Gemeindevertretung

Felsenmeer-Brücke wird doch abgerissen

Entscheidung des Bauausschusses, mit der Demontage bis zu einem Neubau zu warten, wurde im Plenum verworfen

Von 
Thorsten Matzner
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Die Brücke über das Felsenmeer wird abgerissen werden. © Archiv

Lautertal. Nun also doch: die Brücke im Felsenmeer wird so schnell wie möglich abgerissen. Nachdem der Bauausschuss der Gemeindevertretung dies noch abgelehnt hatte und mit einem Abriss warten wollte, bis ein Neubau begonnen wird, setzte sich im Plenum die Auffassung durch, dass rasches Handeln gefragt ist. Albrecht Kaffenberger (SPD) hatte zuvor darauf hingewiesen, dass ein der Gemeinde vorliegendes Gutachten keinen Aufschub dulde.

Es hatte im Ausschuss unterschiedliche Auffassungen gegeben. Vorsitzender Jürgen Röhrig (LBL), der vom Fach ist, hatte vergeblich auf einen schnellen Abriss gedrungen. In der Gemeindevertretung stellte er den Antrag, nochmals darüber abzustimmen, was diesmal eine Mehrheit von elf gegen acht Stimmen fand. Drei Gemeindevertreter enthielten sich.

Über den Abriss wurde monatelang diskutiert. Vor allem die CDU widersetzte sich. Sie geht davon aus, dass nach einem Abriss eine neue Brücke nicht mehr ohne Weiteres genehmigt werde. Bei einem direkten Ersatzbau sei das einfacher. Erich Sauer (CDU) bezeichnete das Ja zu einem Abriss denn auch als „strategischen Fehler“.

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Außer Jürgen Röhrig hatte sich im Bauausschuss auch die SPD für einen schnellen Abriss eingesetzt. Das Gutachten sieht offenbar Gefahr im Verzug, so dass die Gemeinde Schwierigkeiten bekommen könnte, wenn Besucher durch die Brücke verletzt werden.

Dabei geht es nicht nur um die Sicherheit auf der Brücke. Der Überweg war ohnehin seit Monaten gesperrt, hier wäre die Gemeinde auf der sicheren Seite gewesen. Da es aber auch Schaden am Fundament gibt, hätten auch Kletterer unter der Brücke durch herabfallende Teile oder im schlimmsten Fall einen Einsturz zu Schaden kommen können.

Auf Antrag der CDU werden im Haushaltsplan 2023 Mittel für die Planung einer neuen Brücke bereitgestellt. Das wurde einstimmig beschlossen, ebenso die Forderung der CDU, 2024 dann das Geld für einen Neubau einzuplanen. Erich Sauer sagte, es müsse endlich eine Entscheidung über einen Neubau gefällt werden. „Wir müssen wissen, was wir wollen.“

Ein Verzicht auf einen Neubau komme für die CDU nicht infrage. Der Bau sei wichtig für die Besucherlenkung. Bereits jetzt habe die Erosion an der Stelle zugenommen, weil die Besucher nicht mehr über die Brücke laufen könnten, sondern am Rand des Felsenmeers entlang liefen.

Sauer wie auch Frank Maus (Grüne) wiesen auch auf die Bedeutung des Bauwerks für die Rettungsdienste hin, die an dieser Stelle das Felsenmeer schnell überqueren könnten. Maus sagte, andernfalls seien Umwege von bis zu 20 Minuten erforderlich. Da könne es in manchen Fällen für Hilfe schon zu spät sein.

CDU will Neubau im Jahr 2024

Maus forderte den Geopark Bergstraße-Odenwald auf, mehr im Felsenmeer zu investieren und die Gemeinde mehr zu unterstützen. Die Hilfe aus Lorsch sei „bisher überschaubar“. Er bezog sich damit auf die Weigerung des Geoparks, die Erhebung von Parkgebühren auf den Parkplatz Römersteine in Beedenkirchen auszudehnen. Peter Rohlfs (LBL) sagte dagegen, beim Parkplatz Römersteine gebe es noch andere Probleme, der sei kein gutes Beispiel in diesem Fall.

Die Brücke sei wichtig, damit weniger mobile Menschen das Felsenmeer erleben könnten, sagte Carsten Stephan (CDU). Sie sei vom Parkplatz Römersteine für solche Besucher leicht zu erreichen.

Silvia Bellmann (LBL) sagte, aus Sicherheitsgründen müsse die Brücke schnell abgerissen werden. Aus Sicherheitsgründen werde aber auch ein Neubau gebraucht. „Es ist wichtig, das Thema fokussiert anzupacken.“ Dazu sei der CDU-Antrag gut.

Bürgermeister Andreas Heun wies darauf hin, dass die von der CDU geforderte Bereitstellung von Mitteln im kommenden Jahr nicht nötig sei. Es stünden im Haushalt 2022 insgesamt 200 000 Euro zur Verfügung, die ins kommende Jahr übertragen würden. Den Wunsch der CDU, dass der Gemeindevorstand Angebote und Vorschläge für einen Neubau zusammenstelle, sah Heun kritisch. Es sei nötig, dass die Gemeindevertretung sich grundsätzlich darauf einige, wie ein Neubau ungefähr aussehen solle. Von einem Steg bis zu einer ambitionierten Hängebrücke sei schließlich alles möglich. Auch er sei davon überzeugt, „dass da auf jeden Fall etwas hinmuss. Möglicherweise tut es auch ein Steg.“

Heun sah die Frage einer neuen Genehmigung nicht so kritisch wie die CDU. Es gebe Signale aus dem Regierungspräsidium, dass eine Genehmigung möglich sei, wobei das aber auch von der Art des Bauwerks abhängen werde.

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Auch die SPD verschloss sich dem Wunsch nach einem Neubau nicht. Tobias Pöselt sagte, es gebe aber wichtigere Themen. „Wir geben keine 200 000 Euro für eine Brücke im Felsenmeer aus.“ Vorher müsse der neue Kindergarten in Elmshausen finanziert werden, außerdem benötige die Feuerwehr in Gadernheim ein neues Gerätehaus. Und die Trinkwasserversorgung müsse weiter saniert werden. „Wir müssen anfangen zu priorisieren.“

Pöselt kritisierte die CDU für ihre uneinheitliche Haltung in der Brücken-Frage. Zunächst habe der von LBL und CDU dominierte Gemeindevorstand den Abriss beschlossen. Dann habe die CDU dagegen protestiert, worauf der Vorstand den Beschluss zurückgenommen habe. Im Bauausschuss sei wiederum gegen den Abriss gestimmt worden, während nun die Gemeindevertretung den Abriss beschlossen habe.

Pöselt wie Frank Maus schlugen vor, Spender und Sponsoren für einen Neubau zu finden. Maus forderte den SPD-Gemeindevertreter Albrecht Kaffenberger dazu auf, seine Erfahrungen mit Crowdfunding-Projekten zur Verfügung zu stellen. Kaffenberger, der beim Verschönerungsverein Reichenbach engagiert ist, hatte unter anderem den Spielplatz Vier Morgen in Reichenbach auf diese Weise mitfinanziert. 50 bis 75 Prozent der Neubaukosten müssten von außen kommen, so Maus.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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