Lautertal. So schnell wird es im Felsenmeer keine neue Brücke geben – wenn sie denn je gebaut wird. Die Gemeindevertretung lehnte es ab, einen Förderantrag bei der hessischen WI-Bank einzureichen, um sich für 2025 einen Zuschuss von bis zu 180 000 Euro zu sichern. Die Grünen hatten dies beantragt. Sie möchten abwarten, was das geplante Wegekonzept zur besseren Besucherlenkung ergibt.
Dieses wird die Gemeinde mit der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium entwickeln, wie vom Bauausschuss empfohlen. Die Gemeindevertretung stimmte dem zu. Das Konzept wird vom Land bezahlt, wie auch ein Teil der daraus sich ergebenden Wegebauarbeiten am Felsberg.
Prekäre Finanzlage erlaubt keinen Brückenneubau
Im Kern geht es darum, den Besuchern deutlich zu machen, welche Wege am Felsenmeer sie benutzen sollen. Schleichwege sollen dauerhaft versperrt werden, um die Natur zu entlasten, die Bodenerosion zu stoppen und die Waldverjüngung zu sichern. Eingebunden werden sollen das Felsenmeer-Informationszentrum, die Förster und die Feuerwehr, letztere wegen der Rettungswege. Auf Vorschlag von Bürgermeister Andreas Heun wird auch der Geopark beteiligt. Dessen Geschäftsführerin Dr. Jutta Weber habe mitgeteilt, dass sie das Vorhaben unterstütze und begrüße.
Die Grünen wollen auch, dass weitere Informationen dazu ein-geholt werden, ob es vom Regierungspräsidium auch Geld für einen Ersatz für die Brücke gibt. Im Bauausschuss hatte eine Vertreterin der Behörde gesagt, sie könne sich eine Mitfinanzierung einer „Querungshilfe“ vorstellen, aber nicht, dass es einen Zuschuss für eine Brücke gibt.
Klar gegen einen Brücken-Neubau stellten sich die SPD sowie Bürgermeister Heun. Tobias Pöselt (SPD) sagte, die Gemeindevertretung solle sich „ehrlich machen“. Die Gemeinde habe kein Geld für eine neue Brücke. Stattdessen müssten neue Feuerwehrhäuser für Gadernheim und Lautern gebaut werden und der neue Kindergarten in Elmshausen. Davon hätten die Bürger mehr als von einer neuen Brücke im Felsenmeer. Wenn die Gemeinde darüber hinaus investiere, führe das zu erheblichen Steigerungen bei der Grundsteuer. „Das will doch kein Mensch.“
Ausbau eines Trampelpfads könnte als Querungshilfe dienen
Bürgermeister Heun sagte, der Brückenbau sei eine sogenannte konsumptive Ausgabe, die die Gemeinde ausweislich der Haushaltsgenehmigung angesichts ihrer Finanzlage zu unterlassen habe. Besser sei eine Querungshilfe. Dazu liege bereits ein Vorschlag auf dem Tisch. Danach soll ein Trampelpfad ausgebaut werden, der sich von der östlichen Seite zu einem schmalen Verbindungsweg westlich der Felsen zieht.
Gegen eine Vertagung der Angelegenheit stimmte lediglich Erich Sauer (CDU). Er sagte, es gehe nur um die Frage, ob die Gemeinde einen Zuschussantrag stellen solle. Damit vergebe sie sich nichts. „Die Brücke war ein Wahrzeichen für das Felsenmeer.“ Das Felsenmeer bringe der Gemeinde auch Geld ein, verwies Sauer auf die Einnahmen aus den Parkplatzgebühren. Es sei wichtig, dass dort auch investiert werden. Der richtige Schritt sei, Angebote einzuholen, damit die realen Kosten für einen Neubau auf den Tisch kämen. Die bisher gehandelten 300 000 Euro seien unrealistisch, so Sauer.
Auch Silvia Bellmann (LBL) hielt einen Zuschussantrag für „strategisch sinnvoll“. Sonst entfalle der Gemeinde die Möglichkeit, Fördermittel zu bekommen. Peter Rohlfs (LBL) plädierte ebenfalls dafür, sich das Geld der WI-Bank zu sichern. Schließlich habe die Gemeinde schon erhebliche Vorarbeiten geleistet. Er könne sich nicht vorstellen, wie eine Querungshilfe an der Stelle der alten Brücke etwas anderes sein könne als eine neue Brücke. Es sei denn, die Gemeinde wolle die Felsen mit Unmengen von Schotter auffüllen, um sie begehbar zu machen.
Zuschussantrag ist mit erheblicher Arbeit verbunden
Bürgermeister Heun verwies dagegen darauf, dass mit dem Antrag erhebliche Arbeit verbunden sei. So verlange die WI-Bank eine Stellungnahme der Oberen Naturschutzbehörde und eine aktuelle Kostenschätzung. Die Brücke sei seit zwei Jahren nicht mehr da. Er habe nicht den Eindruck, dass dies zu erheblichen Problemen geführt habe. An der Stelle sei „ein vernünftiger Weg“ nötig, mehr nicht. Lautertal laufe Gefahr, mit einem Neubau ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler zu kommen, erinnerte Heun an die Sanierung der alten Postbrücke zwischen Heppenheim und Lorsch. Die war für über 300 000 Euro instand gesetzt worden, obwohl sie aus Naturschutzgründen gesperrt ist.
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