Finanzausschuss

Lautertaler Haushalte sind wieder makellos

Erstmals nach der Finanzkrise gibt es einen Jahresabschluss ohne größere Beanstandungen der Revisoren

Von 
Thorsten Matzner
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Nach der Finanzkrise hat die Gemeinde Lautertal ihre Haushalte saniert. © Armin Durgut

Lautertal. Dass die Lautertaler Finanzkrise beigelegt ist, hat die Gemeinde nun auch schwarz auf weiß. Im neuesten Prüfbericht des Revisionsamts beim Kreis Bergstraße wurde der Kommune für das Haushaltsjahr 2020 ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk erteilt. Das bedeutet, dass es keine wesentlichen Beanstandungen an der Haushaltsführung mehr gibt.

Elf Jahre nach der Einführung der doppelten Buchführung bei den Städten und Gemeinden in Hessen ist jetzt auch die Gemeinde Lautertal ganz in dieser neuen Welt angekommen. Die Umstellung auf die sogenannte Doppik 2009 hatte innerhalb weniger Jahre die Haushalte der Gemeinde in die fürchterliche Schieflage gebracht, die dann 2017 zum Zusammenbruch der Finanzwirtschaft geführt hatte.

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Weil im Rathaus niemand in der Lage war, die Umstellung von der vormaligen Kameralistik zur kaufmännischen Rechnungsweise zu bewältigen, waren zwar Jahr um Jahr Etats vorgelegt worden. Es wurde aber zum Jahresende keine Bilanz gezogen. Nachdem Fehlbuchungen aufgetaucht waren und externer Sachverstand hinzugezogen worden war, war das ganze Ausmaß der Probleme bekanntgeworden.

Es folgten bekanntlich sehr schwere Jahre – auch für die Bürger, die einen explodierenden Hebesatz bei der Grundsteuer hinnehmen - und vor allem die damit verbundenen Bescheide bezahlen mussten. Im Finanzausschuss der Gemeindevertretung gab es denn auch Lob nach allen Seiten, als Christian Vettel, der Leiter des Revisionsamts, nochmals bestätigt hatte, dass nun in Lautertal wieder alles in Ordnung ist.

„Große Gemeinschaftsleistung“

Es gab eine längere Diskussion darüber, wem das größere Verdienst an der Bewältigung der Krise gebühre. Bürgermeister Andreas Heun mit seiner Verwaltung, der Gemeindevorstand und die Gemeindevertretung waren die Anwärter auf den Titel. Einig war sich die Runde aber darüber, dass es eine „große Gemeinschaftsleistung“ war, wie es die Ausschuss-Vorsitzende Silvia Bellmann (LBL) ausdrückte.

Letzter Knackpunkt in den Unterlagen war bis zum Haushaltsjahr 2019 die fehlende Veranschlagung des Grundstücks, auf dem der KMB-Bauhofservice residiert.

Die Immobilie in Reichenbach, auf der vorher schon der Bauhof der Gemeinde angesiedelt war, war dem Zweckverband 2016 zur Verfügung gestellt worden. Allerdings ist das Grundstück nach wie vor im Eigentum der Gemeinde und muss daher nach Ansicht der Rechnungsprüfer hier auch in den Büchern stehen. Das tut es inzwischen wieder.

Zwar gibt es in den Jahresabschlüssen für 2019 und 2020, die Thema im Ausschuss waren, noch weitere Anmerkungen. Es handelt sich aber um kleinere Angelegenheiten, die noch dazu zwischen Gemeinde und Revisionsamt teilweise umstritten sind. So wollen die Rechnungsprüfer, dass die Gemeinde Rücklagen für Überstunden der Verwaltungsmitarbeiter ausweist. Eckermann und Krauß, das Beratungsbüro der Gemeinde, hält das nach Angaben von Bürgermeister Heun nicht für erforderlich.

Heun sieht den Kreis in der Pflicht

Der Einsatz des Büros selbst ist Gegenstand einer Anmerkung in beiden Jahresabschlüssen. Denn nach dem Gesetz soll die Gemeinde ihre Haushalte und die Bilanzen selbst erstellen. Entsprechend schreiben die Revisoren es als Mangel fest, dass das Büro Eckermann und Krauß dies erledigt. Bürgern und Politik ist es sicher wichtiger, dass die Zahlen von einem externen Büro richtig berechnet werden als von eigenen Kräften gar nicht – wie früher – oder gar falsch.

Bürgermeister Heun stellte aber in Aussicht, dass die Verwaltung an der Sache dran ist. Er erinnerte daran, dass die Finanzabteilung völlig neu habe aufgestellt werden müssen. Priorität habe nun, dass im Rathaus die Haushalte wieder selbst erstellt werden könnten. Möglicherweise schon die Bilanz 2023, vermutlich eher die für 2024 werde dann ebenfalls mit eigenem Personal geschrieben.

Es sei ziemlich schwierig, Personal zu finden. Er sei deshalb dankbar dafür, dass sich Tatjana Groh gefunden habe, die sich inzwischen tief in die Materie eingearbeitet habe und noch weitere Fortbildungen vor sich habe. Dem Dank an Groh schloss sich der Ausschuss uneingeschränkt an. Heun berichtete, dass seit Jahresbeginn eine weitere Mitarbeiterin im Steueramt sitze und Groh entlasten und unterstützen werde. Auch sie müsse aber noch geschult werden.

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Heun sah es als Aufgabe des Kreises Bergstraße an, sich um eine Zusammenarbeit der Kommunen bei der Finanzverwaltung zu bemühen. Er habe schon Anstöße gegeben, es sei aber schwierig, mit den anderen Gemeinden zusammenzukommen. Meistens zeige sich nur Interesse, wenn es gerade Probleme gebe.

Hinderlich sei auch, dass die Städte und Gemeinden im Kreis unterschiedliche Computerprogramme einsetzen. Eine Harmonisierung hier wäre nötig, sei aber mit Aufwand verbunden. Christian Vettel berichtete hierzu, im Kreis Darmstadt-Dieburg hätten mehrere Kommunen ihre Finanzkassen zusammengeschlossen. Die Finanzabteilungen insgesamt zusammenzulegen, halte er aber für „schwierig“.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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