Landwirtschaft - Das Erntejahr 2021 neigt sich dem Ende zu / Verbandsvorsitzender Willi Billau zieht durchwachsene Bilanz

Schädlinge schmälern Erträge der Bauern

Von 
Daniela Hoffmann
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Zufriedenstellend war die Ernte beim Blumenkohl. Unser Bild zeigt Landwirt Philipp Strauß mit seinen Helfern. © Rosi Israel/sm

Bergstraße. Eine gemischte Bilanz zieht Willi Billau, Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Starkenburg, von der Erntesaison 2021. Zwar werden derzeit noch Rüben, Buschbohnen, Spinat, Kohlsorten sowie letzte Kartoffeln eingeholt. Dennoch lässt sich schon festhalten: „Die Felder hier mussten in diesem vergleichsweise kühlen Sommer zwar wenig bewässert werden, der Schädlingsdruck war aber enorm“, so der Lampertheimer Landwirt im Gespräch mit dieser Redaktion.

Wegen der feuchten Witterung hätten vor allem Pilzkrankheiten Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln und Co. schwer zu schaffen gemacht. „Wir mussten viel spritzen, sonst wären uns einige Kulturen schlicht weggefault“, erklärt Billau und kritisiert Forderungen der EU, Pflanzenschutzmittel deutlich zu reduzieren.

Landwirtschaft im zweiten Corona-Jahr

In diesem Jahr konnten sich die Landwirte viel besser einstellen auf die Bedingungen, die Covid-19 vorgab. Dies galt vor allem für den Einsatz von Erntehelfern aus dem Ausland.

Im Jahr 2020 habe sie – wie alle Branchen – die Pandemie völlig unvorbereitet getroffen, erklärt Willi Billau. In diesem Jahr waren zum einen die Einreise-Modalitäten geregelt. „Zum anderen hatten wir eine Reihe sinnvoller Maßnahmen, die uns halfen, mit der Corona-Situation besser umzugehen“, berichtet der Vorsitzende des Regionalbauernverbands Starkenburg, Willi Billau.

Dazu gehörten – laut Billau – vor allem drei Dinge. Erstens: Einige der Erntehelfer, die die Bauern im Ried beschäftigten, ließen sich bereits impfen. Zweitens: Gruppen, die zusammen arbeiteten, wurden separiert von anderen untergebracht. Drittens: Es wurde permanent getestet. Mit Erfolg, wie der Sprecher der Bauernschaft meint: Weder in seinem Betrieb noch bei seinen Lampertheimer Kollegen habe es unter den Erntehelfern Corona-Fälle gegeben. off/sm

Die Betroffenheit der Landwirte war jedoch – je nach angebauten Sorten – recht unterschiedlich. Das ergibt der Blick auf die verschiedenen Äcker.

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Kathrin Zeilmann, Angelika Resenhoeft
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Kartoffeln: Nicht nur die Pilze machten den Kartoffeln zu schaffen, sondern auch die Glasflügelzikade. Wegen des Klimawandels fühlt sich das aus dem Mittelmeerraum stammende Insekt inzwischen auch in hiesigen Breiten wohl. Es bringt das Stolburvirus mit sich, das bei Kartoffeln die sogenannte Welkekrankheit verursacht. Allein in seinem Betrieb seien 200 Tonnen davon betroffen gewesen, schildert Billau. Normal verkaufen – etwa zum Herstellen von Chips – konnte Billau diese Kartoffeln nicht. Sie gingen nach Holland, wo sie zur Herstellung von Püreeflocken genutzt werden.

Zuckerrüben: Braune Blätter sind derzeit auf etlichen Feldern zu entdecken, auf denen Zuckerrüben wachsen. Die Pflanzen leiden laut Billau unter der Cercospora-Krankheit. Diese verursacht nicht nur Flecken an den Blättern. Vielmehr sorgt sie auch dafür, dass der Zuckergehalt in den Rüben geringer ist als sonst, wodurch die Bauern weniger verdienen.

Spargel: Für das Gemüse, das der Spargelstadt ihren Namen gibt, war es ein „durchschnittliches und unproblematisches Jahr“, resümiert Billau – auch wenn die Ernte etwas später erfolgte.

Erdbeeren: Die Landwirte, die ihre Erdbeeren unter Folie angebaut haben, konnten sich über eine frühe Ernte freuen. Wer allerdings auf Freiland-Früchte setzte, hatte weniger Glück. Mit der Erntezeit kamen viele Niederschläge. Zwischen 20 und 40 Prozent der Erdbeeren seien deshalb verfault, erklärt Billau.

Gemüse: Eine „zufriedenstellende Ernte“ sieht der Bauernfunktionär etwa bei Buschbohnen, Erbsen und Blumenkohl. „Zwar musste das Gemüse intensiv behandelt werden“, sagt Willi Billau, „dafür hatten die Landwirte aber wenig Verluste.“

Getreide: „Zunächst sahen die Bestände wunderbar aus. Aber letztlich haben sie nicht genug Sonne bekommen und daher wenig erbracht“, meint der Verbandsvorsitzende. An etlichen Standorten sei die Ernte unterdurchschnittlich gewesen – auch wiederum wegen der Pilzkrankheiten, für die der viele Regen sorgte. Einiges an Getreide habe so nicht einmal an die Futtermittelindustrie verkauft werden können.

Dennoch konnten die Landwirte insgesamt mit dem Erntejahr 2021 zufrieden sein, findet zumindest Willi Billau. /sm

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