Lautertal. Passend zum 25-jährigen Bestehen des Lautertaler Jugendrats kamen 25 Personen im Sitzungssaal des Rathauses in Reichenbach zusammen, um Erinnerungen aufleben zu lassen und auf dieses seit einem Vierteljahrhundert in Lautertal bestehende Gremium anzustoßen. Eingeladen hatten Helmut Adam, der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Bürgermeister Andreas Heun und Johanna Meister, die Vorsitzende des aktuellen und inzwischen elften Jugendrats. Ende August hatte es bereits eine interne Feier mit vielen ehemaligen Mitgliedern im Jugendzentrum in der Lautertalhalle gegeben.
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Die drei Gastgeber betrachteten in ihren Ansprachen die Einrichtung eines Jugendrats und dessen weitere Entwicklung aus verschiedenen Blickwinkeln. Alle drei dankten allen, die die Einrichtung eines Jugendrats ermöglicht und unterstützt hatten, ihn bei seiner Arbeit weiterhin unterstützen und besonders den Jugendlichen, die sich in den 25 Jahren dort engagiert haben.
Einig waren Adam, Heun und Meister sich auch darin, dass der Jugendrat ein wichtiges Bindeglied zu den politischen Gremien darstellt und es sich lohnt, sich auch zukünftig – und in neuer Besetzung ab Anfang 2024 – im Jugendrat zu engagieren.
Rückblick per "Zeitreise" in das Jahr 1998
Den Auftakt machte Johanna Meister. Sie nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise in das Jahr 1998, dem Jahr der ersten Wahl des Gremiums. Außer den Rahmendaten bot sie dabei eine zeitliche Einordnung: Kosovo-Konflikt in Jugoslawien, Bürgerkrieg in Nordirland, der US-Präsident hieß Bill Clinton, der russische Boris Jelzin, Gerhard Schröder löste Bundeskanzler Helmut Kohl ab, die Einführung des Euro wurde beschlossen, ebenso die Gründung der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Deutschland nahm mit mäßigem Erfolg – Schluss im Viertelfinale – an der Fußball-WM in Frankreich teil. Der Kinofilm Titanic gewann elf Oscars, und Google wurde gegründet.
„All diese Dinge scheinen heutzutage alltäglich, aber vor 25 Jahren hat noch niemand daran gedacht, dass sie für uns heute so selbstverständlich sein würden, dass wir kaum noch darüber nachdenken“, so Johanna Meister. „So ist es auch mit der Demokratie. Es ist für uns so normal geworden, dass wir in einem demokratischen Staat leben dürfen, dass unsere Freiheiten und Mitbestimmungsrechte teilweise nicht mehr wertgeschätzt oder gar als lästig empfunden werden.“
"Wir Jugendlichen leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft."
Meister warb für eine Mitarbeit im Jugendrat. „Der Jugendrat schaffe die Möglichkeit, schon im Kindesalter mitzubestimmen, aber auch Konflikte demokratisch zu lösen und Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren. „Mitbestimmung fängt im Kleinen an“, erinnerte sie zum Beispiel an das Mitwirken des Jugendrats bei der Verschwisterung mit der Lautertaler Partnergemeinde Dogliani.
„Wir Jugendlichen leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft. Es ist richtig und wichtig, auf Jugendliche zu hören und auf ihre Wünsche einzugehen, da wir neue Perspektiven mitbringen und auf andere Dinge wert legen. Dies haben auch die damaligen politischen Vertreter im Lautertal erkannt und vor 25 Jahren der Gründung eines Jugendrats zugestimmt“.
Helmut Adam sah die Entscheidung der Gemeindevertretung, einen Jugendrat wählen zu lassen, als richtig. „Damit wurde der Hessischen Gemeindeordnung entsprochen, Kinder und Jugendliche in angemessener Weise zu beteiligen. Hiervon haben in 25 Jahren viele Jugendliche Gebrauch gemacht und sich für dieses Gremium beworben. Einige gehörten später dann auch der Gemeindevertretung an. Das ist erfreulich“, so der Vorsitzende der Gemeindevertretung.
Lautertaler Bürgermeister Heun fordert zum Einmischen auf
„Ich wünsche mir bei den nächsten Jugendräten wieder mehr Zuspruch aus dem Kreis der Wahlberechtigten. Schön wäre es, wenn bei der 50-Jahr-Feier des Jugendrats ein ehemaliges Mitglied die Festansprache als Vorsitzender der Gemeindevertretung halten könne, sagte Adam weiter.
Bürgermeister Heun erinnerte an das Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde Lautertal vor 25 Jahren. „Man hat sich für dieses verbindliche Modell entschieden. Wir haben nach der Hessischen Gemeindeordnung auch zukünftig die Verpflichtung, die Beteiligungsrechte der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Diese vom Gesetzgeber gemachten Vorgaben müssen aber auch mit Leben gefüllt werden.“ Dass zurzeit fünf von 500 Jugendlichen dauerhaft im Jugendrat mitarbeiteten, sei zu wenig. Heun bot, wie auch Helmut Adam, seine Unterstützung bei der Werbung für das Gremium an.
„In meiner Jugendzeit gab es Themen, die den Protest und die Einmischung der Jugend herausforderten, wie den Nato-Doppelbeschluss zur Nachrüstung mit Atomwaffen,“ so Heun. Auch heute lägen in Lautertal Themen auf der Hand, etwa die Diskussion um die Waldbewirtschaftung oder die Ausweisung von neuen Baugebieten, zu denen auch der Jugendrat eine Position einnehmen könne. „Dazu möchte ich Sie ermuntern. Insbesondere bei der Kommunalwahl sollten Sie Ihre Stimmen erheben, gegebenenfalls auch als Wählerinitiative“, forderte Heun zur Einmischung auf.
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