Evangelische Gemeinde

Kirche feiert ihren Pfarrer Renatus Keller

Viele Glückwünsche gab es zur Silber-Ordination in Lorsch.

Von 
Nina Schmelzing
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Dekanin Mattes (l.) und die stellvertretende Kirchenpräsidentin in Hessen, Ulrike Scherf, gratulierten Pfarrer Keller und überreichten ihm die Jubiläumsurkunde. © Neu

Lorsch. Mit vielen Gästen feierte Pfarrer Renatus Keller am Sonntag sein 25-jähriges Ordinationsjubiläum und zugleich seinen 60. Geburtstag. Mancher Besucher werde vielleicht meinen: Was ist das schon? Das warf der Pfarrer gleich zu Beginn seiner Ansprache selbst kritisch ein. Er versicherte den Zuhörern aber umgehend, dass es sich nicht nur für ihn um besondere Daten handle – und viele Teilnehmer der Festgemeinde sahen das ebenso.

Kellers Eltern beispielsweise, die in Lorsch dabei waren. Den 60. Geburtstag zusammen mit Mutter und Vater begehen zu können, ist alles andere als selbstverständlich, so der Pfarrer. Renatus kam 1964 außerdem genau am Geburtstag seines Vaters zur Welt, beide können sich also stets zeitgleich gegenseitig beglückwünschen. Sein Sohn sei das schönste Geburtstagsgeschenk für ihn gewesen, erklärte der 92-Jährige der Versammlung.

Kirchenvorstandsvorsitzende Charlotte Schulze-Ganzlin begrüßte die Gäste – darunter Dekanin Sonja Mattes und die stellvertretende Kirchenpräsidentin von Hessen Ulrike Scherf – und führte durchs umfangreiche Programm. Mit dem „Love Song“ von Sara Bareilles, gespielt von Daniel Hartnagel am Piano, wurde der Gottesdienst mit einem Lieblingslied von Keller eröffnet. Ein weiteres hatte sich der Pfarrer von der Gemeinde gewünscht: sie sang „All Morgen ist ganz frisch und neu“.

Sehr viel Beifall gab es für Alex Reifarth. Die Lorscher Kita-Erzieherin und ausgebildete Schauspielerin, die früher an einem Theater in den USA engagiert war, inszenierte solo eine von Renatus Kellers Lieblingsgeschichten aus der Bibel: die vom verlorenen Sohn. Sehr still war es in der Kirche als die 50-Jährige die Rollen von Vater sowie Sohn übernahm und – ohne Requisiten und trotzdem sehr anschaulich – die bewegende Erzählung in einer leicht modernisierten Variante vortrug: vom Auszug des Sohnes, der sein Erbe vorzeitig einfordert und es ausgibt, seiner Heimkehr in Reue und Demut und dem Vater, der ihm trotz allem verzeihend entgegenläuft.

Damals gab’s zu viele Pfarrer

In Bensheim-Gronau war Renatus Keller Vikar, in Rimbach wurde er vor 25 Jahren ordiniert. Dekanin Sonja Mattes blickte in ihrer Rede zurück auf eine Zeit, als Fachkräftemangel ein Fremdwort war und die Kirche im Gegenteil „zu viele Pfarrer“ hatte. Nur vier von 24 sollten damals in Dienst genommen werden. Renatus Keller charakterisierte sie als einen „hochengagierten“ und seelsorgerisch zugewandten Pfarrer“. Er war Krankenhausseelsorger in Heidelberg, Dekanatsjugendpfarrer und Pfarrer für Ökumene und Mission, bevor er in Lorsch die Gemeinde als Nachfolger von Katja Hennings übernahm.

Geräuschlos ging das damals nicht vonstatten. Dass Keller nicht ins Pfarrhaus umziehen wollte, sorgte anfangs für Diskussionen. Eine Ausnahme von der Dienstwohnungspflicht wurde erreicht, um dem Pfarrer mit Ehefrau Katja und den beiden Kindern einen Umzug ins kleinere Haus auf dem Wingertsberg zu ersparen. Keller, in Heidelberg geboren und in Heppenheim aufgewachsen, wohnt mit seiner Familie schon lange in einem Haus nur ein paar Straßen von der Kirche entfernt.

Schauspielerin Reifarth beeindruckte mit ihrem Auftritt. © Schmelzing

In den mittlerweile zwölf Jahren seines Wirkens in Lorsch habe Keller viel erreicht. Mattes erinnerte an die Taizé-Gottesdienste und die regelmäßigen „Iona“-Zusammenkünfte an der Königshalle, die der Pfarrer initiierte. Sie hob die Erweiterung der evangelischen Kita hervor und natürlich den langen, aber letztlich erfolgreichen Prozess vom Abriss des Martin-Luther-Hauses bis zum Neubau des Hauses Emmaus an dessen Stelle.

„Lorsch singt gern und gut“

„Lorsch singt gern und gut“, befand die Dekanin, die Keller zum Jubiläum gratulierte und eine Segnung für ihn aussprach. Der Lorscher Kirchenchor unter Leitung von Ulrike Wollny bewies das am Sonntag mit mehreren Liedern, Pfarrer Keller spielte Gitarre und verstärkte den Chor im Bass, Liedermacher Peter Kunert erfreute die Zuhörer mit einem auf das Jubiläum umgetexteten Song, Daniel Hartnagel und Katja Keller beeindruckten unter anderem mit Musik von Vivaldi am Piano und der Querflöte, die Gemeinde sang Kanons.

„Du berührst mit leidenschaftlichen Predigten“, lobte Kirchenvorstandsvorsitzende Schulze-Ganzlin. Die Predigt am Sonntag übernahm Keller selbst. Die „Kraft der Liebe“ war ein Hauptthema darin. „Du schaffst es, Menschen zu motivieren“, fügte Schulze-Ganzlin an. Auch die „ästhetische Gestaltung“ des Gotteshauses sei ihm ein Anliegen – und die Tür dort nicht mehr verschlossen. Renatus Keller gelinge es, richtungsweisende Impulse zu setzen, lobte Ulrike Scherf. Unterstrichen wurde auch, dass der Pfarrer Wert auf gute Zusammenarbeit legt, mit Schwestergemeinden ebenso wie mit den Katholiken und der politischen Gemeinde. Keller bedankte sich für vielfältige Unterstützung: „Normal ist das nicht“, stellte er fest.

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Stadtrat Klaus Schwab, der in Vertretung des Bürgermeisters sprach, erinnerte in seiner Rede kurz daran, dass der Bau von Haus Emmaus ohne die Gelder von Bund, Land und der Stadt nicht hätte realisiert werden können. Zu den vielen Geschenken für Renatus Keller wie Klosterwein, Lorscher Pfingstrosen und ein Gutschein für einen Aufenthalt in einem bayerischen Wellness-Hotel gehörte auch ein selbst gestaltetes Buch seiner Kirchengemeinde. „Du bist ein guter Pastor“, war darin unter anderem zu lesen.

Ein Geschenk macht sich die Kirchengemeinde auch selbst mit dem Plan, einen kleinen Kinderspielplatz im Kirchgarten anzulegen. Gut 500 Euro kamen allein am Sonntag an Spenden dafür zusammen.

Redaktion

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