Gadernheim. Es kam, wie es kommen musste. Auch in der Gemeindevertretung wurde zum Bebauungsplan Wilhelm-Leuschner-Straße in Gadernheim noch einmal das Fass aufgemacht, ob den Bauherren die Nutzung von Solaranlagen und Regenwasserzisternen vorgeschrieben werden soll.
Da half es auch nichts, dass sich Jürgen Röhrig (LBL), der Vorsitzende des Bauausschusses, schier die Haare raufte und immer wieder darauf verwies, dass dies bereits bei einem Ortstermin und in einer Ausschuss-Sitzung ausführlich beraten und anschließend verworfen worden sei.
Denn es hatte dabei keine Einigkeit gegeben: LBL und CDU lehnen die Pflicht ab, SPD und Grüne sind dafür. Sie legten daher in der Gemeindevertretung bei ihrer Argumentation noch einmal nach. Es blieb zunächst aber alles beim alten, der Entwurf wurde ohne Veränderungen zur Offenlage geschickt. Festgelegt wurde aber, die beiden Themen bei der abschließenden Beratung nach der Offenlegung nochmals zu diskutieren.
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Dabei zeigte sich bereits, dass bei diesen Gesprächen der Blick über den Gadernheimer Bebauungsplan hinausgehen wird. Tobias Pöselt (SPD) kündigte einen Antrag seiner Fraktion an, diese Dinge grundsätzlich zu regeln. Es sei an der Zeit, das Flickwerk zu beenden und bei jeder einzelnen Planung darüber zu debattieren. Was die Pflicht zur Nutzung von Solarenergie angehe, so werde diese über kurz oder lang ohnehin kommen, verwies Pöselt auf eine entsprechende Regelung in Baden-Württemberg.
Carsten Stephan (CDU) begrüßte die Initiative und schlug interfraktionelle Gespräche darüber vor, um einen gemeinsamen Antrag auf die Beine zu stellen. Stephan hatte zuvor bereits betont, dass die CDU nicht gegen die Nutzung der Photovoltaik und von Zisternen sei. Es sei aber nicht sinnvoll, angesichts der ohnehin deutlich gestiegenen Preise auf dem Bausektor dies vorzuschreiben und damit den Bauherren weitere Belastungen aufzuerlegen.
Photovoltaik zum Nulltarif
Erich Sauer verwies darauf, dass in Deutschland 400 000 Wohnungen fehlten. Das liege auch daran, dass den Bauherren immer neue Hürden in den Weg gestellt würden. Auch in Lautertal werde Wohnraum gebraucht, und es gebe bereits jetzt genug Probleme damit, ihn zu schaffen. Carsten Stephan forderte, die Gemeindevertreter, die solche Ziele vertreten, müssten erst einmal selbst mit gutem Beispiel vorangehen und Solarenergie sowie Zisternen nutzen.
Albrecht Kaffenberger (SPD) wies das Preisargument dagegen zurück mit dem Hinweis auf die Möglichkeit, die eigene Dachfläche an einen Energieversorger zu vermieten. Der baue dann dort selbst eine Anlage auf, die Kosten für den Hauseigentümer seien gleich null. Aber auch der Kauf einer eigenen Solaranlage falle bei den für das Neubaugebiet genannten Preisen kaum ins Gewicht.
In der Frage einer Zisternen-Pflicht verwies Kaffenberger auf die Bemühungen der Gemeinde zum Hochwasserschutz. Wenn eine solche Pflicht nicht nur an der Wilhelm-Leuschner-Straße eingeführt werde, sondern auch bei den Baugebieten Destag in Reichenbach und Schmelzig in Elmshausen könnten insgesamt rund 1000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden, was die Lauter bei starken Niederschlägen deutlich entlaste. Dass eine Zisternen-Pflicht möglich sei, zeige die Gemeinde Modautal, die sie bereits eingeführt habe.
Frank Maus (Grüne) nannte den Bebauungsplan „mutlos und nicht zeitgemäß. Das kann man so nicht machen.“ Die Gemeinde mache im Grunde einen Schritt um zwei Jahrzehnte zurück, weil sie damals bereits den Hausbesitzern am Höllackerweg in Reichenbach Zisternen vorgeschrieben habe. Auch Maus verwies darauf, dass der Bau von Zisternen dem Hochwasserschutz diene. Dabei gehe es natürlich nicht nur um die fünf neuen Häuser in Gadernheim, sondern um die gesamte Gemeinde.
Dass alle fünf neuen Häuser mit einer Wärmepumpe ausgestattet werden sollen, hält Maus für falsch. „Die einzige richtige Lösung“ bestehe darin, eine zentrale Wärmegewinnung mit einer Wärmepumpe zu bauen. Das werde nicht nur die Kosten, sondern auch die Schallemissionen senken. Die sah Carsten Stephan allerdings nicht als Problem an. Auch in der Heppenheimer Nordstadt gebe es viele Neubauten mit Wärmepumpen, ohne dass es dort unerträglich laut sei.
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