Lautertal. Den ersten Neujahrsempfang der Gemeinde Lautertal seit 2020 sieht Bürgermeister Andreas Heun (BILD: Neu) als ein Zeichen der zurückkehrenden Normalität. Es tue allen gut, dass man sich wieder in der Gesellschaft treffen könne. Diese Gesellschaft zu stärken, sei eine wichtige Aufgabe auch der Gemeinde, sagte Heun in seiner Neujahrsansprache gestern im Rathaus.
Diese müsse daher etwa die Vereine „ohne Einschränkungen“ unterstützen. Die Vereine seien „der Kitt, der die Gesellschaft noch zusammenhält“. Daher gelte es, nicht auf parteipolitische Interessen oder auf Ortsteile zu schauen, sondern alle gleichermaßen zu stärken.
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Heun bedankte sich bei den Vereinen und allen Bürgern, die sich an der 50-Jahr-Feier der Gemeinde im vergangenen Jahr beteiligt haben. Es habe mit ihrer Hilfe ein „buntes und einzigartiges“ Programm“ gegeben, das andernfalls gar nicht möglich gewesen wäre.
Bei der Finanzpolitik habe Lautertal im vergangenen Jahr gute Fortschritte gemacht. Die Senkung des Grundsteuer-Hebesatzes „deutlich in Richtung einer normalen, erträglichen Höhe“ sei ein „wichtiger und guter Schritt“ gewesen. Der Hebesatz war Anfang 2022 von der Rekordhöhe von 1050 auf 850 Punkte gesenkt worden. Durch eine „umsichtige Finanzwirtschaft“ sei die Gemeinde aus der Krise heraus zu einem Musterknaben geworden, was ihr auch immer wieder von den Aufsichtsbehörden bestätigt werde. „Wir arbeiten sehr vorbildlich.“
Vieles erreicht, viel noch zu tun
Allerdings gebe es keinen Grund, alle Vorsicht fahrenzulassen. „Jede Ausgabe muss gut überlegt werden. Die Lage ist nach wie vor äußerst angespannt.“ Lautertal sei durch sein finanzielles Polster, zu dem auch die Steuerzahlungen der Bürger beigetragen hätten, aber gut auf schwierige Zeiten vorbereitet. Auch in Zukunft werde es darum gehen, den „Spagat“ zu schaffen zwischen stabilen Haushalten und dem Erhalt der sozialen Infrastruktur.
Von der Digitalisierung der Verwaltung erhoffe er sich Einsparungen bei Zeit und Ressourcen, aber auch weniger Bürokratie, sagte Heun. Die Gemeinde habe durch ihren Digitalisierungs-Beauftragten erste Angebote bereitstellen können. Weitere sollten folgen.
Viel zu tun sei sowohl in Lautertal als auch im ganzen Land bei der Infrastruktur. Das zeigten die Berichte über defekte Panzer und kaputte Brücken ebenso wie die Klagen über die Mängel bei der Bahn. Der Deutsche Städtetag beziffere den Investitionsstau auf 150 Milliarden Euro. Noch nicht eingerechnet seien dabei die Kosten durch die Folgen des Ukraine-Kriegs.
Für Lautertal gelte es, „realistisch zu bleiben. Wir werden nicht alles sofort umsetzen können. Wir brauchen einen langen Atem“, sagte Bürgermeister Heun. Freilich sei einiges bereits erreicht worden. So habe die Gemeinde das Gasthaus Zur Siegfriedsquelle gekauft und damit den Weg frei gemacht für ein wichtiges Infrastrukturprojekt am Felsenmeer. Wie das Grundstück genutzt werden solle, müsse allerdings noch entschieden werden.
Investiert worden sei auch in die weitere Sanierung der Trinkwasserversorgung. In Elmshausen sei der Rathausplatz geschaffen, in Gadernheim die Nibelungenstraße saniert worden. Zurzeit werde an der Balkhäuser Straße in Reichenbach gearbeitet. Das Rathaus in Elmshausen werde im Frühjahr fertig werden. In Gadernheim sei ein neuer Spielplatz eingerichtet worden und schließlich habe die Gemeinde nach jahrelangen Diskussionen den Wendehammer am Ende der Knodener-Kopf-Straße in Knoden neu hergerichtet.
Viel zu tun sei noch bei der Bewältigung der Klimakrise. Lautertal könne hier aber nur lokal handeln und die Entwicklung allein nicht aufhalten. „Enorme finanzielle Mittel“ würden nötig, um die Immobilien der Kommune energetisch zu sanieren. Das sei ein Projekt für die kommenden Jahrzehnte. Heun erinnerte an die Sitzung des Umweltausschusses der Gemeindevertretung in der vergangenen Woche, in der es um die Forstwirtschaft ging. Es sei deutlich geworden, dass diese anders gestaltet werden müsse. Wirtschaftliche Aspekte müssten in den Hintergrund treten, um den Wald überhaupt erhalten zu können.
Initiative zu Photovoltaik geplant
Heun kündigte eine Initiative zu Photovoltaik-Freiflächenanlagen an. Dabei geht es um den Bau von Solaranlagen nicht auf Dächern, sondern am Boden. Dazu würden den Gremien drei Angebote zugeleitet, unter anderem sei die Energiegenossenschaft Starkenburg interessiert, die bereits eine Anlage auf dem Feuerwehrhaus in Reichenbach betreibe.
Die Gemeinde müsse hier nicht nur Baurecht schaffen, sondern auch dafür sorgen, dass die Technik von den Bürgern akzeptiert werde. Sowohl die Vereinbarkeit mit der Landwirtschaft als auch Aspekte des Landschaftsschutzes seien zu bewerten. Die Bürger müssten von den Anlagen profitieren können, etwa über einen vergünstigten Bezug von Strom. Dies werde die Akzeptanz steigern, ist sich Heun sicher. Der Bürgermeister schlug vor, die Diskussion aus den Gremien der Gemeinde heraus zu tragen und insbesondere die Bürger dazu direkt zu befragen.
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