Lautertal. Stimmt es eigentlich, dass die Gemeinde Lautertal dringend Bauland braucht, wie auf verschiedenen Sitzungen der letzten Monate gesagt wurde? Für die Lautertaler Grünen ist unklar, „wie man solche Forderungen mit immer mehr Nachdruck stellen kann, obwohl die Gemeindevertretung einige Bauprojekte bereits in den Verfahrensgang gegeben hat, durch die mittelfristig viel neuer Wohnraum entstehen wird“.
Da der Flächennutzungsplan für Lautertal in die Jahre gekommen sei, brauche es „eine neue Konzeption aus einem Guss. Hierfür würde eine Bauentwicklungsperspektive die notwendige Übersicht ermöglichen und dabei auch selbstverständlich auch Aspekte wie demografische Entwicklung, Infrastruktur und Umweltbelange beachten.“
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Bauausschussmitglied Jörg Gebauer stellt hierzu fest: „Seitdem ich vor gut zweieinhalb Jahren die kommunalpolitische Arbeit im Bauausschuss begonnen habe, bearbeiten wir eigentlich unentwegt Bauangelegenheiten. Dazu gehören kleine und größere Arrondierungen, vor allem jedoch Bebauungsplanverfahren.“
Kein Ziel, inwieweit Lautertal wachsen soll
Allerdings würden diese Bauangelegenheiten ohne Zusammenhang bearbeitet. Ein übergeordnetes Ziel oder einen roten Faden inwieweit Lautertal wachsen soll, gebe es nicht. „Das ist schade“, so Gebauer. Vor allem erscheine dadurch das Ausmaß baulicher Entwicklung beliebig.
Eine kriteriengeleitete Entwicklungskonzeption täte Lautertal deswegen sehr gut, ist sich die Grünen-Fraktion sicher. Daher schlagen die Grünen für die nächste Sitzung der Gemeindevertretung am kommenden Donnerstag vor, solch eine Planung unter fachlicher Begleitung vorzunehmen. Fraktionsmitglied Olaf Harjes sagte, es sei wichtig, „dass sich die Kommune mit offenen Augen in die Zukunft bewegt. Bisher werden wir eher von Grundstücksbesitzern und Bau-Investoren vorwärts geschubst, als dass wir eigenständig und zielstrebig agierten. Es hat jedoch große Vorteile, wenn die Kommune die bauliche Entwicklung nach guten Sachgründen ausrichtet und nicht nur ausführt, was andere wollen. Dazu gehört zum Beispiel auch ein vernünftiger Anteil sozialen Wohnungsbaus.“
Die Gemeinde hat zusätzliche Kosten
Letztlich seien die Mandatsträger dazu aufgefordert, die ganze Kommune im Blick zu behalten, so Sozialausschuss-Mitglied Sandra Maus. Baugebiete seien „keine Gelddruckmaschinen, wie manche zu glauben scheinen. Sie haben große Folgen für die kommunale Infrastruktur. So sehen wir zum Beispiel, dass viele junge Familien auch zusätzliche Kindergartenplätze brauchen. Das kostet die Gemeinde ebenfalls eine Menge Geld – nicht nur im Bau, sondern gerade auch im Betrieb.“ Gleiches gelte für Trinkwasserversorgung, Entwässerung, Verkehrsbelastung und vieles mehr.
Die Grünen vermuten, dass die Forderungen nach dringendem Baulandbedarf auch daher kommen, dass es vor lauter „baulichem Klein-klein“ nicht so einfach sei, den Überblick zu behalten. Zähle man die schon auf den Weg gebrachten Bauprojekte zusammen, komme man auf 130 bis 160 neue Wohneinheiten in den nächsten Jahren.
So erhalte das Destag-Gelände an der Steinaue sieben Einfamilienhäuser plus drei Wohnblocks mit je 14 Wohneinheiten. Der Umbau des ehemaligen Laborgebäudes in Lautern solle 40 bis 50 Wohnungen erbringen. Das Baugebiet Schmelzig in Elmshausen biete nochmals über 30 Wohneinheiten. Hinzu kämen fünf Bauplätze in einem Baugebiet an der Wilhelm-Leuschner-Straße in Gadernheim sowie die Planungen in Gadernheims Oberdorf Richtung Kolmbach.
„So bleibt festzuhalten, dass Lautertal aktuell schon rund 140 bis 160 Wohneinheiten auf den Weg gebracht hat, die kurz- und mittelfristig in die Umsetzung kommen“, fasste Frank Maus zusammen. „Das ist mehr als in den letzten 50 Jahren in Lautertal passiert ist. Inwieweit Lautertal noch mehr Ausdehnung braucht oder gar verträgt, muss in aller Ruhe gut und sachlich abgewogen werden. Rechnet man mit einem Durchschnittswert von drei Personen pro Wohnung, reden wir schon von 450 Neubürgern“, so Maus weiter. tm/red
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