Knoden. Auch der kleine Lautertaler Ortsteil Knoden hat einiges Sagenhaftes zu bieten. 2003 wurden von Thomas Maul überlieferten Geschichten unter dem Titel „Hütet Euch vor Knoden“ neu erzählt. Dort ist unter anderem zu lesen, dass sich die Knodener in der Kunst des Bannens und Festmachens verstanden.
So sollen Einwohner des Dorfes im Dreißigjährigen Krieg fremde Soldaten erst festgezaubert und dann einzeln erschossen haben. Einen von ihnen, der weder durch Schüsse noch durch Stichwaffen umzubringen war, schlugen sie mit Stöcken tot. Seinen Kopf versteckten sie unter einer Brücke, wo fortan sein Geist immer wieder spukte.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Besser davon kamen französische Reiter in einem späteren Krieg. Diese wollten Knoden plündern, wurden jedoch von einem Einwohner namens Rettig festgebannt. Daraufhin standen sie einen ganzen Tag bewegungslos im Regen. Als der Zauber am Abend nachließ, eilten sie schnellstens davon.
Mehrere Sagen gibt es von Knodens Bitsche-Nickel. Dieser war ein kräftiger Bursche und wurde gegen ein gutes Handgeld von den Preußen angeworben. Als Soldat landete er in einer Festung, wo es ihm aber schnell nicht mehr gefiel, so dass er desertierte. Der Kommandant der Festung, der auch etwas von Zauberei verstand, erreichte durch Magie, dass er nicht dort ankam, wohin er wollte, sondern morgens früh wieder vor der Festung stand.
Dort versteckte er sich. In der nächsten Nacht erging es ihm ganz genauso. Beim dritten Anlauf gelang ihm die Flucht, und er kam nach Knoden zurück. Die Preußen versuchten, über den Grafen von Schönberg die Erlaubnis zu erlangen, den Bitsche-Nickel einzufangen. Der Graf wollte die Preußen wegschicken. Doch der Nickel („Nikolaus“) sagte dem Grafen, dass er sie nur kommen lassen sollte. Die Preußen holten ihn daraufhin aus seinem Bett.
Eine deftige Abreibung für den Teufel
Auf dem Weg hinab ins Tal steckte sich der Bitsche-Nickel seine Pfeife an. Als sie an den Hohensteiner Felsen kamen, sagte er ganz ruhig: „So, jetzt habe ich euch weit genug begleitet, ihr könnt hingehen, wo ihr hergekommen seid, ich aber will wieder heim ins Bett“, und ging den Berg wieder hinauf. Die Preußen konnten nicht anders, als immer weiterzumarschieren. Dabei konnten sie nicht einmal den Kopf nach ihm umdrehen.
Vom Bitsche-Nickel wird auch erzählt, er habe sogar den Teufel gebannt. Dazu benötigte er von einem Waisenkind gesponnenen Zwirn sowie zwei abgewetzte Besen. Damit ging er zu einem Feld, das ebenfalls im Besitz eines Waisenkindes sein musste. Dieses Feld zäunte er mit dem Faden ein und formte mit den Besen ein Kreuz auf dem Boden. Und schon erschien der „grüne Jäger“ mit einer roten Hahnenfeder am Hut.
Er übersprang die Absperrung. Als er die Besen berührte, verwandelten sich diese in zwei Hexen, die mit dem Teufel aufs Heftigste herumtanzten. Da ging der Bitsche-Nickel auf den Teufel zu und die Hexen wurden wieder zu Besen, die der Nickel ergriff und so auf den Teufel einschlug, dass diese zerbrachen. Dann öffnete der Nickel die Absperrung, und der Teufel eilte schnell davon.
Eine weitere Sage handelt von einem Knodener Bauersmann, der ein Buch über die Knodener Kunst besaß. Als er auf dem Feld arbeitete, kam ein Fremder ins Haus, entdeckte das Buch und begann sofort zu lesen. Während er las, kamen immer mehr Raben in die Stube geflogen. Der Bauer sah von seinem Feld aus, die Raben in sein Haus fliegen.
Er eilte schnellstens heim und holte einen großen Becher voll Erbsen und schüttete sie in die Stube. Dem Fremden aber nahm er flugs das Buch ab und las alles, was dieser gelesen hatte, wieder rückwärts. Da flogen alle Raben wieder aus der Stube. koe
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal_artikel,-lautertal-sagen-mythen-knoden-geschichten-_arid,2227953.html