dem Lorscher Architekten Henkes geplante Neubau wurde 1961 fertiggestellt.
  • Dessen Grundfläche beträgt 15 mal 8,80 Meter, die Höhe mit Turm 12 Meter.
  • Der Sockel ist aus Buntsandstein, das Mauerwerk aus Backstein.
  • Der Raum bietet Platz für etwa 120 Sitzplätze.
  • Der Glockenturm ist mittlerweile mit einem elektrischen Läutwerk ausgestattet.
  • Fritz Keim gestaltete den Wandteppich an dem aus heimischem rotbraunen Quarz gebauten Hochaltar, der Glasmaler Lorenz Mattheis das Wabenfenster. ppp

Die Kapelle war damals nagelneu, obwohl sie ursprünglich aus dem Jahr 1854 stammt. Das frühere, noch nicht an die Stromversorgung angeschlossene Gebäude war baufällig geworden. Es wurde abgerissen und durch ein größeres etwas weiter oben auf dem Hügel in der Ortsmitte ersetzt.

Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald sei seinem Antrag gefolgt, es zu einem Geopunkt zu erklären, berichtete Kurt Dersch. Das entsprechende Schild liege zur Genehmigung bei der Stadt Lindenfels vor.

Nur mit der linken Hand

Die Kräuterweihe gehöre zu den volkstümlichen Bräuchen der römisch-katholischen Kirche, so Dersch. Dabei würden zu Maria Himmelfahrt Kräuter zu einem Strauß gebunden, zur Kirche gebracht und dort vom Priester gesegnet. Das Brauchtum gehe vermutlich auf die Überlieferung des Kirchenvaters Johannes von Damaskus zurück. Danach soll das leere Grab Mariens bei seiner Öffnung nach Rosen und Kräutern geduftet haben.

Kurt Dersch verwies auf die Ähnlichkeit zu heidnischen Bräuchen: Die Kräuter für die Weihe mussten mit der linken Hand gepflückt werden. Der Ortsvorsteher stellte das Video ans Ende seines Vortrages. Als dabei im Gottesdienst „Großer Gott, wir loben Dich“ gesungen wurde, sangen einige der Gäste im Dorfgemeinschaftshaus leise mit.

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Der Gesang kam hauptsächlich von den Plätzen in der Nähe des früheren Gadernheimer evangelischen Pfarrers Erwin Köber, der als Ehrengast in Kolmbach begrüßt wurde. Er erzählte einige Anekdoten, die sich im Zusammenhang mit den komplexen kirchlichen Zuständigkeiten in Kolmbach zugetragen hatten. Die katholischen Christen gehen zum Gottesdienst nach Lindenfels, die evangelisch-reformierten nach Schlierbach und die evangelisch-lutherischen nach Gadernheim. Köber bot an, bei einem der nächsten Treffen darüber zu berichten.

Info: Das Video aus dem Jahr 1961 im Internet: ardmediathek.de/video/hr-retro-oder-hessenschau/ kraeuterweihe-in-lindenfels/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xOTc5MzM

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