Reichenbach. „Awwel kumme se“: Im Gefolge des ersten Motivwagens waren beim Reichenbacher Kerwezugs gestern mehr als 20 Wagen und Fußgruppen unterwegs. Entlang der mit Birkenreisern und bunten Fahnen geschmückten Straßen durch Reichenbach führte der Zug schließlich zum Brandauer Klinger, wo auf die vielen Gäste die Kerweredd wartete.
Für musikalische Unterhaltung im Umzug sorgten der Erste Bergsträßer Spielmanns- und Fanfarenzug sowie die Clan Pipers aus Heidelberg, die zusammen mit der Ramsay Highlander Pipeband aus Frankfurt schottische Klänge mit Trommel und Dudelsack spielten. Ganz andere Musik kam von den DJs Dos Granados aus Reichenbach. Auch aus der Konserve gab es viel Musik, zumeist bei den befreundeten Kerwevereinen, die im Zug für ihre eigenen Veranstaltungen warben.
Der Umzug wurde vom Reichenbacher Kerweverein angeführt, der sich bei allen Helfern, Spendern und Gönnern bedankte. Die Kerwejugend trug den Kerwekranz durch die Straßen. Kerweparrer Jan-Lukas Stuckert und Mundschenk Moritz Roth thronten hoch oben auf einem Frontlader.
Mit einer großen Gruppe von Männern, Frauen und Kindern war der Verschönerungsverein in klassischer Tracht dabei, darunter auch Bürgermeister Andreas Heun. Stark gefeiert wurde auf dem Wagen der Reichenbacher Kerwejugend, die heute „außer Dienst“ war. Ihr Tipp war, statt auf Sylt lieber im Ort ein Bierchen zu genießen und feiern.
„Es heize macht mich oarm, äwwer im Schitzehaus do is schäi woarm“ – hieß es beim Schützenverein, der seine Öfen mit Holz befeuern kann. Nachwuchs sucht die Vogelschutzgruppe. Die Kerb war eine gute Möglichkeit, um Werbung für die geplante neue Jugendgruppe zu machen. Spielerisch die heimische Natur kennenzulernen, das haben sich die jungen Vogelschützer vorgenommen.
Mit einem „Helau“ grüßte der Frauenchor in die Runde, der Hoffnungen hat, wieder groß die Fastnacht feiern zu können. Der evangelische Kindergarten verwies auf das morsche Dach des Hortes. Die Mitglieder des Beitrags waren als fesche Handwerker im Kerwezug unterwegs.
„Wer zu uns kommt, wird nicht abgewiesen“, vermeldete die evangelische Kirchegemeinde, Pfarrer Jan Scheunemann ließ die Fahne der Kirche im Wind flattern.
Kritisch wurde die Radarkontrollen in der Gemeinde beäugt: „Hier gibt es keinen Unfallschwerpunkt“, hieß es auf einem Motivwagen. Die hohen Gaspreise und die Idee mit Holz für wohlige Wärme zu sorgen, waren im Umzug noch ein zweites Mal Thema: „Gas ist zu teuer, wir machen wieder Feuer“.
Der Odenwälder Motorsportclub will im nächsten Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiern und lädt schon mal für den 15. und 16. Juli ein. Frauenfußball ist in aller Munde, nachdem die Damen fast die Europameisterschaft gewonnen hätten. Die Frauen-Spielgemeinschaft TSV Reichenbach / SV Winterkasten warb um Mitspieler: „Wollt ehr ah Frauenfußball speele, kennt ehr zu de FFG kumme.“ Auch beim SSV wird Fußball gespielt. „Unser Dorf ist ein Verein“, bekräftigte die neue Spielgemeinschaft aus SSV und TSV.
Einen „Kerwekopter“ hatte die Elmshäuser Kerbjugend gebastelt und „flog“ mit ihm durch Reichenbach. Die Beedenkircher Kerwejugend lud zu ihrer Mallorca-Party am 16. September ein – dann beginnt im Nachbardorf die Kerb. Gefeiert wurde auch bei den Kerwejugenden aus Elmshausen und Gronau.
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