Beedenkirchen. In der Gemeindeversammlung, die nach dem Erntedankgottesdienst in der evangelischen Kirche von Beedenkirchen stattfand, wurden die Gemeindemitglieder vom Vorsitzenden des Kirchenvorstands, Jürgen Schellhaas, über die aktuellen Überlegungen und Diskussionen in der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN) informiert.
„Unser Kirchenvorstand hat zwölf Mitglieder und damit die maximale Besetzung“, so Schellhaas, der sich bei jedem der aktiven Mitglieder bedankte, die in die aktuellen Reformprozesse eingebunden sind. Die Kirchengemeinde Beedenkirchen ist dabei, sich in den „Nachbarschaftsraum Odenwald Nord“ zu vernetzen.
„Ekhn2030“ hat Einfluss auf die Pfarrstellen und die Verwaltung
In der EKHN wird derzeit am „Reformprozess „Ekhn2030“ gearbeitet. Dessen Ziel ist es, die Kirche zukunftsfähig bei weniger werdenden Mitgliedern zu halten. Die Kirchenaustritte spürt auch die evangelische Kirche. Laut aktueller Formulierung ist eine Kirchengemeinde überlebensfähig, wenn sie 1600 bis 1800 Mitglieder hat. Das kann Beedenkirchen natürlich nicht bieten. Doch ein Ort wie Beedenkirchen, wo kirchliches Leben seit 1527 dokumentiert ist und der bis heute eine rege und aktive Gemeinde hat, versucht alles, um in diesem Prozess bestehen bleiben zu können.
„Wir müssen unser Pfarrhaus erhalten“, unterstrich in der Gemeindeversammlung das Gemeindemitglied Peter Weber. Schellhaas sicherte ihm zu, alles dafür zu tun. Doch er stellte auch klar, dass es nur gelingen kann, wenn die Beedenkirchner sich auch in Zukunft für die Kirchengemeinde einsetzen und der evangelischen Kirche treu bleiben.
In Beedenkirchen konnte sich ein Verein gründen, der inzwischen 40 Mitglieder hat. „Weitere Mitglieder sind willkommen“, warb Schellhaas. Die Aufgabe des Kirchenvereins ist ähnlich wie die eines Fördervereins, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die örtlichen kirchlichen Gebäude durch Selbstfinanzierung zu erhalten. Gegründet wurde der Verein letzten Jahres, als sich der Reformprozess und seine Bedeutung für Beedenkirchen abzeichnete.
Beedenkirchen wird nach Abschluss des derzeit laufenden Prozesses zum „Nachbarschaftsraum Odenwald Nord“ gehören, dazu gehören auch die Gemeinden Reichenbach, Gadernheim, Lindenfels, Schlierbach und Fürth. Alle Pfarrer in diesem Nachbarschaftsraum werden zusammengefasst und als „Verkündigungsteam“ zusammenwirken, mit dem Ziel einer gemeinsamen Dienstordnung.
Entsprechend der Anzahl der Gemeindemitglieder wird die Anzahl der Pfarrstellen bemessen. Die Verwaltungen der Kirchengemeinden in diesem Nachbarschaftsraum werden nach den Reformplänen ebenfalls zusammengefasst. In der Folge rücken auch die Immobilien der Kirche in den Fokus. Welche werden benötigt und welche sollten verkauft werden?
Kirchenvorstand kann nur mit aktiven Mitgliedern fortbestehen
Auch bei den Kirchenvorständen könnte es Veränderungen geben. Da es Gemeinden gibt, in denen sich wenig Freiwillige für die Arbeit im Kirchenvorstand finden lassen, könnten diese ortsübergreifend zusammenarbeiten. Jürgen Schellhaas stellte in der Versammlung die drei Modelle vor, wie die Kirchengemeinde in Zukunft aussehen kann. Für Beedenkirchen wird angestrebt, dass der Kirchenvorstand wie gewohnt vor Ort erhalten bleibt und damit seine Eigenständigkeit bewahrt. „Das funktioniert nur, wenn weiterhin aktive Menschen bereit sind mitzuwirken“, betonte Schellhaas.
