Reichenbach. Würden Bürgermeister wie noch bis vor 1993 vom Gemeindeparlament gewählt, könnte es nach über drei Jahrzehnten in Lautertal wieder einen CDU-Bürgermeister geben. Nach der CDU hat sich jetzt auch die LBL uneingeschränkt für den christdemokratischen Bürgermeisterkandidaten, Christian Lannert, ausgesprochen.
In Lautertal amtierte als Verwaltungschef seit der Gebietsreform vor 50 Jahren bisher mit Gottfried Beuß (1985 bis 1991) nur ein Christdemokrat im Reichenbacher Rathaus. In den übrigen Jahren – nach einer ersten kurzen Amtszeit von Karl Germann von den Freien Wählern – hatten immer SPD-Politiker das Amt inne. Mit Andreas Heun kam 2017 dann ein Parteiloser mit SPD-Parteibuch auf den Bürgermeisterstuhl.
Peter Rohlfs bleibt Vorsitzender der Lautertaler Bürgerliste
Es war die erste ordentliche Mitgliederversammlung der Lautertaler Bürgerliste (LBL), zu der Vorsitzender Peter Rohlfs am vergangenen Freitag in die „Traube“ in Reichenbach eingeladen hatte. Denn die LBL hatte sich erst im Oktober 2019 offiziell gegründet, nachdem sie bei der Kommunalwahl 2016 als Newcomer gleich zum Wahlsieger wurde.
Nach der Gründungsversammlung kam dann Corona und zwei Jahre lang war so gut wie nichts möglich. So ging es bei der Zusammenkunft am Freitag nicht nur um die Unterstützung von Christian Lannert als Bürgermeisterkandidat der CDU, es war auch der Vorstand neu zu wählen.
Die von Markus Bormuth geleiteten Wahlen blieben unspektakulär, zogen sich aber in die Länge, da geheim gewählt wurde. Veränderungen gab es nur, weil mit Stephan Degenfeld-Schonburg (stellvertretender Vorsitzender) und Günter Haas (Schriftführer) zwei Vorstandsmitglieder verstorben waren, denen zu Beginn der Versammlung ehrend gedacht wurde.
Keine Gegenstimmen
Alle Wahlen erfolgten ohne Gegenstimmen und ergaben folgende Besetzung: Im Amt bestätigt wurde Vorsitzender Peter Rohlfs, zu seinem neuen Stellvertreter wurde Friedel Mink gewählt. Für Rechner Manfred Schütz, der nicht mehr kandidierte, übernahm Martin Grzebellus die Kasse, dafür übernahm Schütz dessen Amt als Beisitzer. Nachfolgerin von Haas wurde Andrea Grzebellus als Schriftführerin und ihre bisherige Position als Beisitzerin übernahm Christel Haas.
Über die bisherigen Aktivitäten berichtete Fraktionsvorsitzende Silvia Bellmann, die Kraft Amtes Mitglied des Parteivorstandes ist. Sie erinnerte an die Grundsteuersenkung von 1050 auf 850 Punkte. Hier habe man mit der CDU einen großen Schritt gewagt. Denn durch die zu erwarteten Mehreinnahmen in Höhe von 750 000 Euro habe man eine wegweisende Entlastung geschaffen, ohne damals zu wissen, was noch kommt.
Auch auf die offizielle Jubiläumsfeier 50 Jahre Lautertal wies sie hin, an der die LBL ganz bewusst wegen des eingeladenen Ex-Bürgermeisters Jürgen Kaltwasser nicht teilgenommen habe. Zu den wichtigsten Initiativen zählte Bellmann die Erstellung eines Solarkatasters für die Gemeinde, die Machbarkeitsstudie für die Sanierung der Lautertalhalle und den Anstoß zum Erwerb der „Siegfriedsquelle“ am Felsenmeer.
Tief erschüttert habe die LBL der Tod von Günter Haas im Juli. Er sei eine große Persönlichkeit für die LBL, für Lautertal und die Ärzteschaft gewesen. Für ihn sei Melanie Rettig in die Fraktion nachgerückt.
Für die finanzielle Situation der Lautertaler Bürgerliste stellte Rechner Manfred Schütz fest, dass man keine großen Dinge bewegt hatte, zumal die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen und Spenden auch keine großen Sprünge erlauben. Die Ausgaben waren aber geringer als die Einnahmen, so dass aktuell ein kleines Guthaben vorhanden ist. Die Ausgaben entstanden vor allem für den Wahlkampf 2021, den Aufbau und die Pflege der Website und in Folge des Todes von zwei Mitgliedern.
