Kunst

Bunte und fantasievolle Werke im Raidelbacher Kunstgarten

Im Pees-Garten von Peter Schmitt in Raidelbach haben elf Künstler ihre farbenfrohen, ausdrucksstarken, filigranen und fantasievollen Werke präsentiert.

Von 
Eva Bambach
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Neben Kunsthandwerk konnten auch Bilder und Fotografien bestaunt werden. © Thomas Neu

Raidelbach. Der „Kunstgarten“ in Raidelbach war sicher eines der besten Ziele am vergangenen Wochenende – nicht nur, weil es hier viel Schönes und Inspirierendes zu sehen gab, sondern weil es im Pees-Garten im Odenwald auch sommerlich luftig war.

Schon zum fünften Mal in Folge – nach einer längeren Pause – hatte Peter Schmitt eine feine Auswahl von kreativ Schaffenden für zwei Tage auf sein großes Anwesen eingeladen. Inmitten des an diesem Sommerwochenende geradezu paradiesisch anmutenden Ambientes auf einem ehemaligen Bauernhof gab es elf ganz unterschiedliche Annäherungen an das Schöpferische.

In weggeworfenen Gegenständen entdeckten die Künstler das Schöne, Witzige und Nützliche. © Thomas Neu

Meist allerdings nicht ganz so wörtlich genommen wie bei Daniela Recktenwald , deren Passion das Papier ist. „Ich kann das einfach nicht wegwerfen“, sagt sie und zeigt auf Säckchen mit bunten Streifen aus Altpapier, fein säuberlich nach Farben getrennt. Die Streifen weicht sie ein und schöpft aus dem Brei neues Papier in vielerlei Nuancen. Wellpappe von Verpackungen verwandelt sie im Handumdrehen in bunte Blumensträuße oder Vogelschwärme zum Aufhängen. Papier, Pappe und kleine Objekte wie Scrabblesteine finden in der schieren Zahl ihrer Karten ein neues Leben, die sich für Grüße und Glückwünsche anbieten.

Durch Upcycling finden Objekte eine neue Verwendung

Der Re- oder Upcycling-Gedanke spielt auch bei „Jewly“ alias Gely Müller eine große Rolle. „Kreativität ist, wenn einem bei dem, was einem auffällt, etwas einfällt“, ist das Credo von ihr und ihrem Mann. Er ist unter anderem für Objekte aus Holz oder die Neuverwendung von grimmig blickenden Tischkicker-Figuren zuständig, die als Schlüsselanhänger neu ins Spiel genommen werden. Gely Müller dagegen ist mehr für das Filigrane da, sie bepflanzt leere Kaffeekapseln, fädelt Ketten und fertigt zarte silberne Ohrstecker an.

Die Wertschätzung von Gegenständen, die andere nicht mehr haben wollen, ist auch die Motivation für viele der Arbeiten von Claudia Sander . Bei den Käufern sehr beliebt sind zum Beispiel ihre Fischdosen, die sie mit kleinteiligem Mosaik technisch perfekt neu bestückt – manchmal mit neuen Fischen, oft aber auch mit originellen anderen Zutaten. Das Material stammt meistens von alten Tellern und Tassen, deren Scherben etwa als schillernde Schmeißfliege zum ganz und gar nicht unappetitlichen neuen Doseninhalt werden.

Im Weggeworfenen das Schöne – oder Witzige – zu entdecken ist auch die Königsdisziplin des Hausherrn Peter Schmitt , dessen Geschöpfe das seinen gesamten Skulpturengarten bevölkern. Aus Schrott sind dort ganze Szenerien entstanden, viele skurrile Tiere, die gleichermaßen dekorativ wie witzig sind. Sogar zwei Dackel gibt es da – „Waldi und Vivaldi“. Neben dem Figurativen sind im unerschöpflichen Fundus auch geometrische, abstrakte Kompositionen vertreten, zum Beispiel mehrere Brunnen.

