Brief an den Landrat

Mittelpunktschule Gadernheim: Gemeindevertretung und Personalrat fordern Ausbau

Die Fraktionen sehen die Antwort des Landrats Christian Engelhardt auf die Resolution vom vergangenen Jahr als ungenügend an. Auch der Schulpersonalrat wendet sich an Engelhardt.

Von 
Thorsten Matzner
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Die bevorstehenden Sanierungsmaßnahmen an der Gadernheimer Mittelpunktschule könnten nach Auffassung der Lautertaler Gemeindevertretung und des Schulpersonalrats dazu genutzt werden, um weitere Klassenräume zu schaffen und so auch bei den fünften Klassen eine Dreizügigkeit sicherzustellen. © Thomas Neu

Gadernheim. Die Fraktionen der Lautertaler Gemeindevertretung wollen die Mittelpunktschule Gadernheim als dreizügige Schule erhalten. Diese Forderung machen sie in einem Brief an Landrat Christian Engelhardt deutlich. Zuvor hatte Engelhardt auf die Resolution der Gemeindevertreter zur Mittelpunktschule aus dem vergangenen Jahr reagiert.

Darin hatten die Fraktionen gefordert, dass die Schule im Real- und Hauptschulzweig auch künftig alle Kinder aufnehmen darf. Aus dem neuen Schulentwicklungsplan 2025 bis 2030 des Kreises war abgeleitet worden, dass Kinder aus den Grundschulen in Reichenbach und Elms-hausen künftig die Schillerschule in Auerbach besuchen sollten.

Das hatte Engelhardt in einer Reaktion als „falsche Darstellung“ bei einer Regionalkonferenz zur Vorstellung des Plans bezeichnet.

Mit nur zwei Klassen droht die Schließung

Mit der vom Landrat zugesicherten Zweizügigkeit der Mittelpunktschule will sich die Gemeindevertretung aber nicht zufriedengeben. Es bedeutet, dass es künftig jeweils zwei Verbundklassen im Jahrgang fünf geben soll. Die Fünft- und die Sechstklässler werden in Gadernheim nicht in Real- und Hauptschulklassen aufgeteilt. Das passiert erst an der Grenze zur siebten Klasse.

Mit nur zwei Verbundklassen besteht nach Meinung der Fraktionen aber die Gefahr, dass nicht immer eine Hauptschul- und eine Realschulklasse entstehen kann. Sofern einer der Schulzweige wegfällt - etwa, weil es nur Realschulklassen gibt - ist der Status der Mittelpunktschule als weiterführende Schule aber in Gefahr. „Es besteht keine Sicherheit, dass bei der von Ihnen benannten Zweizügigkeit aus zwei gemischten Lerngruppen der 6. Jahrgangsstufe definitiv eine Hauptschulklasse und eine Realschulklasse im siebten Jahrgang gebildet werden können“, heißt es in dem Brief der Gemeindevertreter an den Landrat.

Sie fordern daher einen maßvollen Ausbau der Schulgebäude. Denn der Grund für die Festlegungen im Schulentwicklungsplan ist, dass es in Gadernheim nicht mehr viel Platz gibt. Statt die Zahl der Klassen zu reduzieren, soll der Kreis die Schule vergrößern: „Die bevorstehenden Sanierungsmaßnahmen an der MPS wären ein idealer Zeitpunkt, um mit überschaubarem Aufwand einen Ausbau um wenige Klassenräume mit dem Ziel der Dreizügigkeit zu ergänzen. Das Gelände gibt es her, möglich wäre natürlich auch eine Aufstockung.“ In dem Zusammenhang wird daran erinnert, „dass bereits alle Nachbarschulen neben Sanierungsarbeiten auch kostenintensive Erweiterungsbauten erfahren haben“.

Auch der Personalrat der Mittelpunktschule hatte sich im Februar stellvertretend für das Kollegium mit einer Stellungnahme an den Landrat gewandt, um ihm die Gedanken zum aktuellen Schulentwicklungsplan im Kreis Bergstraße mitzuteilen: Ziel der Schulentwicklungsplanung sei es, ein möglichst vollständiges, wohnortnahes und regional ausgeglichenes Bildungsangebot sicherzustellen und auf Veränderungsbedarfe hinsichtlich der Größe, der Organisation sowie der Standorte der Schulen einzugehen. „Vor diesem Hintergrund weisen wir auf die Notwendigkeit hin, im aktuellen Schulentwicklungsplan einen dreizügigen Ausbau der Mittelpunktschule Gadernheim vorzusehen. Diese Maßnahme ist dringend notwendig, um den gestiegenen Schülerzahlen gerecht zu werden und eine qualitativ hochwertige Bildung für alle Kinder wohnortnah im Lautertal sicherzustellen“, appellieren die Personalräte Björn Brandwein, Andreas Schmitt und Fabian Braun in ihrem Schreiben.

