Lautern. Der Großeinsatz der Feuerwehren beim Brand des Netto-Supermarktes in Lautern in der Nacht zum Sonntag hat nach Ansicht der Einsatzkräfte Mängel bei der Löschwasserversorgung aufgezeigt. Der Einsatz wäre ohne die Löschwasserzisterne in Höhe der Straße Am Marienberg kaum zu bewältigen gewesen, berichteten Mitglieder der Lauterner Feuerwehr, die für die Wasserversorgung zuständig waren.
Es gebe an der B 47 zwei Überflurhydranten, die an die Wasserversorgung angeschlossen seien. Sie würden aber beide durch die gleiche Leitung gespeist. Am Sonntag sei die Versorgung zusammengebrochen, als nach dem ersten Hydranten auch der zweite angezapft worden sei.
Feuerwehrmann Tobias Poth berichtete, dass die beiden Tragkraftspritzen der Lauterner Feuerwehr bei dem Einsatz sehr hilfreich gewesen seien. Dabei seien beide bereits 31 Jahre alt. Es sei daher nicht abzusehen gewesen, ob die beiden Motoren die stundenlange Belastung durchhielten. Michaela Ackermann ergänzte, dass zwar beide Spritzen einen Elektrostarter hätten. Eine der beiden sei aber nur deshalb in Lautern stationiert, weil sie von einer anderen Feuerwehr übernommen worden sei. Zuvor habe die Lauterner Feuerwehr eine Maschine mit Handstarter gehabt.
Laut dem stellvertretenden Gemeindebrandinspektor Peter Degenhardt war die Pumpe zuvor in Gadernheim stationiert. Sie sei nach Lautern versetzt worden, nachdem die Gemeinde eine Neuanschaffung dort abgelehnt habe.
Über 100 Brandschützer im Einsatz
Die Lauterner Feuerwehr war bei dem Einsatz maßgeblich für die Wasserversorgung zuständig. Tobias Poth sagte, die Zusammenarbeit der Feuerwehren habe sich bewährt. Es sei keine große Absprache nötig gewesen, vielmehr habe jede Einsatzabteilung gewusst, wo sie gebraucht werde.
Außer der Lauterner Feuerwehr waren in der Nacht über 100 Brandschützer aus Bensheim, Elmshausen, Gadernheim, Kolmbach und Reichenbach eingesetzt, außerdem die Feuerwehr Lindenfels mit dem Drehleiterfahrzeug.
Der Einsatz habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass in den Dörfern Feuerwehren zur Verfügung stünden, sagte Tobias Poth. Die zwölf Lauterner Helfer hätten die nötige Ortskenntnis beigesteuert, damit der Löscheinsatz zügig habe begonnen werden können. Bedauerlich sei, wie wenig Verständnis den Feuerwehrleuten manchmal entgegengebracht werde. Die Absperrposten auf der B 47 hätten sich teils Unfassbares anhören müssen von Autofahrern, die wegen des Brandes einen Umweg auf sich nehmen mussten.
Nach dem Einsatz bleiben Fragen offen. Zwar hätte der Markt auch mit mehr Löschwasser nicht gerettet werden können. Konstruktionsbedingt kann sich bei solchen Gebäuden das Feuer schnell ausbreiten, sofern es nicht im Keim erstickt werden kann. Mitten in einer Herbstnacht ist es dabei unwahrscheinlich, dass ein Brand schnell entdeckt wird.
Fraglich ist aber allein schon, wie viel Wasser die Löschwasserzisterne, die noch aus den Zeiten der Ciba-Geigy stammt, beinhaltet. Eine Messung der Wassermeisterei am Montag hat ein Volumen von 170 Kubikmetern ergeben. Es gibt allerdings auch Mutmaßungen, die Zisterne sei deutlich größer.
Gespeist wird der Behälter durch einen kleinen Bachlauf, der parallel zur Straße Am Marienberg verläuft. Außerdem wird Regenwasser eingeleitet.
Ob es auf dem Gelände des Gewerbegebiets – deckungsgleich mit dem früheren Chemiewerk – eine weitere Zisterne gibt, ist den Feuerwehrleuten nicht bekannt. Auch dazu gibt es Mutmaßungen. Jedenfalls befindet sich ein großer Wasserbehälter hinter dem Edeka-Markt im Wald. Er wird von einem Bach aus den Klingenwiesen gespeist. In den 90er Jahren hatte die Lauterner Feuerwehr zusammen mit dem Ortsbeirat angeregt, diesen Behälter als Löschwasserzisterne auch für das benachbarte Wohngebiet auszuweisen.
Weiterer Einsatz am Montag
Die Gemeinde hatte es 1996 beim Verkauf der Grundstücke der Ciba versäumt oder nicht für nötig gesehen, sich das Reservoir zu sichern. Es ist daher im Privatbesitz, wird aber nicht genutzt. Auch die Zisterne an der Nibelungenstraße gehört laut den Informationen der Feuerwehr nicht der Gemeinde, darf aber von der Feuerwehr genutzt werden.
Als glücklicher Umstand erwies sich am Sonntag, dass der Netto-Markt direkt an der Lauter liegt. Auch hier konnte Löschwasser entnommen werden.
Am Montagnachmittag waren die Brandschützer aus Lautern und Gadernheim nochmals an dem Supermarkt im Einsatz, nachdem in der Ruine weitere Glutnester entdeckt worden waren. Das Gebäude wurde bereits am Sonntag durch das Technische Hilfswerk abgesichert. Es muss abgerissen werden.
Was nun passiert, ist nach Angaben einer Sprecherin von Netto noch nicht entschieden. Das werde noch einige Tage dauern. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob und wie der Markt neu gebaut wird.
Zur Brandursache gibt es bisher keine Erkenntnisse. Das Feuer war nach Beobachtungen der ersten Helfer, die am Sonntag dort eintrafen, in einem Lager hinter dem Markt zuerst zu sehen. Möglich ist, dass seit der Schließung um 20 Uhr am Samstag etwas vor sich hin kokelte, was sechs Stunden später den Brand auslöste. Da das Gelände frei zugänglich ist, könnte sich aber auch später jemand dort aufgehalten haben. Schließlich ist auch ein technischer Defekt denkbar. Die Kriminalpolizei hat nach Angaben eines Sprechers gestern den Brandort besichtigt. Ergebnisse lägen noch nicht vor.
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