Elmshausen. Rainer Scheffler kann beides: Kunst und Musik. Bis zum 1. August hingen seine Bilder im Nibelungen-Kunst-Palast in Elmshausen. Zum Ende der Ausstellung gab er ein Konzert. Lagerfeuerkonzert lautete der Titel. Bei den Bildern hatte sich Scheffler ganz auf Tiere und deren Schicksal konzentriert. Da waren etwa die Koalas, die vor den Buschfeuern flohen.
Tiere und ihre Schicksale bildeten auch die Brücke zu seinem Konzert. In Vergangenheit ließ Hausherr Jerry Lopshire den Hut meist für die Künstler rumgehen, diesmal wurden Spendengelder für das soziale Tiernetz Bensheim und das Tierheim Heppenheim gesammelt. Für Scheffler war dies aufgrund der Pandemie eine Herzensangelegenheit. Das Konzert fand draußen, bei lauen, sommerlichen Temperaturen, im Hof des Nibelungen-Kunstpalastes statt.
„Route 66“ als Auftakt
Scheffler startete sein Konzert mit dem Lied „Route 66“. Was verbindet man mehr mit den USA als diese berühmte Route, die sich quer durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zieht? „Route 66“ greift den amerikanischen Mythos von Freiheit auf, sich einfach in das Auto zu setzen und unbelastet von Alltagssorgen hunderte Meilen durch die Landschaft zu reisen.
„Mich haben die Leute auch öfters gefragt, ob ich deutsche Lieder im Repertoire habe“, sagte Scheffler. Dass dies der Fall ist, stellte er mit einem Lied ganz anderen Stils unter Beweis. Es heißt „Sascha liebt nicht große Worte“.
Scheffler verriet bei dieser Gelegenheit, wie er schon als Kind bei den Pfadfindern zum Singen und Musizieren kam. Bei größeren Pfadfindertreffen kam er auch in Kontakt mit amerikanischen und britischen Soldatenkindern.
Zwischendurch hörten die Gäste von Scheffler sogar einen Mix aus Shantys. Diese Lieder waren dem Ursprung nach Arbeitslieder der Besatzung, die auf den Großseglern die Meere durchkreuzten. Die Blütezeit der Shantys war im 19. Jahrhundert als Großbritannien die führende Seefahrtnation war.
Auch Janis Joplin war eine Sängerin, deren Songs sich in Scheffler Repertoire finden. Zum Beispiel das ganz berühmte Lied „Me and Bobby McGee“. Hier geht es um ein Paar, das durchs Land zog. Doch der Protagonist lässt, für die Zuhörer unerwartet, seine Partnerin Bobby davonziehen. Danach sinniert er, dass Freiheit nichts anderes bedeutet, als dass man nichts mehr zu verlieren hat. Bei vielen der von Scheffler ausgesuchten Lieder schwang eine nachdenkliche und teils schon sentimentale Stimmung mit. Zu den vorgetragenen Stücken erzählte der Künstler immer eine kleine Geschichte, wie auch über sich und seine Verbindung zur Musik.
Anfänge als Straßenmusiker
Scheffler fing mit 15 Jahren an Gitarre zu spielen. Neben der Gitarre fließt die Mundharmonika in seine Konzerte ein. Als Jugendlicher landete er eher zufällig mit einem Freund in Dänemark. Dort traten sie als Straßenmusiker auf. „Auf einmal bekamen wir Kronen von den Passanten und da sagten wir uns, das muss ganz gut gewesen sein“, erzählte er schmunzelnd. Damit war der Grundstein für Schefflers musikalisches Engagement gelegt.
Anders als man es vielleicht vermuten würde, war Scheffler noch nie in den USA. Der Wunsch sei allerdings vorhanden, das Land einmal zu bereisen über das er in ganz vielen seiner vorgetragenen Lieder etwas erzählte, verriet er einmal bei einem anderen Konzert. Mit seinem eigenen Stil, die Lieder der ganz Großen zu präsentieren, transportiert der Bensheimer Musiker allerdings weit mehr als „nur“ die Stücke selbst. Zahlreiche seiner vorgetragenen Lieder erzählten viel Hintergründiges zum amerikanischen Leben und es geht ebenso um die Liebe zu diesem großen Land. Das spiegelte sie wiederum in „Georgia on My Mind“ wider. Das sehr erfolgreiche Stück wurde 1979 sogar zum State-Song des Bundesstaates Georgia erklärt. Neben den bereits erwähnten Großen der Musik griff Scheffler im jüngsten Konzert ebenfalls auf Jimi Hendrix zurück und widmete ihm ein Set, wie er es nannte.
Die Veranstaltung im Nibelungen- Kunstpalast bot erneut eine bestens gelungene Mischung aus vielem. Sein nächstes Konzert findet am 13. November statt und man darf sich bereits jetzt auf Blues und Gospel freuen.
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