Lautertal. Die Diskussion um die Zukunft der Felsenmeer-Brücke nimmt kein Ende. Nachdem sich bereits der Finanzausschuss im Oktober ausführlichst mit dem maroden Bauwerk und einem möglichen Nachfolger befasst hatte, wurde das Thema nun im Bauausschuss nochmals aufgerufen.
Zuvor hatte der Gemeindevorstand ein Gutachten über die Brücke aus dem vergangenen Jahr den Gemeindevertretern zukommen lassen. Darin steht nach Angaben des Ausschuss-Vorsitzenden Jürgen Röhrig (LBL), dass die Gemeinde um einen schnellen Abriss der alten Brücke nicht herumkommt. Die Schäden an der Holzkonstruktion und an den Fundamenten seien so groß, dass die Standsicherheit gefährdet sei.
Das hört sich nach Gefahr im Verzug an, aber alarmiert waren die Ausschuss-Mitglieder eher nicht. Mit den Stimmen von CDU, Grünen und von Alfred Hogen (LBL) wurde beschlossen, den Abriss zu vertagen, bis ein Neubau errichtet werden kann. Helmut Adam und Erich Sauer (beide CDU) betonten nochmals, dass für sie nicht gesichert ist, dass nach einem Abriss eine neue Brücke an der Stelle gebaut werden kann. Die Gemeinde müsse dann ganz von vorn anfangen.
Werde der Abriss in einem Zusammenhang mit dem Neubau gestellt, handele es sich um eine Erneuerung der Brücke, was weniger Schwierigkeit bei der Genehmigung erwarten lasse. „Wenn wir die Brücke wegmachen, dann ist die Brücke weg“, so Adam.
Das war die Grundsatzfrage in der Debatte: Werden die Naturschutzbehörden eine neue Brücke eher genehmigen, wenn es sich um einen unmittelbaren Ersatz für die alte handelt oder nicht? Frank Maus (Grüne) sagte, dazu gebe es nach wie vor keine verlässlichen Informationen. Es sei an der Zeit, dass die Verwaltung – wie schon vor Wochen angeregt – sich dazu bei den Behörden erkundige.
Bürgermeister Andreas Heun sagte, es sei selbstverständlich bereits nachgefragt worden. Allerdings hielten sich die Behörden bedeckt mit einer Zusage, solange nicht klar sei, wie die neue Brücke aussehen solle. Er halte einen „Steg“ an der Stelle für ausreichend und „sicherlich möglich“. Heun sah keine Schwierigkeiten für die Genehmigung einer neuen Brücke, auch wenn die alte dann schon nicht mehr stehe. Schließlich würden auch andernorts Brücken in der Natur gebaut, darunter auch am Felsenmeer im sauerländischen Hemer. Es sei möglich, sich mit darauf spezialisierten Firmen zu unterhalten, die dann vielleicht auch schon Erfahrungen mit Genehmigungsverfahren einbringen könnten.
Heun warb dafür, die alte Brücke schnell abzureißen. Bei einer Verknüpfung von Abriss und Neubau würden die dafür kalkulierten 250 000 Euro nicht ausreichen. Dafür sprach sich auch Tobias Pöselt aus, der darauf hinwies, dass ein Angebot zum Abriss der Brücke zu vertretbaren Kosten vorliege. Wenn man abwarte, werde es nicht billiger.
„Das Ding muss einfach fort“
Pöselt war mit seinem Fraktionskollegen Albrecht Kaffenberger der einzige, der auf die Gefahr des Abwartens hinwies. Er könne nicht abschätzen, welche Gefahren für die Besucher des Felsenmeers von der Brücke ausgingen. Zwar sei der Überweg gesperrt, aber die Leute hielten sich ja auch unter der Konstruktion auf. „Das Ding muss einfach fort“, so Pöselt.
Erich Sauer bezweifelte dagegen, dass es hier zu Problemen kommen könne. Mit der Sperrung der Brücke habe die Gemeinde das Nötige getan, um Schadenersatz-Forderungen abzuwehren. „Wer da rüberläuft, der tut das auf eigene Gefahr.“ Und ein Einsturz des Bauwerks sei nicht zu erwarten.
Dass es sich bei der Brücke um einen „Schwarzbau“ handele, wie Pöselt gesagt hatte, wies Sauer ebenfalls zurück. Er sei 1988 bei der Einweihung dabei gewesen. Da sei zahlreiche Prominenz aufgetreten, bis hin zum Landrat. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Brücke damals ohne Genehmigung errichtet worden sei. Bürgermeister Heun versicherte allerdings, im Archiv der Gemeinde gebe es zu der Brücke keinerlei Unterlagen.
Hartmut Krämer (CDU) erinnerte daran, dass bereits im Rahmen der Haushalts-Beratungen Anfang des Jahres der Gemeindevorstand den Auftrag erhalten habe, Vorschläge für einen Neubau vorzulegen. Bisher sei dies nicht geschehen. Zudem zeigte sich Krämer verwirrt über das Vorgehen des Gemeindevorstandes. Der habe zunächst den schnellen Abriss der Brücke beschlossen, nur um diesen Beschluss anschließend zurückzunehmen. Und nun solle die Gemeindevertretung den Abriss beschließen. Dazu sagte Bürgermeister Heun nur, er sei bei der Sitzung nicht dabei gewesen, in der der Beschluss aufgehoben worden sei.
Dieser Schritt erfolgte im Zusammenhang mit Kritik an dem ursprünglichen Beschluss zum Abriss hauptsächlich vonseiten der CDU. Bürgermeister Heun hatte den Abriss im Juni im Finanzausschuss angekündigt. CDU und Grüne hatten schon damals davon gewarnt, damit könne sich ein Neubau verkomplizieren. Tobias Pöselt warf denn auch der CDU vor, die Brücke zum „Politikum“ gemacht zu haben.
Pöselt stellte klar, dass die SPD sich für einen Neubau der Brücke einsetze. Der habe aber angesichts der zu erwartenden Kosten „keine Priorität“. Viel wichtiger sei es derzeit, den Kindergarten-Neubau in Elmshausen zu finanzieren sowie die Sanierung der weiteren Kindergärten. Außerdem stünden das „Millionen-Projekt“ zum Neubau eines Feuerwehrhauses in Gadernheim und die weitere Sicherung und Sanierung der Wasserversorgung an.
Mit der Empfehlung an die Gemeindevertretung, den Abriss der Brücke zu verschieben, ist das Thema noch nicht vom Tisch. Zur Sitzung am 17. November hat die CDU einen Antrag angekündigt, um den Bauausschuss und den Sozialausschuss erneut damit zu befassen.
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