Bürgermeisterwahl

Lorscher Kommunalpolitiker rufen zum Wählen auf

Der Amtsinhaber der CDU ist nicht der Wunschkandidat aller, alle Parteienvertreter appellieren aber, den bewährten demokratischen Kandidaten zu unterstützen.

Von 
Nina Schmelzing
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An ihren jeweiligen Infoständen warben gestern Herausforderer Burkard (l.) und Amtsinhaber Schönung (r.) um Stimmen für die Bürgermeisterwahl. © Zelinger

Lorsch. Ein zunehmender Fachkräftemangel wird allseits registriert. Kaum eine Branche gibt es mehr, in der nicht darüber geklagt wird, dass Bewerber fehlen oder sich rar machen. Auch das Interesse, Bürgermeister zu werden, ist offenkundig nicht sehr groß.

Einen Andrang von Kandidaten für das Amt im Stadthaus, über das in der kommenden Woche (4.) entschieden wird, gab es jedenfalls nicht. Lorscher können sich diesmal zwischen zwei Bewerbern entscheiden: Amtsinhaber Christian Schönung (CDU), der seit knapp zwölf Jahren Lorscher Verwaltungschef ist, und die dritte Amtszeit anstrebt und Wolfgang Burkard, der als freier Bewerber antritt, aber kommunalpolitisch in Lorsch bislang nicht in Erscheinung getreten ist.

Die Zahl der Wahlberechtigten dagegen ist erneut gestiegen. 11026 Lorscher dürfen am zweiten Adventssonntag ihre Stimme abgeben. Das sind so viele wie nie zuvor. Nicht wenige von ihren bedauern, dass sich diesmal kein Wahlkampf entwickelte, nicht um wichtige Themen diskutiert und gestritten wurde. Um die Frage zum Beispiel, ob und wo neue Baugebiete entstehen sollen, ob Steuern erhöht werden müssen oder wie sich die Kommune beim Großprojekt ICE- und Güterzugtrasse am besten positioniert.

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Der Herausforderer, 33 Jahre alt, ist zwar im öffentlichen Raum präsent – er führt laut trommelnd die Gruppe der „Spaziergänger“ an, die jeden Mittwochabend durch Lorsch zieht –, von konkreten Zielen für die Stadtentwicklung aber war von ihm wenig zu hören. Unter der Überschrift „Lorsch lernt lieben“ will er sich laut der Schlagzeilen in seinem Wahlprogramm unter anderem für „Frauenpower im Rathaus“ einsetzen, für „Mehr Mitbestimmung für den Klein- und Mittelstand und unsere Bauern“, für „Bezahlbares Wohnen“ ein „Transparentes, bürgernahes Rathaus“, für „Versorgungssicherheit für Lorsch“ und dafür, die „Inflation regional zu stoppen“. Auf dem Telegram-Kanal, auf dem der Bewerber gern kommuniziert, sind zum Teil verstörende Formulierungen zu finden, über die „Firma Lorsch“ etwa oder die „Firma BRD“.

Schade, meinen manche Lorscher, dass es aus den Reihen der Kommunalpolitiker mit Erfahrung, aus den Fraktionen, keine Bewerbungen für das Bürgermeisteramt gab. Den Sozialdemokraten sollte man das am wenigsten ankreiden. Sie haben immerhin bei den beiden vorangegangenen Bürgermeisterwahlen jeweils einen Kandidaten ins Rennen geschickt. Annette Hemmerle-Neber 2016, Niels Quante 2011, die sich nicht durchsetzen konnten. Diesmal belässt es die SPD dabei, „eine Meinung“ zu den jetzt antretenden Kandidaten kund zu tun. „Antidemokratische Reden“ habe er bei der Kundgebung des Herausforderers in Lorsch gehört, so SPD-Vorsitzender Marcel Claros. Niemals werde die SPD „einen antidemokratisch gesinnten Kandidaten“ unterstützen. Das für das Amt nötige Feingefühl habe der parteilose Kandidat zudem beim Pogromgedenken vermissen lassen.

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Christian Schönung sei „zwar nicht der Wunschkandidat der SPD“. Wichtige Themen seien nicht, oder viel zu langsam angegangen worden, erinnert die SPD etwa an die Mehrfeldhalle im Ehlried, die daher viel teurer wird, an die Nibelungenhalle und den Bau von Sozialwohnungen. Alle Wahlberechtigten aber sollten den demokratischen Bewerber unterstützen, appelliert die SPD.

Auch die Grünen, die zuletzt 2005 mit Thilo Figaj einen Bürgermeisterkandidaten stellten, argumentieren ähnlich. Die Fraktion um Matthias Schimpf ruft Lorscher zu reger Wahlbeteiligung auf und verbindet das mit einem Appell, Amtsinhaber Christian Schönung zu unterstützen. Man sei in der Sache mit ihm nicht immer einer Meinung, gemeinsam habe man aber für Lorsch Gutes auf den Weg gebracht, erinnern die Grünen etwa an verschiedene Förderprogramme wie „Lorsch fährt E“ oder den Beschluss für die Dreifeldhalle zugunsten der Vereine. Wichtig sei ein Bürgermeister, der demokratische Regeln akzeptiere, demokratische Repräsentanten nicht verunglimpfe oder ablehne.

Kandidatur angetragen

Die Parteilosen Wähler (PWL) haben noch nie einen Bürgermeisterkandidaten gestellt – diesmal hat ihr Vorsitzender Christian Walter über eine Bewerbung nachgedacht. Lorscher hätten ihn ermuntert, weil sie ihm das verantwortungsvolle und fordernde Amt zutrauten, berichtet er auf Nachfrage. In seinem Beruf habe er als langjährige Führungskraft aber gerade erst noch mehr Verantwortung übernommen, so der gelernte Bankkaufmann und sei damit sehr zufrieden. Auch die PWL ruft dazu auf, zur Wahl zu gehen. Seine Fraktion sei nicht mit allen politischen Entscheidungen einverstanden, verweist Walter etwa auf die Unterschiede beim Parkplatz-Ost. Bei der anstehenden Wahl aber sei es diesmal wichtig, ein Zeichen für den demokratischen Bewerber, für den Amtsinhaber, zu setzen.

Die FDP bittet ebenfalls, zur Wahl zu gehen und den bewährten demokratischen Bewerber Christian Schönung zu unterstützen. Es gehe nicht um eine „Protestwahl“, sondern darum, eine „positive Weiterentwicklung unserer Heimatstadt zu gewährleisten“, sagt Friedel Drayß.

Redaktion

Thema : Bürgermeisterwahl Lorsch

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