Lautertal. „Wir haben die Gefahr erkannt, aber sie ist noch lange nicht gebannt.“ So fasst Lautertals Bürgermeister Andreas Heun die Bemühungen der Gemeinde zum Hochwasserschutz zusammen. Heun stellte mit seinem Mitarbeiter Werner Opper die Überlegungen der Verwaltung dazu vor.
Die hatten eingesetzt, als im Sommer 2021 ein katastrophales Hochwasser das Ahrtal verwüstete. Werner Opper sagte, ihn habe das Thema schon länger umgetrieben angesichts des Klimawandels mit den häufigeren Starkregen. Als Bürgermeister Heun nach der Flut im Ahrtal nach Experten suchte, kam er mit Opper zusammen. Die beiden kennen sich von früher, Heun hat im Rahmen seiner Ausbildung bei Opper ein Praktikum absolviert.
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Opper arbeitete damals und bis zu seinem Ruhestand bei der Oberen Wasserbehörde im Regierungspräsidium in Darmstadt. Er ist also vom Fach, was der Gemeinde nun zugutekommt. Hilfreich sind auch die zahlreichen Kontakte von Opper, zum Beispiel zum Gewässerverband Bergstraße.
Andreas Heun betonte, der Katastrophenschutz sei eigentlich keine Aufgabe der Kommune. Vielmehr sei der Kreis Bergstraße zuständig. Diese Zuständigkeit wolle man auch nicht streitig machen.
In der Not schnell Hilfe bekommen
Es könne aber nicht schaden, sich auch in der Gemeinde Gedanken zu machen. Ganz konkret beginne das in der Verwaltung selbst. Heun will eine Art Krisenstab etablieren. So wisse im Notfall jeder Bescheid, wann und wo er gebraucht werde und was dann seine Aufgabe sei. Auch für die Bürger sei es schließlich wichtig, in einer Notlage schnell Hilfe zu bekommen.
Außerdem soll die Gemeinde für einen solchen Fall besser aufgestellt werden. Dazu sind verschiedene Komponenten geplant. Kurzfristig umsetzbar ist die Organisation der Gemeindemitarbeiter, damit im Notfall nicht wertvolle Zeit verlorengeht. Ebenfalls kurzfristig will die Gemeinde sich um ein Depot für Sandsäcke kümmern. Werner Opper sagte, es gebe dafür zwar ein zentrales Lager in Lampertheim. Im Ernstfall müssten die Sandsäcke aber erst zeitaufwendig von dort geholt werden. Wenn es lokale Bestände gebe, könne man schneller reagieren. Er wisse, dass sich sogar schon besorgte Bürger selbst Sandsäcke angeschafft hätten.
Sirenen kommen Ende Februar
Ebenfalls kurzfristig sollen die Warnmöglichkeiten für die Bevölkerung verbessert werden. Dabei geht es um die Sirenen. Zwei davon – in Beedenkirchen und Elmshausen – sind bereits gegen neue und auch bei Stromausfall brauchbare Modelle ausgetauscht worden. Für die restlichen Standorte sind neue Sirenen bestellt, die Ende Februar geliefert werden sollen, wie Heun berichtete.
Das Thema Stromversorgung hatte bereits Ende vergangenen Jahres in der politischen Debatte eine Rolle gespielt. Die bisher noch lückenhafte Ausstattung der Feuerwehren mit entsprechenden Aggregaten war damals im Rahmen des Supermarkt-Brandes in Lautern diskutiert worden. Ziel ist es, alle Feuerwehrhäuser mit solchen Aggregaten auszustatten. Die Feuerwachen können dann bei einem länger andauernden Stromausfall als sogenannte Leuchttürme dienen, also Anlaufstellen für Bürger, die Hilfe suchen, ihre Smartphones laden oder ein warmes Essen haben wollen. Außer in Gadernheim und Lautern würden alle Feuerwehrhäuser damit ausgerüstet, so Heun.
„Daran sollte man nicht sparen“, erinnerte er an eine Diskussion im Finanzausschuss der Gemeindevertretung zu dem Thema. In den beiden genannten Ortsteilen sind Neubauten der Wachen geplant, so dass die Notstromversorgung erst danach eingerichtet werden soll. Die schleppende Beschaffung der Aggregate war Ende vorigen Jahres kritisiert worden. Dazu hatte aber der stellvertretende Gemeindebrandinspektor Peter Degenhardt klargestellt, dass die Geräte eine lange Lieferzeit hätten.
Als Notfallquartiere sollen die Lautertalhalle und die Dorfgemeinschaftshäuser vorgehalten werden. Dort kann auch gekocht werden.
Vorgesehen sind auch regelmäßige Gewässerschauen. Dabei sollen die Bürger einbezogen werden. Sie bekommen dann Ratschläge, wie sie ihre Grundstücke besser schützen können. Das ist aber unabhängig davon auch jederzeit über den Gewässerverband möglich. Dessen Geschäftsführer Ulrich Androsch hatte bereits 2021 bei einem Ortstermin in Reichenbach angeboten, dass Bürger sich an den Verband wenden können, wenn es um den Hochwasserschutz geht.
Die Gewässerschauen sollen aber auch dazu dienen, Mängel an den Bächen zu erfassen und abzustellen. Der Information von Bürgern sollen auch sogenannte Fließpfadkarten dienen, die die Gemeinde zurzeit erstellen lässt. Aus ihnen wird deutlich, wo es Überschwemmungen geben könnte, wo also mehr Vorsorge angebracht ist.
In Sachen Gewässerpflege wenig gemacht
Auch bei der Bauplanung müsse Lautertal genauer hinschauen, sagte Andreas Heun. Es zeige sich aber schon bei den Diskussionen in der Gemeindevertretung, dass das Thema fraktionsübergreifend präsent sei. Es könne in Zukunft durchaus passieren, dass ein Baugebiet zwar politisch gewünscht sei, aber aus Katastrophenschutz-Erwägungen abgelehnt werden müsse. Das werde allerdings auch bereits jetzt von den Fachbehörden bei Bebauungsplan-Vorhaben geprüft.
Den Gewässerverband möchte Werner Opper mehr in der Gemeinde einbinden. In Lautertal sei außer der regelmäßigen Gewässerpflege in den vergangenen Jahren wenig gemacht worden. Die Fachleute könnten die Kommune unterstützen, wenn es um die Renaturierung von Gewässern geht. Auch dadurch lasse sich Hochwasserschutz erreichen.
Mulden im Wald sollen gegen Trockenheit helfen
Die Gewässer in der Gemeinde hätten da Nachholbedarf. Die Lauter zum Beispiel sei ein „totes Gewässer“ so Werner Opper. Bei Renaturierungen andernorts – etwa an der Gersprenz oder der Weschnitz – seien deutliche Verbesserungen erreicht worden.
Gegen Hochwasser und die zunehmende Trockenheit gleichermaßen können nach Oppers Ansicht Mulden im Wald dienen, in den sich das Regenwasser sammeln kann. Es läuft dann verzögert ab, kann in den Boden einsickern und versorgt so die Natur. Hier möchte die Gemeinde Kontakt zu Hessen Forst aufnehmen.
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