Einhausen. Es war ein wahrer Kraftakt für die Einhäuser Feuerwehr. Mitten in Zeiten der Pandemie stand die Fortschreibung des Bedarfs- und Entwicklungsplanes an. Dieser gibt einen Überblick über den aktuellen Zustand von Gebäuden, Ausrüstung und Personal der Wehr und dient als Entscheidungsgrundlage für künftig notwendige Investitionen. Nachdem der Kreisbrandinspektor Steffen Lutter und beteiligte Behörden grünes Licht signalisiert hatten, hat die Gemeindevertretung das Papier bei ihrer vergangenen Sitzung beschlossen.
Auf die lange Bank schieben konnte die Feuerwehr das Thema trotz Coronakrise nicht mehr. Denn zum einen stammt die vorherige Version noch aus dem Jahr 2006, zum anderen wurde die aktualisierte Bedarfs- und Entwicklungsplanung benötigt, um beim Land Fördergelder für die Sanierung und die Erweiterung des Feuerwehrhauses beantragen zu können.
Inspektion am Freitag
Am kommenden Freitag, 28. Oktober, wird die Feuerwehr Einhausen als Herbstabschluss eine Inspektion abhalten und dabei auch Fahrzeuge und Geräte vorstellen.
Im Mittelpunkt werden dabei vor allem die Anschaffungen aus den vergangenen beiden Jahren stehen. Die aktiven Einsatzkräfte werden um 19.30 Uhr vor dem Feuerwehrhaus antreten. Unabhängig davon wird die Jugendfeuerwehr ihr Können bereits ab 18.30 Uhr mit einer Schauübung am Feuerwehrhaus unter Beweis stellen.
Die Einhäuser Brandschützer laden die Bevölkerung für den Freitag dazu ein, „sich von der Schlagkraft unserer Feuerwehr zu überzeugen“. red
Denn das 1984/85 errichtete Gebäude an der Sepp-Herberger-Straße entspricht nicht mehr dem heute benötigten Stand, strich der stellvertretende Gemeindebrandinspektor Wilhelm Krüger bei der Vorstellung des Papiers im Haupt- und Finanzausschuss als wohl wichtigste Erkenntnis heraus.
Der Technische Prüfdienst kritisierte unter anderem fehlende Sicherheitsabstände rund um die Fahrzeuge, fehlende Umkleiden für weibliche Einsatzkräfte, zu wenige und nicht nach Geschlechtern getrennte sanitäre Anlagen und die Abgasabsaugung in der Fahrzeughalle. Das Gesundheitsamt bemängelte unter anderem die Trinkwasserhygiene. Außerdem fehlt es laut Bedarfs- und Entwicklungsplan an Lager- und Stellflächen, sowie an Besprechungs-, Stabs- und Büroräumen. Ein barrierefreier Zugang ist nicht gegeben, die Bausubstanz ist energetisch auf dem Stand der 1980er Jahre und die Tore der Fahrzeughalle sind erneuerungsbedürftig.
Einsatzabteilung sucht dringend Verstärkung
Während die Einhäuser Feuerwehr bei der Ausrüstung sehr gut aufgestellt ist und in absehbarer Zeit wohl auch über ein größeres und zeitgemäß ausgestattetes Domizil verfügen wird, bereitet die personelle Ausstattung der Wehr den Verantwortlichen Sorgen. „Die Einsatzabteilung besteht derzeit aus 50 Personen. Wir bräuchten aber eigentlich 62“, berichtete der stellvertretende Gemeindebrandinspektor Wilhelm Krüger bei der Vorstellung des Bedarfs- und Entwicklungsplans im Haupt- und Finanzausschuss. Besonders wichtig sei die Verfügbarkeit von ausgebildeten Atemschutzgeräteträgern. Zur Erreichung der für Einhausen notwendigen Tagesalarmstärke bräuchte man sechs solcher Spezialkräfte. Aktuell komme man aber nur auf vier.
Das Durchschnittsalter der Einsatzkräfte steige zudem kontinuierlich an – innerhalb der vergangenen 15 Jahre um fünf Jahre. Verbessern will sich die Feuerwehr laut Krüger bei der Gewinnung von Frauen für den aktiven Dienst. Derzeit gibt es in Einhausen nur sechs weibliche Einsatzkräfte. „Damit liegen wir unter dem Durchschnitt“, sagt der stellvertretende Gemeindebrandinspektor. „Wir müssen deutlich machen, dass die Feuerwehr auch für Frauen attraktiv ist.“
Krüger bat auch die Gemeindevertretung, sich Gedanken zu machen, wie die Feuerwehr mehr Aktive gewinnen kann.
