Brandschutz

Feuerwehr Lautern fürchtet um ihre Existenz

Im Lauterner Feuerwehrhaus gibt es eklatante Mängel. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Unfallkasse Hessen als Arbeitsschutz-Aufsicht das Gebäude schließe, berichteten die Feuerwehrleute bei einem Besuch von Mitgliedern der CDU Lautertal.

Von 
Thorsten Matzner
Lesedauer: 
Mitglieder der CDU Lautertal schauten sich im Feuerwehrhaus in Lautern um. © Neu

Lautern. Die Lauterner Feuerwehr fürchtet um ihre Zukunft. Dabei geht es bei den Brandschützern weniger darum, dass das Personal fehlt. Vielmehr gibt es eklatante Mängel im Gerätehaus. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Unfallkasse Hessen als Arbeitsschutz-Aufsicht das Gebäude schließe, berichteten die Feuerwehrleute bei einem Besuch von Mitgliedern der CDU Lautertal.

Die Feuerwehr hat alle Fraktionen der Gemeindevertretung zu einem Gespräch eingeladen. Die CDU hatte allerdings als erste darauf reagiert, wie Tobias Poth, Mitglied der Einsatzabteilung und stellvertretender Lauterner Ortsvorsteher, berichtete. Für weitere Gespräche gebe es noch keine Termine.

Poth berichtete davon, dass die Unfallkasse Hessen – nicht nur in Lautern – seit Jahren Mängel feststelle, die den Arbeitsschutz für die Feuerwehrleute beeinträchtige. Früher habe das ignoriert werden können. Inzwischen aber sei die Kasse dazu berechtigt, Bußgelder zu verhängen oder im äußersten Fall Einrichtungen zu schließen.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

In dem 1959 erbauten Feuerwehrhaus fehlt es hauptsächlich an Platz. Die Stellplätze für die Feuerwehrautos seien zu klein. Außerdem werde der Umstand kritisiert, dass die Feuerwehrmänner sich in der Fahrzeughalle umziehen. Tobias Poth sagte, in der Garage für den Mannschaftstransporter gebe es Helmfächer und Kleiderhaken für die Schutzanzüge. Allerdings müsse das Diesel-Fahrzeug zuerst aus der Halle gefahren werden, damit man sich überhaupt umziehen könne. Danach sei die Halle naturgemäß voller Abgase, weil es keine Absaugeinrichtung gebe. Lüften könne man aber nicht, weil es im Einsatzfall schnell gehen müsse. Es fehlt auch an Spinden, so dass die private Kleidung der Feuerwehrleute samt den Wertsachen frei zugänglich ist. Denn das Tor vor der Abfahrt zu schließen, würde wieder wertvolle Zeit kosten.

Die Feuerwehrfrauen haben es etwas besser, weil sie eine separate Umkleidemöglichkeit haben – zwar beengt in einem Flur, aber abgetrennt von den Fahrzeugen.

„Wir können uns arrangieren“

Bemängelt werde von der Unfallkasse auch, dass es im Feuerwehrhaus keine Duschen gebe, berichtete Tobias Poth. Das sei aus seiner Sicht weniger schlimm, es entspreche aber nicht den Vorschriften.

Ganz grundsätzlich stehe die Lauterner Feuerwehr nicht auf dem Standpunkt, dass alle Mängel nun sofort beseitigt werden müssten. „Mit den meisten Sachen können wir uns arrangieren.“ Gravierender sei vielmehr, dass die Angelegenheit von der Gemeindeverwaltung offenbar ignoriert werde. Die Unfallkasse und der Technische Prüfdienst hätten das Feuerwehrhaus vor einem Jahr letztmals besichtigt – und zwar am selben Tag, an dem es auch einen Ortstermin in Gadernheim gegeben habe. Nach den Informationen der Feuerwehrleute wurde der Gemeinde eine Frist bis zum 1. März dieses Jahres gesetzt, um zu dem Prüfbericht Stellung zu nehmen.

Mehr zum Thema

Feuerwehr Lautern

Lauterner Feuerwehrhaus muss erweitert oder erneuert werden

Veröffentlicht
Von
Thorsten Matzner
Mehr erfahren
Großbrand

Großbrand in Lautern: Brandstiftung als Ursache?

Veröffentlicht
Von
Thorsten Matzner
Mehr erfahren
Nach dem Feuerwehreinsatz

Großbrand in Lautern: Bei der Wasserversorgung bleiben Fragen offen

Veröffentlicht
Von
Thorsten Matzner
Mehr erfahren

Eine Stellungnahme sei auch abgegeben worden, aber nur zu der Besichtigung in Gadernheim. Für das Feuerwehrhaus in Lautern fehle sie bis heute. Die Brandschützer befürchten, dass die Unfallkasse dies zum Anlass nimmt, den Betrieb des Hauses zu untersagen.

Die Gemeinde müsse keinesfalls die Forderungen alle sofort erfüllen, aber sie müsse wenigstens zeigen, dass sie die Mängelberichte ernst nimmt, sagte Tobias Poth. Außerdem stelle sich die Frage, ob die Gemeinde bei einem Unfall auf die Leistungen der Unfallkasse zurückgreifen könne, wenn sie die Vorschriften ignoriere. Der Beigeordnete Helmut Götz sagte, die Gemeinde müsse jetzt vor allem deutlich machen, dass sie hinter der Lauterner Feuerwehr stehe.

Einsatzabteilung hat 17 Aktive

Die Einsatzabteilung in Lautern müsse erhalten bleiben, so Tobias Poth. „Wir sind genauso wichtig wie die anderen“, das habe nicht zuletzt der Supermarkt-Brand gezeigt.

Es werde oft behauptet, in Lautern gebe es kaum noch Aktive. Das sei aber nicht richtig. Die Einsatzabteilung habe 17 Mitglieder, mit steigender Tendenz. Umgerechnet auf die Zahl der Einwohner seien das 2,8 Prozent. In Gadernheim und Reichenbach betrage dieser Wert nur 2,3 Prozent, so Poth. „Wir stehen nicht schlecht da.“ In der Jugendfeuerwehr seien zurzeit sechs Mitglieder.

Selbst tagsüber sei die Feuerwehr gut aufgestellt. Für die Nachlöscharbeiten am Netto-Markt am Montag kurz vor 14 Uhr seien acht Feuerwehrleute ausgerückt. In der Nacht zum Sonntag seien zwölf Lauterner Brandschützer beteiligt gewesen. Die Feuerwehr sei aber auch wichtig, weil es in Lautern mit zwei noch aktiven Landwirten und dem Gewerbegebiet Marienberg ein „hohes Gefahrenpotenzial“ gebe.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger