Friedhofsgebühren

Der Bestattungswandel ist ein Kostentreiber in Lautertal

Die Grundsteuererhöhung als einzige Alternative soll vermieden werden.

Von 
Thorsten Matzner
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Ein Grablicht und Grabbepflanzung auf dem Friedhof. Klassische Erdgräber sind inzwischen deutlich seltener gewünscht als früher. © Sven Hoppe

Lautertal. Die Gebühren für die Friedhöfe in Lautertal werden in den kommenden zwei Jahren deutlich steigen. Die Gemeindevertretung billigte einen von einer Kommission ausgehandelten Kompromiss. Demnach werden die Gebühren zwar nicht – wie vom Gemeindevorstand gewünscht – sofort stark angehoben. Bis Mitte 2026 sollen aber die Preise deutlich steigen. Die erste Rate der Preiserhöhung ist bereits rückwirkend zum 1. Juli 2024 geplant, weitere Schritte folgen im Juli 2025 und 2026.

Die Fraktionen machten deutlich, dass die Erhöhung der Gebühren zwar die Bürger stark belastet. Es gebe aber keine Alternative dazu. Schließlich müssen die Friedhöfe betrieben werden. Komme das Geld nicht über Gebühren herein, so müsse es von der Grundsteuer kommen. Dadurch würden alle Bürger belastet, wohingegen rechtlich vorgesehen ist, dass nur diejenigen zahlen sollen, die die Friedhöfe nutzen.

Durch Urnengräber entstehen Wiesen, die Pflege benötigen

Ein Teil der Mittel wird trotzdem aus den allgemeinen Steuern genommen. Das sei rechtlich zulässig, erinnerten Bürgermeister Andreas Heun und Erich Sauer (CDU). Die Friedhöfe seien schließlich auch Parks und dienten der Begegnung der Bürger. Dabei ist vorgesehen, dass 80 Prozent der Kosten aus Gebühren stammen. In Lautertal sind es nach Heuns Angaben derzeit aber nur 50 Prozent. Deswegen steht die Kommunalaufsicht der Gemeinde auf den Füßen, geltendes Recht einzuhalten. Bis 2026 könne ein Kostendeckungsgrad von 70 bis 80 Prozent erreicht werden, sagte der Bürgermeister. Genau sagen könne man das aber nicht, weil weder die Entwicklung der Kosten bis dahin noch die Entwicklung beim Kauf von Gräbern absehbar sei.

Letztere ist ein Faktor, der zu den finanziellen Problemen beiträgt. War es bis vor etwa zwei Jahrzehnten noch üblich, Erdgräber – gar große Familiengräber – zu kaufen, so hat sich der Trend zu Urnenbestattungen seither deutlich beschleunigt. Dafür wird aber weniger Fläche gebraucht, sodass auf den Friedhöfen große Wiesen entstanden sind, die von der Gemeinde gepflegt werden müssen. Vorher werkelten dort die sogenannten Nutzungsberechtigten der Gräber, also meist Angehörige der Toten.

SPD drängt darauf, Wünsche zu Investitionen zurückzuhalten

Hinzu komme, dass die Nutzungszeit der Gräber immer öfter nicht mehr ausgeschöpft werde, wie der Bürgermeister berichtete. Es gibt zwar eine gesetzliche Ruhefrist, in der ein Grab nicht neu belegt werden kann. Das sind 20 Jahre. Aber es gibt keine Pflicht, ein für 25 oder 30 Jahre gemietetes Grab so lange zu behalten. Wenn diejenigen, die das Grab zunächst pflegten, nicht mehr dazu in der Lage sind oder gar nicht mehr in der Nähe wohnen, stellen sie oft einen Antrag auf vorzeitige Abgabe.

Andreas Heun stellte klar, dass die bisher letzte Gebührenerhöhung 2017 gewesen sei. Seither hätten sich die Ausgaben für Personal und Sachmittel deutlich erhöht, was ebenfalls zu der Notwendigkeit führe, die Preise anzuheben. Dass diese Zeitung gemeldet hatte, Urnenwahlgräber würden um 108 Prozent teurer, fand Heun dagegen nicht in Ordnung. Zu der Gebühr für die Nutzung des Grabs kämen noch andere Kosten hinzu, die nicht so stark stiegen. Unter dem Strich seien die Gräber künftig 72 Prozent teurer. Das sei allerdings immer noch viel, räumte der Bürgermeister ein. Allerdings sei die Alternative eben, alle Lautertaler über die Grundsteuer zu belasten.

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Das fand auch Frank Maus (Grüne) nicht richtig. Die „Redlichkeit“ den Bürgern gegenüber erfordere es, die Gebühren anzuheben. Die Bürger könnten nicht „geschont“ werden, das Geld werde schließlich gebraucht. Es seien bereits zwei Jahre verflossen, ohne dass etwas geschehen sei. Nun werde es Zeit für den Beschluss.

Tobias Pöselt (SPD) erinnerte daran, dass steigenden Gebühren auch durch eine Reduzierung der Kosten begegnet werden könne. Pöselt forderte die Ortsbeiräte auf, sich bei Wünschen zu Investitionen auf den Friedhöfen zurückzuhalten. Das zielte hauptsächlich auf die Forderung aus Breitenwiesen, Knoden und Schannenbach, auf dem dortigen Friedhof einen Wetterschutz zu schaffen. Pöselt brachte aber auch die Stilllegung von Flächen auf den Friedhöfen oder sogar die Aufgabe von Friedhöfen ins Gespräch. Das senke die Kosten und damit den Druck, die Gebühren weiter erhöhen zu müssen.

Silvia Bellmann (LBL) wollte keine Verbindung zwischen der Gebührenerhöhung und dem Wetterschutz in Schannenbach herstellen. Da dieser bisher nicht gebaut sei, habe er keinen Einfluss auf die Gebührenerhöhung. Was die Stilllegung von Flächen angeht, riet Bellmann zum Abwarten. Es müsse sich erst zeigen, wie sich die in die neue Friedhofssatzung aufgenommenen neuen Bestattungsformen auf den Flächenverbrauch auswirkten. Die Arbeit der Friedhofskommission sah Bellmann daher als „noch nicht beendet“ an.

CDU empfindet Aufgabe von Friedhöfen als schwierig

Erich Sauer sah die Aufgabe von Friedhöfen wegen der Struktur der Gemeinde mit ihren vielen weit auseinanderliegenden Ortsteilen als schwierig an. Bei der Pflege der Flächen könne die Gemeinde allerdings schon sparen. So seien auf dem Friedhof in Reichenbach vor Kurzem alle Wiesen gemäht worden, obwohl sie schön geblüht hätten. Andernorts bemühe man sich um Blühstreifen zur Förderung der Insektenwelt. Hier seien sie ohne Not entfernt worden.

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Sauer begrüßte die Initiative des Kreisseniorenbeirats unter dem Titel „Belebte Friedhöfe“. Damit sollen Ideen entwickelt werden, wie man Friedhöfe zu attraktiven Begegnungsorten machen kann. Er sei froh, dass auf diese Weise die Bürger eingebunden würden. Mit den Ergebnissen der Befragung des Beirats könne die Gemeinde dann weiterarbeiten.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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