Reichenbach. Nur wer Ketten sprengt und Türen öffnet, kann einen Weg finden und in die Ferne blicken – unter dem Motto „Zukunftsplan Hoffnung“ haben Frauen aus England, Wals und Nordirland den diesjährigen Weltgebetstag der Frauen vorbereitet. Ohne, dass sie es bei den Vorbereitungen ahnten, konnte der Inhalt der Bibellesungen, die sich mit dem Propheten Jeremia beschäftigen, kaum passender in der aktuellen vom kriegerischen Überfall Russlands auf die Ukraine geprägten Zeit sein. „Der Prophet Jeremia lebte etwa 600 Jahre vor der Geburt Christi, in einer Zeit großer politischer Krisen. In der Verheißung Gottes, welche im Buch Jeremia zu finden ist, findet sich der Zukunftsplan Hoffnung“, heißt es von den Organisatorinnen.
Friedenstaube blickt in die Ferne
Die Vorbereitungen des Gottesdienstes fanden in der Zeit der Corona-Pandemie statt. Diese prägte auch den Inhalt des Gottesdienstes, hatte aber nun eine andere Färbung bekommen. Zu den Gedanken des Weltgebetstags-Komitees kamen auch ganz persönliche und historische Erfahrungen hinzu. England, Wales und Nordirland bilden zusammen mit Schottland das Vereinigte Königreich und gehören zu den Britischen Inseln. „Im Laufe der Jahrhunderte haben die Britischen Inseln Menschen aus allen Ecken der Erde aufgenommen“, war im Gottesdienst zu erfahren. Viele dieser Menschen flüchteten vor Krieg und Verfolgung, die in ihren Heimatländern wüteten: „Heute haben wir in unserem Land eine multiethnische, multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft“.
Nächstes Jahr ist Beedenkirchen Gastgeber
Seit 130 Jahren wird der Weltgebetstag der Frauen gefeiert. In Lautertal kommen Frauen aus allen Konfessionen zusammen, um den Gottesdienst vorzubereiten, der zuvor von einem Komitee in Grundzügen ausgearbeitet wurde.
In diesem Jahr wurde der Weltgebetstag in der evangelischen Kirche in Reichenbach ausgerichtet, die Gedanken dazu stammten von Frauen aus England, Irland und Wales. Die Kerze wurde an Ellen Bergoint von Beedenkirchen überreicht.
Beedenkirchen ist im nächsten Jahr Gastgeber. Frauen aus Taiwan werden ihre Gedanken einfließen lassen. jhs
Für alle Menschen, nicht nur die von England, Wales und Nordirland, sondern für alle Menschen auf der Erde, gelte es, mit Hoffnungen in die Zukunft zu blicken. So prägt auch eine in die Ferne fliegende Friedenstaube das diesjährige Bild, das von der Künstlerin Angie Fox gestaltet wurde. Im Vordergrund des Bildes ist ein gepflasterter Weg zu sehen, der im unteren Teil des Bildes sehr breit ist und sich in die Ferne verjüngt. Damit wird der Weg in die Zukunft aufgezeigt, der schon zu Beginn von einer Blume geziert wird. Der Weg selbst wurde nur sichtbar, nachdem die Ketten des großen Tores gesprengt und die Flügeltüren, welche noch rechts und links des Weges das Bild prägen, geöffnet werden konnte.
Alle Konfessionen vertreten
Vorgestellt wurde das Bild von den Lautertaler Frauen aller Konfessionen, die in diesem Jahr den Gottesdienst ausgearbeitet hatten. Er fand in der evangelischen Kirche in Reichenbach statt. „Wir feiern den Gottesdienst im Bewusstsein aller Frauen und Menschen im Sinne von Respekt und Solidarität“, hieß es dazu. Gedacht wurde nicht nur an die Menschen in der Ukraine, sondern an alle, die unterdrückt werden.
Sieben Kerzen vorbereitet
Zum Weltgebetstag waren sieben Kerzen vorbereitet worden. „Sieben Weltreligionen rund um den Erdball feiern heute den Weltgebetstag der Frauen“, war zu erfahren, „mit sieben Kerzen sollen auch die Frauen aus diesen Regionen sichtbar werden“. Für alle wurde eine Kerze der Hoffnung angezündet. Im Gottesdienst wurden auch Geschichten von Frauen vorgestellt. Ihre Schicksale zeigten auf, dass es Wege der Hoffnung gibt.
In den Vorbereitungen zum Gottesdienst von den Frauen aus England, Wales und Nordirland wurde schon an Menschen gedacht, „die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, die im Exil leben müssen und Angst haben alles zu verlieren, was ihnen vertraut ist“.
Die Aktualität dessen wurde im Gottesdienst spürbar, als noch eine achte Kerze entzündet wurde: „Dieses Licht gilt den Menschen der Ukraine, die derzeit viel Leid ertragen müssen“.
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