Wichtigste Nachwuchsschmiede für die Einsatzabteilung sei die Jugend- und Kinderfeuerwehr. Derzeit gehören 14 Kinder und Jugendliche der Jugendfeuerwehr (zehn bis 17 Jahre) und sechs Kinder der Kinderfeuerwehr (acht bis zehn Jahre) an. Deren Betreuung sei jedoch „sehr zeitintensiv und verantwortungsvoll“. Eine Idee sei etwa die Unterstützung der Betreuer durch bezahlte pädagogische Fachkräfte. Vorstellen kann man sich bei der Wehr auch eine Unterstützung der Führungskräfte bei administrativen Aufgaben durch die Gemeindeverwaltung. Auch die Einführung von Dienstaufwandsentschädigungen oder Lohnersatzleistungen für Sonderfunktionen sei denkbar. l ke
Neu war das den Kommunalpolitikern natürlich nicht, wird doch schon seit Jahren über eine Sanierung des Gebäudes nachgedacht. Mittlerweile gibt es – wie bereits ausführlich berichtet – eine angepasste Vorentwurfsplanung, die auch zusätzliche Räume für das Einhäuser DRK vorsieht. Bauausschuss und Gemeindevertretung haben dafür gerade grünes Licht gegeben.
Bei der Ausrüstung selbst ist die Einhäuser Wehr gut aufgestellt. „Alle benötigten großen Fahrzeuge sind vorhanden“, sagte Wilhelm Krüger. An Neuanschaffungen vorgesehen sind in nächster Zeit weitere Abrollbehälter für das Wechselladerfahrzeug. In diesen befinden sich Ausrüstungsgegenstände für verschiedene Einsatzzwecke. Kurzfristig benötigt werden noch Behälter für die Bereiche Brand und Transport. Diese sollen möglichst in diesem oder im kommenden Jahr angeschafft werden.
Bis 2025 sieht die Planung eine Ersatzbeschaffung für den Einsatzleitwagen vor. Weitere Fahrzeuge müssen dann laut aktueller Planung erst ab dem Jahr 2031 durch neuere Modelle ersetzt werden.
Gefahren und Schutzziele
Bei den Gefahrenarten Brandschutz und Technische Hilfe wird Einhausen laut Bedarfs- und Entwicklungsplanung in die Risikokategorie 3 eingestuft, wobei 1 für die kleinste und 4 für das größte Risiko steht. Bei ABC-Gefahren wird Einhausen in die Kategorie 2, bei Wassernotfällen in die Kategorie 1 eingestuft.
Schutzziele der Feuerwehr sind: Menschen retten, Tiere retten, Umwelt- und Sachwerte schützen, Ausbreitung eines Schadens verhindern.
Einen „kritischen Wohnungsbrand“ soll die Feuerwehr eigenständig bewältigen und dabei die Hilfsfrist von zehn Minuten einhalten können.
Dazu benötigt die Einhäuser Feuerwehr 16 Einsatzkräfte, darunter sechs Atemschutzgeräteträger.
Bei einer Alarmierung sind aktuell elf Einsatzkräfte der Feuerwehr nach fünf Minuten zur Stelle, insgesamt 17 nach 15 Minuten. Drei Atemschutzgeräteträger können innerhalb von fünf Minuten im Einsatz sein, insgesamt vier nach 15 Minuten. kel
„Wenn die Feuerwehr etwas benötigt, wird das von der Gemeinde unterstützt“, betonte Bürgermeister Helmut Glanzner nach der Vorstellung der Planung im Haupt- und Finanzausschuss. Er dankte dem Gemeindebrandinspektor Christoph Röll, dessen Stellvertretern Wilhelm Krüger und Christian Heß, sowie Heike Kaiser, die sich von Seiten der Feuerwehr federführend um die Erstellung der Planung gekümmert hatten. Von der Gemeinde zusätzlich zu Unterstützung hinzugezogene Prüfer hätten die „gute Ausarbeitung“ bestätigt.
Von den Fraktionen gab es viel Lob: „Ich bin beeindruckt, wie viel Arbeit darin steckt“, sagte Stefanie Seitz (CDU) bei der Beratung im Hauptausschuss. Simone Sartorius Neef (Grüne) betonte bei der Sitzung der Gemeindevertretung, dass die sehr zeitintensive Arbeit von den Mitgliedern der Feuerwehr ehrenamtlich bewältigt wurde. Marco Bauer (CDU) erinnerte in seinem Statement, dass alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden: „ Alles ist bis nach Wiesbaden abgestimmt.“
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