Lindenfels. Ein kleiner älterer Herr mit Rauschebart und Schirmmütze gehört zum Stadtbild von Lindenfels wie die Silhouette der Burg. Mal in Zivil, mal im Arbeitsanzug, mal in Odenwälder Tracht hinter der Drehorgel, mal auf dem Elektromobil – Klaus Mohr ist fast immer „uff de Gass“, wie er zu sagen pflegt. Er ist Gründungsmitglied und Vorsitzender des Fördervereins Burg Lindenfels und war zusammen mit seiner Gattin maßgeblich an der Gründung der Initiative „Wir für Lindenfels“ vor knapp zwei Jahren beteiligt.
Ziegenbock Fridolin war das Familienoberhaupt der Burgziegen
Mit Ziegenbock Fridolin marschierte Mohr regelmäßig beim Burgfestumzug mit. Fridolin ist inzwischen im Ziegenhimmel und war Familienoberhaupt der Burgziegen. Das Ehepaar Mohr schaffte die kleine Herde 2008 an und stellten sie dem Verein zur Verfügung, um Unkraut und Gestrüpp am Burghang im Zaum zu halten. „Die Ziegen wurden schnell zur Attraktion für Burgbesucher“, sagt Petra Geßner-Mohr.
Vor 15 Jahren gerieten sie unverschuldet in den Verdacht, den Lindenfelser Felsrutsch verursacht zu haben. Durch Erosion hatte sich ein tonnenschwerer Granitblock am Burghang gelöst und war in den Kurgarten hinuntergerutscht. Böse Zungen hatten seinerzeit behauptet, die Ziegen hätten den Hang so kahl gefressen, dass der Fels seinen Halt verlor. Aber: „Ziegen fressen keine Wurzeln“, stellt Mohr klar.
Kettensägenkünstler modellierten Ritter und Drachenbank
Die offizielle Gründung des Fördervereins Burg Lindenfels erfolgte am 26. Januar 2008 in der Gaststätte „Waldschlösschen“. Klaus Mohr wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt und ist es bis heute geblieben. Vorläuferin des Fördervereins war die Arbeitsgemeinschaft (AG) Burg Lindenfels, die sich in der von Dieter „Blaulicht“ Kessel initiierten „Kulturoffensive Mach Mit“ (KOMM) gebildet hatte. Erste Aktionen der AG Burg waren die Instandsetzung des Rundweges um die Burg und Reinigungsarbeiten. Heute hat der Förderverein 53 Mitglieder. Die meisten von ihnen sind über 50 Jahre alt.
Später widmete sich der Förderverein dem Theaterkeller, ebnete dort den Boden und befestigte ihn mit Backsteinen. Er engagierte Kettensägenkünstler, die den Ritter im Theaterkeller sowie eine Drachenbank modellierten. Die Bank steht heute im Drachengarten hinter dem Haus Baureneck, in dem das Deutsche Drachenmuseum seinen Sitz hat.
Initiative will Nistkästen bauen und Rückzugsort für Igel schaffen
„Samstags werd die Gass gekehrt“ war der Leitspruch bei der Gründungsversammlung der Initiative „Wir für Lindenfels“ im Mai 2023. Initiatoren waren das Ehepaar Mohr und Mitglieder des Fördervereins Burg.
Im Frühjahr will die Initiative unter dem Titel „Lindenfels blüht“ bienenfreundliche Hecken pflanzen, Nistkästen für Vögel und Eichhörnchen aufhängen, eine Blumenwiese anlegen sowie Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeiten für Igel und Kleintiere schaffen.
Da das Projekt Kosten verursacht, bittet die Initiative die Lindenfelser um Unterstützung, sei es „durch Mann- oder Frauenpower oder auch durch finanzielle Spenden“, so Petra Geßner-Mohr.
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