KMB-Stützpunkt in Reichenbach: Eine moderne Zentrale für die kommunalen Dienstleistungen

Mit der Übertragung des Lautertaler Gemeindebauhofes in Reichenbach an den Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße wurden 2016 die Weichen Richtung Zukunft gestellt.

Lesedauer: 
Auf dem Gelände der KMB-Außenstelle in Reichenbach ist der Bauhof bereits seit den 60er Jahren beheimatet. Zunächst eine Einrichtung der Gemeinde Reichenbach, fiel der mit der Gebietsreform 1972 an die neue Gemeinde Lautertal. © Neu

Reichenbach.. Viele erinnern sich noch gut: Der Lautertaler Bauhof war regelrecht „baufällig“. Die Gebäude hatten fast 200 Jahre auf dem Buckel. Der Fuhrpark war veraltet, die meisten Fahrzeuge waren schon über 30 Jahre im Dienst. Beheizte Sozialräume, Büros und Umkleiden gab es nicht. Die Mitarbeiter zogen sich auf dem Flur um. Und wäre jemals eine weibliche Kollegin eingestellt worden, hätte sie auf ein separates WC verzichten müssen.

Nach ersten Gesprächen im Jahr 2011 wurde über einen Beschluss der Lautertaler Gemeindevertretung im November 2015 der Kurs definiert. Am 1. Januar 2016 war die Eingliederung vollzogen. Schon damals nahmen die Pläne für einen Neubau Gestalt an. Im September 2018 fand auf dem Gelände im Brandauer Klinger die offizielle Einweihung statt. Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) investierte rund 1,6 Millionen Euro in die bauliche Infrastruktur – inklusive der Altlastenentsorgung – und steckte nochmals etwa 450 000 Euro in einen neuen Fuhrpark.

Nur einer der vier Unimogs sei noch brauchbar gewesen, die anderen wurden aussortiert. „Es hatte sich schnell gezeigt, dass es mit dem Bestand nicht weitergehen kann“, berichtet Geschäftsführer Frank Daum, der den Bauhof – offiziell die Außenstelle Lautertal – heute als gut aufgestellten Dienstleister unter dem Dach der Verbandsfamilie bezeichnet.

KMB-Geschäftsführer Frank Daum (rechts) bespricht sich mit dem Leiter der Außenstelle Lautertal Karl Schmidt (Mitte) und Mitarbeiter Stefan Siefert. © Neu

Unterm Strich habe die Gemeinde von der Übernahme profitiert, so Daum. Fahrzeuge und Geräte seien in wesentlichen Teilen erneuert worden, was weniger Ausfälle und einen geringeren Reparaturbedarf bedeute. Man investiere seither frühzeitig in neue Betriebsmittel, um den Bestand einsatzfähig zu halten und wirtschaftlich im Rahmen zu bleiben, so der Geschäftsführer.

Aktuell parken in Reichenbach elf Fahrzeuge. Allein die personellen Ressourcen rangieren weiterhin im Grenzbereich: 2011 hatte die Gemeinde noch 13 Mitarbeiter beschäftigt. 2014 waren es elf. Inzwischen sind es noch zehn. Wenn zwei im Urlaub sind und einer krank ist, wird es eng. Denn die Aufgaben sind vielfältig: Außer der Straßen- und Grünflächenpflege gehören zum Portfolio des Bauhofs auch die Unterhaltung von fünf Friedhöfen, einem Dutzend Spielplätzen und etlichen Sportstätten. Außer der Pflege der Straßen inklusive Feld- und Wirtschaftswegen warten Aufgaben bei der Abfallbeseitigung (Mülleimer leeren) sowie kleinere Unterhaltungsarbeiten an gemeindlichen Liegenschaften.

Die meisten Aufgaben – rund 90 Prozent – sind als kontinuierliche Dienstleistungen per Vertrag zwischen Gemeinde und KMB geregelt. Sozusagen als kommunaler Dauerauftrag. Dazu kommen Jobs auf Zuruf, etwa Hand- und Spanndienste bei Festivitäten und ähnliches. Gut 15 Prozent der der Gesamtaufträge sind Unterhaltungsarbeiten für Feld- und Wirtschaftswege. Der Winterdienst beansprucht – obwohl saisonal – in etwa genauso viele Kapazitäten. Jede Dienstleistung wird über eine Software erfasst und dokumentiert.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

In Lautertal wird die Personalstärke des Bauhofs, wie anderswo auch, von den lokalen Gremien bestimmt. Doch im Zug der Sparmaßnahmen im Zeichen der Finanzkrise und der Haushaltskonsolidierung ist mehr Arbeitskraft momentan kaum zu erwarten. „Schon eine Stelle mehr würde vieles erleichtern“, sagt Frank Daum, der auf den Bauhof von Groß-Rohrheim verweist, der Anfang Januar dieses Jahres ebenfalls in den KMB eingegliedert wurde. Dort kommen sieben Vollzeitkräfte auf rund 3500 Einwohner, doch die Lautertaler Bevölkerung ist etwa doppelt so groß. Darüber hinaus habe man hier eine Flächen-und Höhengemeinde mit zwölf Ortsteilen – in Groß-Rohrheim gibt es keinen einzigen.