Der einstimmigen Entlastung von Rechner Manfred Schütz und dem kompletten Vorstand stand somit nichts im Wege. Zum Abschluss der Mitgliederversammlung wies Vorsitzender Peter Rohlfs auf die nächste Zusammenkunft der Mitglieder im Frühjahr hin. js
Das hatte auch mit den bei der Kommunalwahl 2016 von der neuen Lautertaler Bürgerliste (LBL) auf den Kopf gestellten Mehrheitsverhältnissen zu tun. Sie wurde auf Anhieb stärkste Partei in Lautertal und warf die bisher stärksten Sozialdemokraten vom Thron.
Kein Spaziergang
Im kommenden Jahr endet nun die erste sechsjährige Amtsperiode des parteilosen Lautertaler Bürgermeisters und die Bevölkerung kann entscheiden, wer künftig die Verwaltung in Reichenbach führen soll. Dass der Amtsbonus nicht immer wirkt, zeigte zuletzt die Bürgermeisterwahl in Bensheim. Ebenso wird bei einer Direktwahl deutlich, dass auch Mehrheitsverhältnisse nicht immer entscheidend sind. Bürger wählen den Rathauschef danach, ob sie mit seiner Arbeit zufrieden sind, ob sie einen Wechsel wollen und ob der Mitbewerber sympathisch ist und ihm die Aufgabe zugetraut wird.
Mit Christian Lannert stellt sich jetzt ein CDU-Politiker dieser Aufgabe und die parteipolitische Mehrheit im Lautertal hat er bereits hinter sich. Vor kurzem hat die CDU Lautertal bei ihrer Hauptversammlung den 38-jährigen Schönberger zu ihrem Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 4. Juni gekürt und am vergangenen Freitag schloss sich die LBL bei ihrer Mitgliederversammlung der Nominierung uneingeschränkt an.
Dennoch wird die Wahl für den Lehrer an der Karl-Kübel-Schule in Bensheim kein Spaziergang werden. Bei den Lautertalern ist der Herausforderer noch relativ unbekannt, da sein sichtbares kommunalpolitisches Engagement jung ist. Seit der Kommunalwahl 2021 engagiert sich Lannert im Ortsbeirat Schönberg und ist Mitglied im Kreistag Bergstraße. Dem CDU-Kreisvorstand gehört er seit 2020 an, zunächst als Beisitzer und seit diesem März als stellvertretender Kreisvorsitzender. Beruflich ist Lannert Lehrer an der Karl-Kübel-Schule in Bensheim und für das Kultusministerium in den Bereichen Schul- Organisations- und Personalentwicklung tätig.
Der Bürgermeisterkandidat ist sich der Herausforderung bewusst, aber er freue sich darauf, die Lautertaler kennenzulernen und bis zum Urnengang in sieben Monaten „die Klinken zu putzen“, wie er vor den LBL-Mitgliedern im Gespräch mit der LBL-Fraktionsvorsitzenden Silvia Bellmann versicherte.
Enge Zusammenarbeit
CDU und LBL arbeiteten in Lautertal gut zusammen und es sei in den vergangenen Jahren Vertrauen entstanden. Das sei wichtig, um ein breites Spektrum der Bevölkerung abzudecken. Lannert sah sich in der Rolle als Bürgermeister nicht als Parteisoldat, sondern wolle für alle da sein. „Allein geht nichts, man braucht die Bürger, Vereine und Gruppierungen und muss Teamplayer sein, beschreibt er sein Verständnis von der Aufgabe eines Verwaltungschefs. Aber nicht nur die Zusammenarbeit innerhalb der Kommune ist ihm wichtig, auch die Kooperation mit anderen Kommunen ist ihm wichtig, um seine Vision einer „modernen und lebenswerten Landkommune“ zu realisieren.
Dem Schönberger scheint es bei seiner Kandidatur auch nicht um eine parteipolitische Karriere zu gehen, denn sein Engagement hängt mit seiner Verbundenheit zur Region zusammen. „An einem anderen Ort würde ich nicht kandidieren“, gehe es ihm darum, da mitzugestalten, wo sein Lebensmittelpunkt ist.
Wie LBL-Vorsitzender Peter Rohlfs nach der ausführlichen Vorstellung des Kandidaten feststellte, gehe es der LBL darum, den Wahlkampf aktiv mitzugestalten. Man habe keinen eigenen Kandidaten, sei aber von Christian Lannert überzeugt und werde ihn deshalb unterstützen.
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