Reichenbach. 200 000 Leute besuchen jedes Jahr das Felsenmeer. Rund 200 Führungen werden jährlich organisiert, die meisten Gäste sind aber auf eigene Faust unterwegs. Das attraktive Touristenziel ist damit eine gute Werbung für die Gemeinde Lautertal, muss aber auch allerhand aushalten. Das wurde beim Besuch von Uwe Becker gestern deutlich.
Becker ist Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten in Hessen. Zuvor war er Bürgermeister in Frankfurt, ist also mit der Region vertraut. Am Felsenmeer war er sichtlich begeistert von den Entwicklungen, die ihm Jutta Weber, die Geschäftsführerin des Geoparks Bergstraße-Odenwald und Lautertals Bürgermeister Andreas Heun darlegten. Becker lud Weber nach Brüssel in die hessische Landesvertretung ein, um intensiver über die Projekte des Geoparks zu sprechen.
Die sind keine Selbstläufer, wie Weber deutlich machte. Vielmehr seien sie auf politische Unterstützung angewiesen – und auch auf finanzielle Hilfen. Für das 2007 eröffnete Felsenmeer-Informationszentrum in Reichenbach habe es 150 000 Euro aus den Fördertöpfen der EU für den ländlichen Raum gegeben, erinnerte sie. Aber auch später hat die Union sich spendabel gezeigt, zum Beispiel beim Bau der neuen Toilettenanlage, die die sanitären Anlagen im Felsenmeer-Informationszentrum deutlich entlastet hat.
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Denn das Zentrum stammt aus einer Zeit, in der man gerade anfing, sich mehr um die Besucher des Felsenmeers zu kümmern. Marco Kollbacher, der Geschäftsführer, erinnerte an die Anfänge einer Besucher-Information mit Freiwilligen in einer Holzhütte auf dem Parkplatz. Das ist 20 Jahre her, und Kollbacher ist auch schon so lange dabei. Zunächst war er Geopark-Ranger, seit einem Jahr leitet er das Besucherzentrum.
Kletterfans und Bildungsbürger
Seitdem das Felsenmeer im Rahmen des Geoparks beworben wird, haben sich die Besucherzahlen vervielfacht. Attraktiv waren die Steine schon immer, zahllose Menschen wurden in ihrer Schulzeit den Felsberg hinaufgetrieben. Mit der Schaffung eines Begleitprogramms aber stieg die Bekanntheit des Naturdenkmals nochmals an. Seither vergehen keine Schulferien, in denen das Felsenmeer nicht als Ausflugstipp in den Medien verarbeitet wird.
Und die Bildungsprogramme des Geoparks ziehen ganz neue Besuchergruppen an. Schließlich sind die Steine im Wald nicht nur eine hervorragende Klettermöglichkeit, sondern auch Zeugnis einer dramatischen Entwicklung in der Erdgeschichte. Sie sind der Überrest einer Kollision zweier Kontinente vor rund 350 Millionen Jahren.
Mit den hohen Besucherzahlen sind auch Herausforderungen verbunden, wie Bürgermeister Heun deutlich machte. Denn die Leute stellten ganz unterschiedliche Anforderungen. Außer der Familie mit Kindern, die nur zum Klettern kämen, seien dort „Bildungsbürger“ ebenso unterwegs wie Sportler und Erholungssuchende. Heun sagte, die Besucherlenkung sei eine wesentliche Aufgabe, um den Ansturm auf das Felsenmeer mit dem Naturschutz in Einklang zu bringen.
Gegenüber Becker sprach Heun die marode Felsenmeerbrücke an, die erneuert werden müsste. Das Projekt wird relativ teuer und ist daher ohne Fördermittel für die Gemeinde kaum zu stemmen. Zumal geprüft werden soll, ob die bisherige Holzkonstruktion, die wetterbedingt immer wieder einmal repariert oder erneuert werden musste, nicht durch etwas Dauerhaftes ersetzt werden kann.
Heun und Jutta Weber lobten die Mitarbeiter im Felsenmeer-Informationszentrum für ihren Einsatz. Weber sagte, von den 13 Zentren im Geopark sei das am Felsenmeer etwas Besonderes, weil die Mitarbeiter hier bei der Gemeinde angestellt seien. Anders sei der Betrieb auch nur schwer zu organisieren. Immerhin schreibe das Zentrum aber durch diese Konstellation und wegen der zahlreichen Besucher gute Zahlen.
Der Parkplatz am Felsenmeer ist der einzige der insgesamt 250 im Geopark, bei dem Gebühren fällig werden. Das Geld wird aber von der Gemeinde benötigt, um die laufenden Ausgaben am Felsenmeer zu stemmen. Wie Bürgermeister Heun sagte, seien ständig Investitionen in die Infrastruktur nötig.
Die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz verwies ebenfalls auf die großen Herausforderungen, die sich am Felsenmeer stellten. Fördermittel – auch von der Europäischen Union – seien daher immer sehr willkommen. In der Corona-Pandemie sei – hauptsächlich nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 – das Felsenmeer eine der wenigen Freizeitmöglichkeiten gewesen, die überhaupt zur Verfügung gestanden hätten.
Die Mitarbeiter im Informationszentrum seien sehr gefordert gewesen, hätten aber auch eine ausgezeichnete Arbeit gemacht. Auch Bürgermeister Andreas Heun zeigte sich mit der Einrichtung zufrieden: „Wir sind hier ganz gut aufgestellt.“
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