Lautertal. Die Kirchengeschichte in Beedenkirchen ist bis 1527 zurückverfolgbar. Doch auch die Gemeinde mit ihrer 1728 gebauten Dorfkirche mit ihrem barocken Charakter unterliegt dem Reformprozess der Evangelischen Kirche. In einer Gemeindeversammlung informierte der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Jürgen Schellhaas, über die aktuelle Entwicklung.
Die Notwendigkeit des Prozesses werde deutlich wegen des Rückgangs der Mitgliederzahlen in der Kirche und den damit einhergehenden Verlust an Kirchensteuermitteln. Der Sparkurs ist für viele Gemeinden ein schmerzlicher Prozess, sie verlieren dabei den Mittelpunkt ihres kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens.
In Beedenkirchen versucht man, dem entgegenzusteuern. So wurde inzwischen ein Kirchenverein gegründet werden, der die Pfarrscheuer erhalten möchte. Hier sind die Beedenkircher zuversichtlich, dass der Treffpunkt durch Eigeninitiative erhalten bleiben kann.
Aus mehr als 1000 Gemeinden sollen 160 Kooperationsräume werden
Jürgen Schellhaas erläuterte die Ziele des Reformprojektes EKHN 2030. Umfangreiche Einsparungen in der Kirchenverwaltung seien geplant, mit Stellenabbau und der Aufgabe von Gebäuden. Zudem werden Büros zentralisiert und Kirchengemeinden zusammengelegt. Beedenkirchen gehört daher schon seit Anfang vorigen Jahres zum Nachbarschaftsraum Odenwald-Nord. Dazu gehören auch die evangelischen Gemeinden aus Gadernheim, Reichenbach, Lindenfels, Schlierbach und Fürth.
Aus über 1000 Kirchengemeinden sollen 160 Kooperationsräume werden. Diese können sich für eine von drei Rechtsformen entscheiden. Der Kirchenvorstand in Beedenkirchen möchte die Variante wählen, bei der die Gemeinde in ihrer derzeitigen Form bestehen bleibt und ihren eigenen Haushalt verwaltet. „Es gibt einen Gemeinsamen Ausschuss, der übergreifend steuert. Alle Entscheidungen müssen von den sechs Kirchenvorständen gleichlautend bestätigt werden“, berichtete Jürgen Schellhaas.
Doch mit diesem Wunsch ist Beedenkirchen im Nachbarschaftsraum Odenwald-Nord in der Minderheit. Die Mehrheit der Nachbargemeinden favorisiert ein Modell unter der Überschrift „Gesamtkirchengemeinde“. Dabei bleiben die einzelnen Kirchengemeinden nur auf dem Papier bestehen. Es wird ein Gesamtkirchenvorstand eingerichtet, und es gibt einen gemeinsamen Finanzhaushalt. Die Schaffung von „Ortskirchenbeiräten“ – analog den Ortsbeiräten in der Kommunalpolitik – ist möglich.
Die Gebäude der Gemeinden wurden in drei Gruppen eingeteilt. In die Gruppe A wurde die Kirche in Beedenkirchen eingeordnet. Sie wird wie bisher durch Kirchenmittel finanziert. Das Pfarrhaus und die Pfarrscheuer wurden in Gruppe C einsortiert. Sie sollen abgegeben werden, sofern nicht der Erhalt durch eigene Mittel möglich ist.
Das Pfarrhaus ist seit dem Ausscheiden von Pfarrer Reinald Engelbrecht nicht mehr Sitz einer Pfarrstelle und Dienstwohnung. Es wurde inzwischen vermietet. Was die Pfarrscheuer betrifft, so strebt der Kirchenvorstand eine Übergabe des Gebäudes an den Kirchengemeindeverein an. „Eine positive Einschätzung der Kirchenverwaltung liegt vor. Der Verein ist im Klärungsprozess“ , sagte Jürgen Schellhaas. Unklar ist die Zukunft des Freizeitheims, das von der Landeskirche schon länger nicht mehr bezuschusst wird.
Bei den bislang noch fünf Pfarrstellen im Nachbarschaftsraum sei eine Kürzung auf vier Pfarrstellen geplant. Bislang meldete sich niemand auf eine Ausschreibung für die Pfarrstelle Reichenbach 2, zu der Beedenkirchen gehört. Für die halbe Stelle der Gemeindepädagogin wird ebenfalls jemand gesucht, nachdem Heidi Dahl im August in den Ruhestand verabschiedet worden ist.
„Wir möchten das Positive in den Mittelpunkt stellen“
„Die Einschnitte sind für einen Teil der Kirchengemeinden so gravierend, dass ich persönlich um den Fortbestand evangelischer Gemeindearbeit in unserem Dorf fürchte,“ sagte Jürgen Schellhaas. Er appellierte an die Gemeinde: „Bleibt dran und helft aktiv mit, unsere christliche Gemeinschaft trotz aller Widrigkeiten zu erhalten.“
Schellhaas bedankte sich bei allen „kleinen und großen Helfern“. Sie übernahmen Arbeiten vom Hofkehren bis zur Unterstützung bei der Gestaltung der Gottesdienste, beim Kochen, Singen, Basteln und Helfen bei den Festen.
Katharina Altenrath vom Kirchenvorstand sagte: „Wir möchten das Positive in den Mittelpunkt stellen.“ Sie erinnerte an das Krippenspiel zu Weihnachten unter der Leitung von Gabi Röder. Die „Nacht der Kirchen“ im Februar erlebte großen Zuspruch. Viele Besucher seien dabei zum ersten Mal in der Beedenkircher Kirche und begeistert gewesen .
Im Frühling gab es einen Gottesdienst für die Jubelkonfirmanden statt und die Konfirmation von drei Jugendlichen aus Beedenkirchen. Im Sommer besuchten die Bruckberger das Dorf. Mit ihnen wurde das Bruckbergfest gefeiert. Mit dem Kerbgottesdienst und der Hubertusmesse ging es in den Herbst. Kurz vor der Gemeindeversammlung wurde in der schön geschmückten Kirche das Erntedankfest gefeiert.
Zum Gemeindeleben gehören der Mittagstisch am Donnerstag, das Treffen des Chores Vocapella immer donnerstags ab 19.30 Uhr, ein neuer Handarbeitstreff und die Kinderstunden.
Jürgen Schellhaas zeichnete bei der Gemeindeversammlung Ellen Bergoint aus. Sie gehört seit 40 Jahren dem Kirchenvorstand an und betreut das Büro der Kirchengemeinde. Schellhaas würdigte ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement.
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