Bezüglich der Gebäudebemessung besteht für Beedenkirchen die Hoffnung, dass das Pfarrhaus erhalten bleiben und sogar ein Pfarrer dort wieder einziehen kann. Dann wäre dieses Haus das Wohnhaus für einen Pfarrer mit zwei halben Stellen. „Aber nur dann, wenn die Residenzpflicht weiterhin bestehen bleibt“, so Jürgen Schellhaas. Für den Erhalt der Pfarrscheuer – hier findet reges gemeindliches Leben statt – ist auch dank des gegründeten Vereins eine Selbstfinanzierung eine gute Grundlage.
Im „Nachbarschaftsraum Odenwald Nord“ gibt es derzeit 4,5 besetzte Pfarrstellen. Da eine Stelle nicht besetzt ist (eigentlich zwei halbe Stellen), kann zu Jahreswechsel sogar eine Ausschreibung erfolgen. „Das Verkündigungsteam wird zukünftig aus vier Pfarrern und vier Pfarrhäusern bestehen“, so Stand der Überlegungen.
Damit sind die Aussichten zunächst positiv für das Beedenkirchner Pfarrhaus, dem zudem ein sehr guter Zustand, auch energetisch, attestiert wird. Im guten Zustand befindet sich auch die Beedenkirchner Kirche, auch wenn die letzte Renovierung vor 50 Jahren war. Ein Applaus gab es für den örtlichen Dachdecker, der zu einem kleinen Preis die defekte Regenrinne repariert hatte. Auf die Instandhaltung der Pfarrscheuer wird geachtet, um die Betriebskosten kümmert sich der gegründete Kirchenverein. Das Freizeitheim ist an die Gemeinde Lautertal vermietet, die es als Unterkunft für geflüchtete Familien nutzt.
„Alle drei Gebäude sind im Eigentum der Gemeinde Beedenkirchen und solange wir einen Kirchenvorstand im Ort haben, können wir uns auch darum kümmern“, hieß es. Umso wichtiger sind Ehrenamtliche, die sich zum Wohl des Wohnorts einsetzen. Für den Gemeindegarten kündigte Jürgen Schellhaas das notwendige Fällen zweier Bäume an, sie sind durch eine Pilzerkrankung nicht mehr standsicher.
Im Gemeindeleben finden im Monat weiterhin zwei Gottesdienste statt und etliche weitere Themengottesdienste, wie die Stubbemusik oder der Gottesdienst zum Bruckbergfest, die allesamt gut besucht werden. In der Pfarrscheuer kommen immer wieder Menschen zusammen.
Ein Applaus gab es für das Mittagessen-Team. Zum Mittagstisch am Donnerstag kommen bis zu 30 Personen, die das vor Ort gekochte Mittagessen genießen. Zudem finden im Haus weitere Treffen der Kindergruppen, der Krabbelgruppe, der Spielstunde oder dem Schachspiel statt. Auch der Kirchenchor „Vocapella“ trifft sich zum Proben. Ein Dank galt der Chorleiterin Andrea Gulden. „Sehr zu empfehlen sind die Gottesdienste, in denen der Chor auftritt“, warb Schellhaas.
Gemeindepädagogin Heide Dahl geht im August 2025 in Rente
Im weiteren Verlauf seines Rückblicks erinnerte Jürgen Schellhaas an den Besuch der Bruckberger. Er dankte Ulrike Schellhaas dafür, dass sie es schaffte, das leerstehende Pfarrhaus so gemütlich herzurichten, dass die Gäste dort ihre Tage verbringen konnten. Wegen der Vermietung des Freizeitheims konnten sie nicht im Ort ihre Nächte verbringen. Im nächsten Jahr werden die Bruckberger Ende August oder Anfang September erwartet.
Ein weiterer Dank in seinem Jahresrückblick sprach Jürgen Schellhaas der Gemeindepädagogin Heidi Dahl aus, die sich vielfältig mit den Kindern und Jugendlichen beschäftigt und mit ihnen Vorführungen in der Kirche einübt. „Wir hoffen, dass ihre halbe Stelle erhalten bleibt, wenn sie im August nächsten Jahres in Rente geht“, so Schellhaas.
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