Nicht die Fauna, sondern die Pflanzenwelt hat es Martina Cropp angetan: Seit drei Jahren lässt sie vor allem Pilze wachsen, die sie aus Keramikgussmasse gießt und anschließend leuchtend bunt bemalt. Nicht nur dekorativ wie die Pilze sind kleine Blüten, die so geformt sind, dass sie kleine Mengen Wasser aufnehmen und damit als leuchtend bunte Insektentränke dienen können.

Im Kunstgarten wurde an zwei Tagen viel Schönes und Inspirierendes ausgestellt. © Thomas Neu

Eine Leidenschaft für schöne Farben hat auch Petra Schöppner , die aus ebenso bunten wie edlen Papieren akkurat gefaltete Objekte herstellt – zur Verpackung von Geschenken oder zum Beispiel als Minigirlande. Ihr Mann Thomas passte mit seinen gedrechselten Objekten aus regionalen Obsthölzern besonders gut in den Raidelbacher Garten mit seinem alten Baumbestand. Sein Programm umfasst Nützliches wie Dosen, Kapselheber und Mückendeckel fürs Trinkglas ebenso wie edle Muskatreiben.

In Kursen und Workshops kann man selbst aktiv werden

Die „Filztussi“ , die am liebsten genau so genannt wird, hat sich voll und ganz dem Material Filz verschrieben: Sie macht daraus nicht nur Ringe und Ketten, sondern auch kleine und große Dosen, in denen man diesen Schmuck oder auch etwas ganz anderes aufbewahren kann – nicht zuletzt die feinen Handstulpen, an denen sie auch im Sommer strickt.

Es gab nicht nur Kunsthandwerk, sondern auch Bilder. Markus Ganssert hatte eine Auswahl von digital bearbeiteten Architektur-Fotografien dabei. Zum Teil so stark verändert, dass die Ausgangssituation nicht mehr zu erkennen war – zum Teil aber noch topographisch zuzuordnen, wie die malerisch anmutende Ansicht vom Bensheimer Marktbrunnen mit St. Georg im Hintergrund. Katharina Waha war mit großformatigen, gespachtelten Bildern vertreten, die mit einem filigranen, aquarellierten Porträt und unterschiedlich gestalteten Postern mit dem Foto einer Kuh kontrastierten.

Auf dem Gelände des ehemaligen Bauernhofes gab es unterschiedliche Annäherungen an das Schöpferische. © Thomas Neu

Ursula Schlosser gehört zu den Künstlerinnen, die schon mehrfach am „Kunstgarten“ teilgenommen haben. Diesmal zeigte sie Teile älterer Serien und einige neue Arbeiten, sowohl abstrakt als auch figürlich. Zu sehen waren auch Beispiele ihrer mit einer ausgefallenen Wachstechnik gemalten Bilder, bei dem das Papier eine milchige Transparenz bekommt, die die aufgetragenen Farben besonders weich und zugleich doch leuchtend erscheinen lässt.

Eine ganz andere Dimension präsentierte dagegen die „Kraichgau Base“ der „Halbrenner-Galerie“ mit nach Motorrad-Manier gestylten Custom Cruisern des E-Bike-Zeitalters. Motto: „Coole Fahrräder für coole Typen“.

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Insgesamt jede Menge Anregungen – auch um selbst zur Tat zu schreiten. Einige der Aussteller bieten Kurse und Workshops an. Allen voran Peter Schmitt, dessen Kreativkurse in Raidelbach mit der Aufforderung „Schweiß dir deine Skulptur“ für Gruppen ohne Vorkenntnisse, auch für Firmen-Events und Teambuilding-Maßnahmengedacht sind.

Martina Cropp bietet in der Seeheimer „Werkstatt Sonne“ Anleitung zum Gießen von dekorativen Pilzen. Petra Schöppner hat in ihrem Zwingenberger Atelier ein Programm zu ganz unterschiedlichen Papiertechniken zusammengestellt, von Origami über Kleisterpapier bis hin zum Falten von ästhetischen Mustern, entsprechend den „Schönheitsformen“ von Friedrich Fröbel.

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