Lindenfels. Sie ist das Wahrzeichen von Lindenfels, thront auf dem Schlossberg oberhalb des beschaulichen Städtchens und bietet eine herrliche Panorama-Aussicht auf die Hügelkette des Odenwalds: Die mittelalterliche Burgruine. Neben der Kernburg mit ihren mächtigen Mauern und der Fürther Toranlage, dem Kellergewölbe und dem Zwinger ist auch noch das Bollwerk erhalten. Es befindet sich unmittelbar westlich des Wohnhauses der Burgstraße 31a.
Das im 14. Jahrhundert errichtete Bollwerk diente zur Fortifikation der Nordostecke der annähernd rechteckig angelegten Stadtmauer von Lindenfels. Es bildet die Verbindung zwischen der vom Burgberg herabführenden inneren Nordmauer und der inneren Ostmauer mit dem ehemaligen Stadttor in der Burgstraße.
Allerdings befindet sich das Bauwerk insgesamt in einem sehr schlechten Zustand, wie der Bauausschuss und die Stadtverordnetenversammlung in einem Informationsschreiben der Verwaltung nun erfuhren. Die Schäden treten hauptsächlich an der Außenschale des Mauerwerks auf. Das Mauerwerk weist starken Bewuchs und – damit einhergehend – starke Durchwurzelung des Mauergefüges auf.
Einzelne Steine drohen auszubrechen und abzustürzen
„Das Fugenbild des gesamten Bollwerkes ist stark ausgewaschen, der dahinter vorhandene Mörtel sandig und bindemittelarm“, heißt es in der Gremienvorlage. Einzelne Steine, insbesondere an den herausragenden Ecken der ehemaligen Wehrplattform, drohen aufgrund der vollständig ausgewaschenen Verfugung aus dem Mauergefüge auszubrechen und abzustürzen.
Ein Teilbereich der Außenschale im Mauerfuß der Nordwestseite ist 2023 auf einer Fläche von etwa einem halben Quadratmeter ausgebrochen. „Die Mauerkrone ist entfestigt, Teilbereiche der Außenschale beulen aus. Im Zuge des Abbruches des südlich an das Bollwerk anschließenden Abschnittes der östlichen Stadtmauer wurden auch ein Teil der Oberseite des stadtseitig gelegenen flachen Mauerwerksbogens sowie dessen östliches Auflager abgetragen“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Mehrere Mauern weisen Risse auf
Die Fugen auf der Unterseite des Bogens seien ebenfalls stark ausgewaschen. Zwischen dem Bogenmauerwerk in der westlichen Nische des Turmes und dem davor liegenden, frei spannenden Bogenteil habe sich ein Riss gebildet.
Auch einige im Umfeld des Bollwerks befindlichen Bauwerke sind bereits in Mitleidenschaft gezogen worden. So haben sich etwa in der Westwand des modernen Wohnhauses südlich des Bollwerks starke, treppenförmig – von oben außen nach Mitte unten – verlaufende Risse gebildet. Diese Risse seien jedoch nicht auf Folgeschäden aufgrund von Einflüssen aus dem Bereich des Bollwerks zurückzuführen, sondern eher auf eine unzureichende Hausgründung. Die Gartenmauer westlich des Bollwerks weist ebenfalls leichte Risse auf.
Zahn der Zeit nagte auch bereits an der Notsicherung der Burg Lindenfels
Das Bollwerk wurde bereits mehrmals provisorisch ertüchtigt, damit von dem Bauwerk keine Gefahr ausgeht. 2005 wurde vom Münchner Ingenieurbüro „Kayser und Böttges / Barthel und Maus“ (KBBM) ein Gutachten erstellt (ein aktualisiertes Gutachten wurde im Mai dieses Jahres vorgelegt), 2007 wurden Sicherungsmaßnahmen konzipiert und vorgenommen.
Diese bis heute bestehende Unterstützung des Bauwerks beinhaltet eine provisorische Überdachung der Wehrplattform und eine Unterfangung des Bogens mit hölzernem Traggerüst. Unterfangungen sind Maßnahmen, die dazu dienen, ein Fundament oder andere Gebäudeteile abzustützen. Doch selbst an dieser Notsicherung hat nun schon der Zahn der Zeit genagt. Die Oberseite der Bogenunterfangung besteht nämlich aus Spanplatten und diese sind in der Mitte völlig verfault. Die Schäden sind also vor allem witterungsbedingt.
Für die Sanierung könnten Zuschüsse beantragt werden
Im Jahr 2023 wurden abermals Sicherungsmaßnahmen durchgeführt: Das Bollwerk wurde auf Hinweis von KBBM zur Reduzierung der Steinschlaggefahr eingenetzt. Lediglich die Überdachung der Wehrplattform befindet sich in „einem guten Zustand“, so die Verwaltung.
Eine komplette Sanierung des Bollwerks würde nach Schätzungen des aktualisierten Gutachtens mit circa 320 000 Euro zu Buche schlagen.
Im Bauausschuss hatte sich Martin Krey (Grüne) erkundigt, ob das akribisch angefertigte Gutachten als Grundlage dienen könnte, um Fördermittel für die Sanierung zu beantragen. Bauamtsleiter Andreas Keil sagte, dass es durchaus möglich sei, Zuschüsse für dieses Projekt zu erhalten, beispielsweise über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. „Allerdings müssen wir zunächst wissen, wie viel die Sanierung tatsächlich kostet“, so Keil.
Da die Aktualisierung des Gutachtens bereits vor einiger Zeit angefertigt wurde, ist davon auszugehen, dass die Kosten mittlerweile höher liegen. „Die 320 000 Euro reichen bei Weitem nicht“, vermutete auch Inge Morckel (FDP) und fragte, ob nicht möglicherweise nur eine Teilsanierung des Bollwerks in Betracht käme. Heiko Grieser (SPD) gab zu bedenken, dass die Kosten durch eine noch weiter fortschreitende Beschädigung nur noch höher werden würden.
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