Lautertal. Nicht nur ein Vogel oder auch ein Schmetterling werden alljährlich gekürt, auch ein Pilz des Jahres wird gewählt. Für das Jahr 2022 wurde es der auch im Odenwald anzutreffende Fliegenpilz (Amanita muscaria).
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie bestimmt seit 1994 den Pilz des Jahres. Damit möchte sie auf die Bedeutung von Pilzen für das Ökosystem hinweisen. Zudem sollen den Mitbürgern die ökologischen Zusammenhänge verdeutlicht werden. Der Fliegenpilz ist laut der Gesellschaft ein wichtiger Symbiosepartner für viele Nadel- und Laubbäume, der Wasser und Nährstoffe über die Wurzeln liefert und dafür Zuckerverbindungen erhält.
Verwendung als Rauschmittel
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Der nahezu weltweit verbreitete Fliegenpilz zählt zu den häufigsten Pilzarten Deutschlands. Er ist Gegenstand zahlreicher Mythen und kultiger Handlungen und der bekannteste Giftpilz schlechthin, den auch kleine Kinder erkennen. Mit seinem auffälligen roten Hut gilt er als einer der schönsten Pilze.
Der Lamellenpilz ist zwar mit den Knollenblätterpilzen verwandt, aber kein tödlicher Giftpilz. Nach dem Verzehr können jedoch beim Menschen rasender Puls und geweitete Pupillen auftreten bis hin zu zentralnervösen Störungen und Krämpfen. Der berauschende Stoff kann zu Sinnestäuschungen und Tobsuchtsanfällen führen. Diese Wirkungen führten zu Verwendung des Fliegenpilzes als Kultpilz, besonders in den Schamanenkulten Sibiriens.
Dort wurde und wird der Fliegenpilz als Rauschmittel verwendet. Hierfür ist der Stoff Muscimol verantwortlich. Er trübt das Bewusstsein durch Sinnestäuschungen und verzerrt stark die Realität. Zugleich kann Erbrechen und ein heftiger Kater folgen.
Etwa ab dem Jahr 1900 taucht der Fliegenpilz verstärkt als Glückspilz in tausenden, zum Teil kitschigen Varianten vor allem zum Jahreswechsel auf. Seinen Namen verdankt der auffällige Waldbewohner laut BUND- Landesverband Hessen, dass er als Insektizid eingesetzt wurde. Konkret soll kleingehackter Fliegenpilz in gezuckerter Milch eingelegt worden sein, um lästige Fliegen zu töten worden.
Vom Verzehr wird abgeraten
Laut BUND hat diese Methode die Fliegen aber lediglich betäubt, sie erholten sich in der Regel wieder. Auch wenn der Fliegenpilz zu den Giftpilzen zählt, ist er nicht unbedingt tödlich.
Von seinem Verzehr wird jedoch dringend abgeraten, da ernsthafte gesundheitliche Schäden auftreten können.
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