Drachenfels

Untersuchung ergab: Wasser brachte Drachenfels zum Rollen

Nach dem Unglück musste erst einmal festgestellt werden, wie die Eigentumsverhältnisse am Burgberg sind.

Von 
Philipp Kriegbaum
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Klaus Mohr am Drachenfels im Lindenfelser Kurgarten © Philipp Kriegbaum

Lindenfels. Klaus Mohr schwört Stein und Bein: Fridolin und seine sieben Frauen sind unschuldig. Fridolins Bild trägt er als Tätowierung auf dem Unterarm. Der inzwischen Verblichene war sein liebster Ziegenbock. Und, so Mohr: „Ziegen fressen keine Wurzeln.“

Nach dem Felsrutsch vor 15 Jahren waren in Lindenfels Spekulationen ins Kraut geschossen, was den Stein ins Rutschen brachte. Eine der Mutmaßungen: Die Ziegen könnten den Untergrund am Burghang so sehr gelockert haben, dass der „Drachenfels“ sein Bett verließ.

Ziegenhalter Mohr, Vorsitzender des Fördervereins Burg Lindenfels, hatte damals für seine Bergziegen Gertrud, Gudrun, Helga, Susi, Lottchen, Bärbel und Lissje sowie die beiden Ziegenherren Fridolin und Wendelin den Burghang als naturnahe Weide eingezäunt. Für Kinder waren die Tiere eine Attraktion. Angenehmer Nebeneffekt: Sie fraßen Gras, Äste, Blätter und Sträucher weg und räumten so den Hang auf.

Mit dem Felsrutsch, da ist sich Mohr ganz sicher, haben sie nichts zu tun. Dieser ereignete sich laut Informationstafel „infolge natürlicher Erosion“. Steter Tropfen hatte den Stein zwar nicht gehöhlt, sich aber oberhalb von ihm angesammelt und ihn zum Rutschen gebracht.

Nach dem Vorfall war zunächst nicht klar, auf wessen Grund und Boden der Stein des Anstoßes gelegen hatte: auf dem der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen – dem Eigentümer der Burg – oder auf dem der katholischen Pfarrgemeinde St. Petrus und Paulus.

Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen, sagt der Volksmund. Die Kirche stellte deshalb erst mal die Fakten fest und ließ einen Vermessungsingenieur kommen, der am Burghang jeden Stein umdrehte. Ergebnis: Der abgerutschte Felsen kam vom Gelände der Kirche.

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Fridolin und sein Gefolge dürfen heute nicht mehr dort weiden, erzählt Klaus Mohr: „Die Kirche wünscht das nicht mehr.“ Nach einigen steinerweichenden Debatten einigte man sich darauf, dass jeder Grundstückseigentümer für seinen eigenen Schaden aufkommen musste. Die Kirche für die Schäden am Hang und an der bergseitigen Mauer, das Land Hessen für den größten Teil des Restes. Denn die auch die Mauer am Kurgarten gehört der Schlösserverwaltung des Landes. Die Stadt Lindenfels hatte Glück im Unglück: Ihr Schaden blieb im drei- bis unteren vierstelligen Bereich. In Anbetracht der angespannten Haushaltslage nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. ppp

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