Lindenfels. Die Ideenwerkstatt Lindenfels, sie wurde von aktiven Menschen in der evangelischen Kirche ins Leben gerufen, hatte zu einem philosophischen Gespräch eingeladen. Die Gruppe hatte sich dazu ein schönes Plätzchen im Garten an der Kirche gesucht. „Bei uns sind alle Menschen willkommen, egal welcher Konfession“, betonte Andreas Krauß, der den Gesprächskreis leitet.
Es drehte sich alles um die Frage: „Hat alles einen Sinn?“ Mit Gedanken, die auf Kärtchen geschrieben waren, hatte sich Andreas Krauß vorbereitet. Die Kärtchen verteilte er in der Gruppe und bat zunächst darum, dass jeder sich mit seinen Nachbarn und mit Hilfe der Gedanken auf den Kärtchen auf das Thema einstimmt.
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In der großen Runde wurde dann der Sinnfrage auf den Grund gegangen. Jeder Teilnehmer trug dazu seine Lebenserfahrungen bei. Es wurde außerdem deutlich, dass es in der Geschichte bereits zahlreiche Philosophen gab, die sich über das Wort „Sinn“ Gedanken gemacht haben. Doch ändern sich die Meinungen über den Sinn nicht im Laufe der Jahrhunderte? Spielen gesellschaftliche, religiöse oder politische Einflüsse eine Rolle?
„Die Interpretation des Wortes Sinn ist individuell. Jeder Mensch kann es anders definieren“, sagte eine Teilnehmerin. Eine weitere ergänzte, dass der Sinn bei bestimmten Ereignissen sich oftmals erst im Nachhinein zeige.
Besprochen wurde auch die Bedeutung des Wortes Sinn. Kommt es von den Sinnen Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen. Oder erwächst der Sinn aus einer gewissen Logik? Dann wurde der Frage nachgegangen, wer überhaupt entscheidet, was Sinn hat.
Unsinn kann sich als sehr sinnvoll erweisen
Mit dem Sinn verbunden ist der Unsinn. Schnell merkten die Diskussionsteilnehmer, dass der nicht unbedingt das Gegenteil von Sinn sein muss. Unsinn kann sich auch als sehr sinnvoll erweisen. Etwa wenn sich jemand unsinnigerweise gegen den Hausputz entscheidet und dafür vielleicht mit einem lieben Partner oder Kindern einen Spaziergang unternimmt.
Ein weiterer Gedanke schob das Wort „Sinn“ in die Naturwissenschaften. Wie sinnvoll war die Evolution? Oder wie sinnvoll sind die unerklärbaren Ordnungssysteme in der Natur. Etwa die Wabenstrukturen, die nicht nur die Bienen zum Nestbau nutzen. Von der Natur zum menschlichen Leben: Es mag Menschen geben, die sich im fortgeschrittenen Alter die Frage stellen, ob ihr Leben Sinn hatte. Dazu waren sich die Diskussionsteilnehmer schnell einig: Jedes Leben hat seinen Sinn – egal ob das der Menschen oder das eines noch so kleinen Tieres. Anders gesagt: jedes Leben ist wertvoll. Mit „wertvoll“ sind allerdings nicht Geld und Gut gemeint.
Nach einer Stunde des Gedankenaustausches gab es zu der zentralen Frage zwar kein Ergebnis. Es zeigte sich aber, dass es allen Spaß bereitet hatte, sich darüber Gedanken zu machen. „Bei den philosophischen Gesprächen dürfen alle Gedanken ausgesprochen und auch weiterentwickelt werden“, sagte Andreas Krauß. Das wurde auch an diesem Abend deutlich. Immerhin hatten sich acht Gleichgesinnte getroffen, auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren oder eigene Sichten auf das Thema hatten.
„Sinn ist etwas, was Freude macht“ – darauf konnten sich alle einigen. Beim anschließenden lockeren Gespräch bei Getränken und einem Imbiss wurde festgelegt, dass sich die Gruppe am Freitag, 11. Oktober um 18 Uhr wieder trifft. Weitere Interessenten sind dazu willkommen.
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