Mittelpunktschule Gadernheim

Schüler-Podcast über Frauen, die Widerstand leisten

Für das Podcastprojekt an der MPS hatte sich die Lehrerin als Interviewpartnerin zur Verfügung gestellt. Sie berichtete über ihren persönlichen Widerstand in Sachen Rollenbilder.

Von 
Christa Flasche
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Zusammen mit Bildungsreferent Magnus Hose (rechts) haben die Schüler einen Podcast über widerständige Frauen erstellt. Hierfür wurde eine Zeitzeugin interviewt, die auf ihre ganz persönliche Weise Widerstand geleistet hat. © Christa Flasche

Gadernheim. In einem Raum der Mittelpunktschule (MPS) in Gadernheim sitzt eine Gruppe von Schülern und unterhält sich über zwei kürzliche Backaktionen, den Plätzchenverkauf in der Pause und die Ergebnisse. Einerseits nicht ungewöhnlich, andererseits aber insofern besonders, weil das Ganze am Ende als Podcast produziert wurde.

Doch das Gespräch über die Backaktion war nur das Training für einen anderen Beitrag als Podcast, der kurz vor Weihnachten entstand. Dabei geht es um widerständige Frauen in Hessen. Widerstand, so haben die Schüler von Lehrer Nikolai Bareis gelernt, hat nicht nur etwas mit der Zeit des Nationalsozialismus zu tun. Widerstand kann man auch in ganz vielen anderen Bereichen leisten.

„Echt cool”, sagte eine Schülerin der Gruppe begeistert über das Projekt, die – wie die anderen beteiligten jungen Leute – erstmals mit der Produktion eines Podcasts zu tun hatte.

Lehrerin spricht über das Durchbrechen von Rollenbildern

Für das Podcastprojekt an der MPS hatte sich die Lehrerin Barbara Sturm als Interviewpartnerin zur Verfügung gestellt. Sie berichtete über ihren ganz persönlichen Widerstand in Sachen Rollenbilder und welche Bilder typisch für Mann und Frau sind. Warum arbeiten Frauen viel häufiger in Teilzeit? Warum machen sie ganz selbstverständlich die Carearbeit in der Familie? Was kann man tun, wenn man als Frau aus diesem Rollenbild aussteigen möchte? Auch das sind widerständige Frauen in Hessen, die unter anderem solche Dinge für sich hinterfragen und hier ihren ganz persönlichen Widerstand leisten, da sie sich nicht in eine Schablone pressen lassen wollen.

An Attentat auf Adolf Hitler beteiligt

Das pädagogische Angebot der Stiftung „Adam von Trott“ umfasst verschiedene Veranstaltungen wie die „Imshäuser Gespräche“ zu Fragen der Zeit, die Organisation von Tagungen und Seminaren (auch für Schülergruppen) sowie Fortbildungen für Lehrer.

Adam von Trott zu Solz war Diplomat im Auswärtigen Amt, Mitglied der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ und im Rahmen des bürgerlichen und zivilen Widerstands gegen Adolf Hitler aktiv. Im Jahr 1944 war er an den Vorbereitungen des Attentats auf Hitler beteiligt. Nach dem Scheitern des Attentats am 20. Juli 1944 wurde seine Nähe zu Claus Schenk Graf von Stauffenberg aufgedeckt und von Trott am 26. August 1944 dafür in Berlin-Plötzensee hingerichtet. cf

Das Podcastprojekt an der MPS hat seinen Ursprung in der Stiftung „Adam von Trott“, von der das Projekt an Schulen betreut wird. Die Stiftung ist in Imshausen ansässig, einem Ortsteil der Stadt Bebra im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Im Rahmen von zwei Terminen an der MPS kamen Bildungsreferent Magnus Hose und Emanuel Dewald von der Stiftung und unterstützten die Schüler.

„Am Anfang haben wir die gesamte Gruppe in vier kleinere Gruppen aufgeteilt”, so Hose. Danach beschäftigten sich diese Gruppen mit den Punkten „Recherche“, „Quellenarbeit“, „Öffentlichkeitsarbeit“, dem zu erstellenden Flyer und Fragenkatalog sowie der Technik. Danach ging es unter anderem um das Storyboard und die Gliederung des Podcasts. Ganz nebenbei bekamen die Schüler ein Gefühl dafür, dass man Widerstand sogar mit „Kleinigkeiten” leisten kann.

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Von
Michael Ränker
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Im Besprechungsraum der MPS saßen auch die Techniker, während die Schüler mit Magnus Hose zusammen einen Kurzbeitrag zu zwei Backaktionen als Test aufnahmen und ebenfalls etwas zum Schnitt erklärt bekamen. In der Mitte stand der Laptop, rund um diesen waren zwei Mikrofone positioniert und die Schüler waren mit Kopfhörern ausgestattet. „Seid ihr thematisch eingepegelt?”, fragte Hose. Die Gruppe nickte. „Toll, das waren jetzt rund fünf Minuten Sprechzeit”, lobte Hose die Teilnehmer, die ganz stolz auf diesen selbst erarbeiteten Beitrag waren. Der Podcast mit der Lehrerin soll, so das Ziel, 20 bis 30 Minuten lang werden, künftig über die gängigen Kanäle abrufbar sein und verlinkt werden.

Medienkonsumenten werden zu Medienschaffenden

„Bei allem ist hier die Medienkompetenz ganz wichtig”, betonte Hose. „Es geht um die wichtige Arbeit im Vorfeld wie Recherche und Quellen und natürlich darum, das Ganze auch erlebnisorientiert zu gestalten und technisch umzusetzen”, ergänzte er. Ausgehend von Clarita von Trott, der verstorbenen Witwe des Widerstandskämpfers Adam von Trott, werden im Projekt Schüler aus ganz Hessen dazu befähigt, eigene Recherchen zu widerständigen und politisch aktiven Frauen aus ihrer Region anzustellen.

Am Ende steht die Podcastproduktion und damit ein Zeitzeuginneninterview, das sie selbständig durchführen. Damit werden die Teilnehmenden von Medienkonsumenten zu Produzierenden und Medienschaffenden, wodurch das Projekt einen Beitrag zur individuellen und wichtigen Medienbildung leistet.

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