Zweizügigkeit würde Verlust von bis zu acht Lehrern bedeuten

„Die Mittelpunktschule Gadernheim ist eine zentrale Bildungseinrichtung für viele Familien in unserer Region. Das attraktive Angebot wird auch von Familien aus dem benachbarten Landkreis nachgefragt – ein gutes Beispiel für gelingende Kooperation über die Kreisgrenzen hinweg. Leider wurde allerdings die Aufnahme von Kindern aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg im Schuljahr 2024/25 nicht gestattet“, monieren sie.

Die steigende Nachfrage am Bildungsangebot der Schule in den vergangenen Jahren habe dazu geführt, dass bereits jetzt nahezu alle Klassen im Bereich der Sekundarstufe dreizügig unterrichtet werden. Lediglich die Klasse 5 sei aufgrund des Aufnahmestopps für Kinder aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg zweizügig, obwohl die Nachfrage da gewesen sei.

„Um dem Zustrom von zusätzlichen Klassen gerecht zu werden, wurden Fachräume zu Klassenräumen umgenutzt, was die Verfügbarkeit spezialisierter Unterrichtsräume erheblich einschränkt. Im Rahmen der anstehenden Sanierung könnte durch eine geringe Anzahl zusätzlicher Räume Abhilfe geschaffen werden“, legt der Personalrat dar.

Durch die Bildung der zusätzlichen Klassen habe sich die Anzahl der Lehrkräfte an der Mittelpunktschule erhöht. Dadurch habe ein breiteres Bildungsangebot geschaffen werden können. Als Belege hierfür nennen Brandwein, Schmitt und Braun etwa, dass die Mittelpunktschule seit 2022 die Auszeichnung „Digitale Schule“ des Vereins „MINT Zukunft“ erhält und im Schuljahr 2024/25 mit dem Gütesiegel des Landes Hessen für vorbildliche Arbeit im Bereich der Berufsorientierung ausgezeichnet wurde. „Die Mittelpunktschule ist hier im Kreis Bergstraße die einzige Schule mit dieser Auszeichnung“, betonen sie.

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Aktuell unterrichten an der Mittelpunktschule 46 Lehrkräfte, davon 22 in Vollzeit. „Sie alle arbeiten hochmotiviert und engagiert an dieser Schule und niemand strebt eine Versetzung an eine andere Schule an. Wenn, wie im aktuellen Schulentwicklungsplan vorgesehen, die Mittelpunktschule als zweizügige Schule saniert würde, verlöre allerdings die Einrichtung notwendigerweise Personal: Bis zu acht Lehrkräfte im Bereich der Sekundarstufe müssten an andere Schulen im Kreis versetzt werden. Da dies nicht aus eigenem Interesse geschehen würde, kann man sich ausrechnen, dass dies negative Auswirkungen darauf haben wird, den Beruf weiterhin mit vergleichbar hohem Engagement auszuüben. Für den Schulstandort Gadernheim könnte der Verlust von bis zu acht Lehrkräften dazu führen, dass die erreichten Standards kaum noch erfüllt werden können“, mahnt der Personalrat.

Schule braucht vier bis fünf zusätzliche Unterrichtsräume

Im Zuge der ohnehin anstehenden Sanierung einen dreizügigen Ausbau vorzusehen, würde ihrer Meinung nach der gestiegenen Nachfrage gerecht werden. „Lediglich vier bis fünf zusätzliche Unterrichtsräume müssten hierfür geschaffen werden. Zudem würde ein entsprechender Ausbau Weitblick zeigen: Diese Erweiterung würde nicht nur die Kapazität der Schule erhöhen, sondern auch die Infrastruktur im Lautertal verbessern und zusätzliche Räume für Förderunterricht, Projekte, Ganztagsbetreuung und außerschulische Aktivitäten schaffen. Darüber hinaus würden die gestiegenen Kapazitäten in Gadernheim bei Bedarf Schulen in Fürth und auch in Bensheim entlasten. Wir fordern die Kreisverwaltung auf, die notwendigen Schritte für den dreizügigen Ausbau der Mittelpunktschule Gadernheim einzuleiten. Dies umfasst die Planung und Finanzierung der Baumaßnahmen sowie die Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen“, appelliert der Personalrat abschließend.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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