Dorffest

Furchterregende Dinosaurier auf der Gadernheimer Kerb

Von 
Ferdinand Derigs
Lesedauer: 
Die Motive waren vielfältig bei der Gadernheimer Kerb. Dinosaurier hatte die Gruppe „Die Dolle im neuen Zeitalter“ im Schlepptau. © Gutschalk

Gadernheim. Strahlend blauer Himmel, strahlender Sonnenschein. Was kann man mehr erwarten? Vielleicht wollte beim „Gareme Kerbzug“ zumindest der Wettergott einiges wiedergutmachen. Denn lange drei Jahre musste der Kerweverein, der zurzeit 85 Mitglieder zählt, wegen der coronabedingten Einschränkungen auf den bis im Jahr 2019 am zweiten Oktober-Sonntag immer fest eingeplanten Umzug zur „Hoasekerb“ verzichten. Verzichtet wurde auch dieses Mal noch auf die beliebte Tombola.

So war die Vorfreude bei den 16 teilnehmenden Fußgruppen und Motivwagen um so größer, sich endlich wieder den vielen erwartungsfrohen Zuschauern entlang der Zugstrecke an der Bundesstraße 47 und der Raidelbacher Straße präsentieren zu können. Viele der teilnehmenden Gruppen nutzten dabei den stetig bergan verlaufenden Weg bis zur Heidenberghalle auch, um mit Flugblättern auf kommende oder schon bestehende Veranstaltungen im Dorf hinzuweisen.

Feuerwehr, Kirche, Kerwejugend

Jana Altetiemann und Ramona Degenhardt vom Vorstand des Gadernheimer Kerwevereins dirigierten dann auch souverän die Teilnehmer auf ihre Plätze, während die Freiwillige Feuerwehr mit Einsatzfahrzeugen vor und für die Absicherung des Zuges sorgte. Ihnen folgte lautstark die aus acht Pärchen bestehende Kerwejugend mit dem Kerwekranz. Unmittelbar danach schloss sich der Wagen des seit dem Jahr 1999 bestehenden Gadernheimer Kerwevereins (GKV) an.

Auch für den kirchlichen Beistand war gesorgt. Pfarrerin Marion Mühlmeier hatte eine Nachbildung der wunderschönen von Heinrich Metzendorf entworfenen „Gareme Käich“ und auch den evangelischen Posaunenchor im Schlepptau. Die Frauen und Männer machten schon einmal mit Flugblättern auf „Die Nacht der evangelischen Kirchen in Beedenkirchen, Gadernheim und Reichenbach“ am 5. November aufmerksam, die im Rahmen des 50-Jahr-Gemeindejubiläums stattfinden wird.

Auch ernste Themen kamen beim Kerbzug zur Geltung: Fluthelfer machten auf ihre Arbeit im Ahrtal aufmerksam. © Gutschalk

Mehr als 20 der insgesamt zurzeit 37 Löschzwerge schlossen sich unmittelbar mit ihrer Betreuerin Heike Eckstein und ihrem Maskottchen an. Gefolgt von den Angehörigen der Jugendfeuerwehr Gadernheim, die mit ihrem Wagen nicht nur Werbung für den Feuerwehr-Nachwuchs („Ohne Jugend keine Zukunft“), sondern auf eine Unsitte aufmerksam machten, die leider immer mehr um sich greift. „Helfen statt Gaffen“ lautete die klare Botschaft.

Botschaften der Ahrtal-Helfer

Dem Helfen haben sich auch 70 Handwerksbetriebe und ihre Mitarbeiter an der Bergstraße und in der Umgebung verschrieben. Viele Helfer sind schon kurz nach der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal aktiv geworden und helfen seither insbesondere Menschen, die keine Leistungen aus einer Versicherung erwarten dürfen. Mit den Botschaften „Wer nichts für andere tut, tut auch nichts für sich“ und „Machen ist wie wollen – nur krasser“ machten sie Werbung für die gute Sache. Sechs komplette Häuser wurden so schon ohne Rechnungsstellung der Handwerker saniert. Das Material wird aus Spenden finanziert. Am 15. Oktober hofft man mit einer Wichtelaktion, einem Grillfest sowie Kaffee und Kuchen, bei der Firma Bormuth Haustechnik in Gadernheim weitere Einnahmen generieren zu können.

Auch die Landfrauen Gadernheim hatten mehrere Anliegen. Zum einen brauchen die Jugendgruppe Datz und die Kindergruppe Turbobienen dringend Nachwuchs („Kloane un Große fehle. Un meddedrin fehle se a, des is zum Brehle“). Zurzeit gibt es nur ein einziges Turbobienchen. Zum anderen machten die Landfrauen Werbung für ihre Damengymnastik („Mit den Landfrauen fit“). Zudem wollen die Frauen im kommenden Jahr endlich wieder ein Theaterstück aufführen, für das es aber noch kein genaues Datum gibt.

Mehr zum Thema

Fest

Andy’s Party People untermalten den Start der Kerb in Gadernheim

Veröffentlicht
Von
fred
Mehr erfahren
Umzug

Die „Leit“ waren froh und „gut druff“ bei der Winterkäster Kerb

Veröffentlicht
Von
Christa Flasche
Mehr erfahren
Traditionsfest

Gronau feiert Kerb wieder am Römer

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Fetzige Live-Musik durfte auch nicht fehlen. Dafür sorgten die Bensemer Robdigalle mit „Spass uff de Gass“ und ihrem bewährten Sound. Einfach nur zum Spaß war auch die private Gruppe „Die Dolle im neuen Zeitalter“ unterwegs. Der originalgetreue Jeep aus dem Kino-Kassenschlager „Jurassic Park“ hatte acht „furchterregende“ Dinosaurier in seinem Schlepptau.

Kleinere Tiere waren auf dem Wagen des Rasseflügelzuchtverein Gadernheim zu sehen. Deutsche Lachshühner und mehrere Brieftauben durften den Umzug mitmachen. Am dritten Adventssonntag wird man sie und weiteres Geflügel dann auch bei der Lokalschau des Vereins bestaunen können.

Beim TSV Gadernheim muss man sich eigentlich um den Nachwuchs keine Sorgen machen. Zahlreiche Bambini-Kicker und die E-Jugendlichen wurden nicht nur von Nico Pritsch, dem Trainer der Ersten Mannschaft, sondern auch vom „Gareme Hoas‘“ begleitet. Der TSV „verbeugte“ sich mit einem Wagen vor einer früheren Schaustellerin, die mit ihren Durchsagen am Kerweplatz („Auch ohne Heisel‘s wilde Ritte, heißt‘s in Garen weiter links rum bitte“) in guter Erinnerung geblieben ist. Im Vorfeld war es gar nicht so einfach gewesen, neue Schausteller zu finden, da einige ihr Geschäft wegen Corona beendet haben.

Heute Frühschoppen

Den Umzug komplettierten die Kerwejugend aus Gronau, Zell, Hambach und der „Kerwekopter“ aus Elmshausen mit lautstarker musikalischer Untermalung. Bis auf Gronau, das am nächsten Wochenende noch seine Kerb feiern wird, müssen alle bereits auf die Kerb im nächsten Jahr warten. In Gadernheim wird dagegen noch am heutigen Montag gefeiert. Man trifft sich zum „Frieschobbe“ im Gasthaus „Zur Linde“, bevor die Kerb beim TSV mit Freibier und dem singenden Landwirt Gerhard Pfeifer gewohnt unterhaltsam ausklingen wird.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger