Vor 15 Jahren

Der Drachenfels sorgte für große Aufregung in Lindenfels

Es ist ein dicker Brocken, der seit genau 15 Jahren im Lindenfelser Kurgarten liegt und auf den Namen Drachenfels getauft wurde.

Von 
Philipp Kriegbaum
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Der tonnenschwere Granitbrocken nach seinem Absturz in den Kurgarten im November 2009. © Klaus Johe

Lindenfels. Wie schwer ist er wirklich? „Gut und gerne 20 Tonnen“ (BA vom 26. November 2009), „25 Tonnen“ (Spiegel Online vom 26. November 2009), „50 bis 80 Tonnen“ (Informationstafel im Kurgarten) oder gar „80 Tonnen“ (Starkenburger Echo vom 26. Juli 2013)? Fest steht: Es ist ein dicker Brocken, der seit genau 15 Jahren im Lindenfelser Kurgarten liegt und auf den Namen Drachenfels getauft wurde. Gewogen hat ihn bisher niemand.

Am frühen Morgen des 25. November 2009 verließ er sein Bett am Fuß der Burg, durchbrach zwei Mauern, rutschte über den Weg zur Burg, nahm eine Laterne mit und fand sein neues Bett im aufgeweichten Boden etwa 20 Zentimeter oberhalb der Pergola im Kurgarten. Auch von einer Schranke und einem schmiedeeisernen Tor ließ er sich bei seiner Talfahrt nicht aufhalten.

Der Stein hinterließ „eine Schneise der Verwüstung“, steht auf der Informationstafel im Kurgarten. Wer den Felsrutsch als erster entdeckte, lässt sich nicht mehr einwandfrei rekonstruieren. Der damalige Bürgermeister Oliver Hoeppner geht davon aus, dass es die Reinemachefrau war, die im Bürgerhaus am frühen Morgen arbeitete und von einem „Rauschen“ erschreckt wurde. Der katholische Geistliche Pfarrer Johannes Xuan Hai Dang hörte ein „ungewöhnliches Geräusch“, war am nächsten Tag im BA zu lesen, und habe „unmittelbar zum Telefon gegriffen“, als er den steinernen Koloss im Kurgarten sah.

Heute möchte sich der Geistliche nicht noch einmal zu dem Vorfall äußern. „Alles, was ich sagen wollte beziehungsweise, was ich damit zu tun hatte, stand damals im besagten Artikel“, beantwortete er unsere Anfrage.

Klaus Mohr vom Förderverein Burg erinnert sich, dass er gegen 6.30 Uhr von Bauhofmitarbeiter Bernd Stuckert angerufen wurde: „Du muschd glei kumme.“ Von der Burg sei ein Stein „heruntergefallen“, habe ihm Stuckert aufgeregt berichtet. „Ich dachte erst: Na und?“, erzählt Mohr und beschreibt mit einer Geste eine Kugel von etwa zehn Zentimetern Durchmesser. Tatsächlich war der Granitbrocken etwa drei Meter hoch, fünf Meter breit und wohl über 50 Tonnen schwer.

Der Brocken wurde schnell zur Touristenattraktion

Als Bürgermeister Hoeppner gegen 7.30 Uhr zum Rathaus kam, herrschte jedenfalls schon reger Betrieb am Felsen. Dem Rathauschef fiel ein Stein vom Herzen: Menschen waren nicht verletzt worden. Klaus Mohr sagte, er habe zwei Tage vor dem Felsrutsch noch auf dem Koloss gestanden, um nach seinen am Hang weidenden Ziegen zu sehen. Am frühen Morgen des 25. November grasten die Tiere auf der anderen Seite des Berges und blieben unverletzt. Ob sie ihr tierischer Instinkt gewarnt hat? Man weiß es nicht.

Mitarbeiter des Bauhofs sperrten den arg in Mitleidenschaft gezogenen Weg zur Burg ab. Für Fußgänger wurde eine Umleitung über den Kurgarten und den Schlosswaldweg eingerichtet. Der Hang musste abgesichert und die zerrissenen Stromleitungen von Fachleuten vom Netz getrennt werden. „Auf die nächtliche Beleuchtung der Burg muss wegen der unterbrochenen Stromversorgung vorerst verzichtet werden“, stand im BA. Mittlerweile ist alles wiederhergestellt.

Am Fuß des Steins grinst inzwischen ein weißer Plastikdrache, den der Verkehrsverein aufgestellt hat. Eine Beseitigung der Riesenmurmel, das war auf schnell zu erkennen, würde aufwendig und teuer werden. Deshalb entschlossen sich die Verantwortlichen, einem alten Kölner Sprichwort zu folgen: „Dä Stein, dä mer nit heve kann, dä lies mer lige.“

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Schnell bewahrheitete sich die Hoffnung, der dicke Brocken würde zur Attraktion werden: Er erlangte überregionale Popularität. Im Sommer 2010 lobten die Verantwortlichen zusammen mit dieser Zeitung einen Wettbewerb zur Findung eines Namens aus. Der Name müsse zu Lindenfels passen, sagte damals Bürgermeister Hoeppner. Und: „Der Name muss verständlich sein.“ Vorschläge wie „Gaaseschdoa“ (Ziegenstein) kamen deshalb nicht in die engere Wahl.

Der Gedanke des Lindenfelsers Lutz Pfeffer gefiel am besten: Der Bürgermeister und sein Tourismuschef Klaus Johe entschieden sich für seinen Vorschlag Drachenfels.

Freier Autor Schwerpunkte: Lokales Lindenfels / Lautertal, Chorgesang, Vereine, Hintergründe.

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