Die Infrastruktur ist dort viel kompakter, während die Gemeinde Lautertal sehr heterogen und daher vom Bauhofteam schwieriger zu managen sei. Allein der Winterdienst in den höher gelegenen Ortsteilen sei eine Herausforderung für sich, sagt Vorarbeiter Karl Schmidt in der neu gebauten Halle, in der Unimog, Kleinbagger und ein Großtraktor warm und überdacht auf ihre Einsätze warten. Früher standen die Fahrzeuge im Freien, was den Wartungsbedarf erhöht und die allgemeine Lebensdauer erheblich reduziert hatte.

Die neue Fahrzeughalle ist aufgeteilt. Ein Bereich ist beheizbar, was für den Winterdienst von Vorteil ist. Dann sind die Fahrzeuge morgens auch bei eisigen Temperaturen startklar und einsatzbereit. Es gibt eine Hebebühne, um kleinere Reparaturen selbst übernehmen zu können, sowie Schüttboxen, wo Erde, Kies und Splitt lagern.

Für die Fahrzeuge wurde eine neue Halle gebaut, die besonders im Winter viele Vorteil hat. © Neu

Aber auch sonst sei das Areal mit dem Zustand von einst inzwischen kaum noch vergleichbar. Karl Schmidt zeigt auf das große Silo, in dem das Streusalz gelagert ist. Vorher musste das Granulat mit einem Bagger auf die Fahrzeuge geladen werden, was laut Schmidt nicht ohne eine stärkere Geräuschentwicklung vor sich ging. Jetzt dauere die Beladung eines Unimogs kaum noch eine halbe Minute. Allerdings wurde gegenüber dem 90-Tonnen-Tank auch Kritik vonseiten einiger Anwohner laut. Argument: der große Schüttgut-Behälter passe optisch nicht in ein Wohngebiet.

Als sich der Neubau des Bauhofs abgezeichnet hatte, wurde in den politischen Gremien auch der Umzug ins Gewerbegebiet Elmshausen erwogen. Eine Option, die möglicherweise dazu geführt hätte, dass man die Fläche am Brandauer Klinger für Wohnhäuser hätte nutzen können. Die damalige politische Mehrheit beschloss allerdings den Verkauf des Grundstücks in Elmshausen – und der Bauhof blieb, wo er war.

Das Gelände, auf dem im Jahr 1813 eine Mühle errichtet worden war, ging später in den Besitz der Deutschen Steinindustrie AG über, die das Grundstück Ende der 60er Jahre an die Gemeinde Reichenbach verkaufte. Nach der Gründung der Gemeinde Lautertal 1972 wurden von hier aus alle Ortsteile betreut. Auch die Freiwillige Feuerwehr hatte dort ihr Domizil gefunden. Sie zog später in das benachbarte Gerätehaus um.

Mehr zum Thema

TSV Reichenbach

Reichenbacher Herzsportgruppe gibt es schon über 30 Jahre

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
Sitzung

Lautertaler Jugendrat feiert sein 25-jähriges Bestehen

Veröffentlicht
Von
Ferdinand Derigs
Mehr erfahren
Bürgermeisterwahl

Lautertaler Grüne sehen Vertrauensbeweis für Heun

Veröffentlicht
Von
tm/red
Mehr erfahren

Aus der Vergangenheit übriggeblieben ist nur noch das alte Gebäude der Wassermeisterei, die nicht in den Zuständigkeitsbereich des KMB gehört. Sie wird inzwischen von der Gemeinde Lautertal und der Stadt Lindenfels gemeinsam betrieben. Ein Neubau ist geplant, möglicherweise im Zusammenhang mit einem neuen Feuerwehrhaus für adernheim und Kolmbach.

Für Frank Daum ist die Übertragung des Lautertaler Bauhofs auf den KMB ein gutes Beispiel interkommunaler Zusammenarbeit und der Möglichkeit, öffentliche Aufgaben sinnvoll und wirtschaftlich zu organisieren. Das 2015 vorgelegte und von der Gemeindevertretung beschlossene Konzept sei aufgegangen. Die jährliche Umlage, die Lautertal an den Verband zahlen muss, rangiere unwesentlich höher als bei einem Bauhof in Eigenregie. „Wir nutzen Synergien“, so der Geschäftsführer.

Fahrzeuge und Bagger werden beispielsweise zentral in Bensheim angeschafft und können dann je nach Bedarf problemlos in Lautertal eingesetzt werden, was stundenweise verrechnet wird. Denn gerade bei Spezialgeräten wie einem Minibagger werden schnell um die 150 000 Euro Anschaffungskosten fällig. Dies müsse man nicht alles dauerhaft an jedem Standort vorhalten, sagt Daum.

Die Mitarbeiter hätten von der Umstellung erheblich profitiert, die Stimmung in der Mannschaft sei weitaus besser als früher, bilanziert Karl Schmidt die vergangenen Jahre. Die Zeit während des Umbaus – eine offene OP am schlagenden Herzen – habe man insgesamt gut über die Bühne gebracht. Damals wie heute müsse man aber bei jedem Einsatz Prioritäten setzen und könne bei begrenzten personellen Kapazitäten nicht alles zeitgleich erledigen, so Frank Daum. Es ist und bleibe aber eine logische Kalkulation, dass mit mehr Personal auch mehr getan werden könne.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger