Reichenbach. Das Felsenmeer selbst ist so sagenhaft, so dass es nicht verwundert, wenn es immer wieder in verschiedenen Sagen auftaucht. Auch die Knodener Kunst kommt in den Sagen der Region öfters mit ins Spiel. Zum Beispiel in der Erzählung vom Teufelsdreck, die allerdings ihren Anfang im Gasthaus Zur Riesensäule in Reichenbach nimmt.
Vor vielen Jahren war es dort nicht geheuer, da es des Nachts spukte. So konnte man dumpfes Klopfen vom Keller herauf hören, wie wenn man auf ein leeres Fass schlägt. Dann kamen Poltergeräusche und Gerumpel vom Dachboden. Selbst wenn kein Windhauch zu spüren war, schlugen plötzlich die Läden zu und die Tür zum Gastraum krachte ins Schloss. Gleichzeitig fegte der Wind durch den Kamin, so dass die Leute glaubten, der Teufel persönlich käme zu Besuch.
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Eigentlich war Wirt Georg Lampert ein eher furchtloser und nüchterner Mann und hielt daher diese nächtlichen Störungen für natürliche Vorgänge. Die Frauen im Haus dagegen waren von der Gespensterfurcht befallen. Sie weigerten sich, noch länger im Haus zu schlafen, wenn das „Webbern“ nicht aufhöre.
Lampert erklärte, dass das alles ganz natürlich sei, wollte aber schließlich dennoch herausfinden, was dahintersteckte. Als er keine Ursache für die unerklärlichen Störungen fand, wurde es auch ihm unheimlich. Er beschloss, der Sache ein Ende zu bereiten, und machte sich über den Kirchpfad hinauf nach Knoden.
Teufelsdreck landet im Felsbergwald
Dort suchte er den Schofnickel auf, der der Knodener Kunst des Brauchens mächtig war. Diese hatte er von seinem verstorbenen Großvater gelernt. Der Lamperts-Wirt konnte den Knodener dazu bringen, einige Nächte in seinem Haus zu schlafen, um das Gespenst zu bannen. Leider scheiterte der Schofnickel und musste unverrichteter Dinge wieder heimkehren.
Wenig später kam ganz zufällig der Struwwel in die „Riesensäule“. Von diesem kleinen, dürren Mann wusste niemand, wo er eigentlich hingehört. Bekannt war nur, dass er angeblich ein Zauberer sei. Diesem erzählte der Wirt von seinen Problemen und dass selbst der Schofnickel nichts vermocht hatte. Für den Struwwel stand sofort fest, dass hier der Teufel seine Hand im Spiel haben müsse. Diesem sei allein mit der Knodener Kunst das Handwerk nicht zu legen.
Struwwel zog mit Schippe und Besen durch das Haus
Er versprach, gegen eine entsprechende Belohnung der Angelegenheit ein Ende zu setzen. Allerdings benötige er wegen der Schwere des Falles etwas Zeit, um sich eine neue Schippe, einen neuen Besen mit sieben Ringen und weitere Dinge zu beschaffen.
Drei Tage später kehrte der Struwwel mit einem schwarzen Ranzen zum Nachtläuten zurück. Zuerst musste er noch auf den Friedhof, da das „Webbern“ im Zusammenhang mit einem Verstorbenen stünde. Als er zurückkehrte, war es stockdunkel. Den Wirt schickte er mit den Frauen in die Küche, wo sie sich nicht rühren sollten.
Mit dem geheimnisvollen Lederranzen, Schippe und Reisigbesen sowie einem „Gutlicht“ begab sich der Struwwel in das obere Stockwerk. Von dort war dann ein Kehren über die Stiegen hinab bis in den Keller zu vernehmen. Zurück in der Küche stellte er Schippe und Besen ab und präsentierte den ängstlichen Hausbewohnern eine hölzerne Schnupftabakdose, gefüllt mit grauem Pulver. Das sei der Teufelsdreck, den er im Haus zusammengekehrt habe, erläuterte der Struwwel.
Es herrschte wieder Ruhe im Gasthaus
Diesen müsse er jetzt um Mitternacht unter einer Zwillingsbuche im Felsbergwald nahe einem Sühnemal vergraben, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Seinen Lohn werde er in 14 Tagen abholen. Sprach’s und verschwand.
Tatsächlich war das „Webbern“ verschwunden und im Gasthaus Zur Riesensäule herrschte wieder Ruhe. Im Felsbergwald wuchs damals nahe dem Lampertstein eine merkwürdig geformte Zwillingsbuche, wo Struwwel den Teufelsdreck vergraben haben soll. Daher soll es dort bis heute nicht ganz geheuer sein.
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