Statistik

Wirtschaftlich steht Heppenheim nach Angaben der IHK gut da

Was die Daten der Industrie und Handelskammer über die Kreisstadt verraten.

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mbl/ü
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Heppenheim baute und wuchs in den vergangenen Jahren – auch wirtschaftlich. © Christopher Frank

Heppenheim. Etwas Überdurchschnittliches selbst geleistet zu haben oder zumindest vorweisen zu können, kommt natürlich gut. Heppenheim kann Letzteres über ein aktuelles Zeugnis. Die Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar (IHK) hat ganz Südhessen, damit den Kreis Bergstraße, und wie alle dortigen Kommunen auch die Kreisstadt hinsichtlich ihrer Wirkkraft beleuchtet. Ein Blick auf die Zahlen des sogenannten Gemeindesteckbriefs.

Daten des Statistischen Landesamts, das wie sein Bundespendant zuletzt wieder einen starken Geburtenrückgang und damit ein Fortschreiten des Alterns der Bevölkerung konstatierte, bilden eine Grundlage und Ergänzung für das, was die IHK für Heppenheim darlegt.

Die Kinderbetreuung ausbauen

Natürlich möchte jede Stadt und jede Gemeinde als möglichst dynamisch gelten, hinsichtlich der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Die lässt sich unter anderem am Bevölkerungswachstum ablesen, sofern es eines gibt.

Zuletzt war die Veränderung nur marginal, aber gegenüber 2011 hat Heppenheim bei seiner Einwohnerzahl um 4,6 Prozent bis 2021 zugelegt: von 25 204 auf 26 357. Der kurz vor seiner dritten Amtszeit stehende Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) hatte sich von Anfang an ein Verjüngen Heppenheims als Ziel auf die Fahnen geschrieben.

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Damit ging zwangsläufig das Fokussieren auf den Ausbau des Wohnraums und der Kinderbetreuung einher. Das Wachstum ist freilich nicht exorbitant, aber es gibt eines zu verzeichnen für besagte Dekade. Im Fall des Kreises Bergstraße liegt es zwischen 2012 und 2022 bei 3,8 Prozent, in ganz Hessen bei glatten fünf.

Krisen zeigen sich in Zahlen

Schon traditionell ist die Arbeitslosenquote im Kreis Bergstraße besonders gering. Sogar hessenweit bleibt sie für das vergangene Jahr im Schnitt knapp unter fünf Prozent, die Heppenheim im Gegensatz zum noch deutlich besser abschneidenden Kreis (3,6) mit 5,5 Prozent im Jahresschnitt allerdings überschritt. Zuletzt nahm die Arbeitslosigkeit an der Bergstraße wie in den Nachbarkreisen generell zu.

Die Wirtschaft bleibt krisengeschüttelt, aber gerade in Heppenheim auch stark, dokumentieren andere Kennzahlen. Stichwort Überdurchschnittliches. Vereinfacht gesagt aus dem Verkaufspreis der produzierten (und bereitgestellten) Güter sowie dem Netto-, also dem tatsächlichen Einkommen der Bevölkerung, speist sich die Kaufkraftkennziffer. Aus nachvollziehbaren Gründen ist diese im Münchner Umland oder in weiten Teilen Südhessens besonders groß, in Bremen und weiten Teilen Ostdeutschlands eher nicht. Bei einem Index von 100 für Deutschland liegt Hessen dieses Jahr bei 101,8, der Kreis Bergstraße bei 103,2 und Heppenheim bei 106,6.

Probleme mit Lieferungen

Das lässt sich auch konkreter, also unabhängig von der Größe einer Stadt, durch Pro-Kopf-Ziffern untermauern. Bei der Realsteueraufbringungskraft verdoppelt Heppenheim den Kreiswert von 792 Euro pro Einwohner geradezu, denn sie beträgt für 2021 beachtliche 1536 Euro, während der Hessenwert bei 1200 liegt. Und als Steuereinnahmekraft stehen 2.198 Euro zu Buche, was Kreis (1475) und Land (1869) wieder deutlich abfallen lässt.

Natürlich spielt die günstige Verkehrslage eine große Rolle und hat etwa eine Großstadt wie Frankfurt besonders viele Felder zu bespielen und Lasten zu tragen. Gleichwohl kann Heppenheim durch geballte und breit gefächerte Wirtschaftskraft punkten. Als größter Gewerbesteuerzahler gilt das Pharma-Unternehmen Infectopharm, das die Krisen und Herausforderungen der Branche mit zu bewältigen hatte, aber durch all die Lieferschwierigkeiten eher gebremst wird.

Die Stadtspitze betont gerne, nicht auf den einen großen Konzern zu setzen (Unilever als Langnese-Mutter versteuert ohnehin andernorts), sondern auf eine bewegliche Masse. Apropos: Auch auf die in den vergangenen Jahren gestiegene Einpendlerzahl verweist das Rathaus.

Junge Familien siedeln sich an

Immerhin 7911 sind es 2021 gewesen, aber fast so viele (7469) verließen Heppenheim auch täglich, um an anderer Stelle zu arbeiten. Mit zu bedenken bleibt der Homeoffice-Faktor. Gleich zum Auftakt ihres Profils der Kreisstadt charakterisiert die IHK sie mit einer spezifischen Qualität als „von der IHK ausgezeichneter Wohnort für Fach- und Führungskräfte“.

Während Heppenheim es sich bei nun durch immer höhere Aufwendungen, allerdings trotz sprudelnder Gewerbesteuer klammer werdenden Kassen, bislang leistet, recht geringe Steuerhebesätze zu veranschlagen: durchweg 360 Prozent für Grund- und auch Gewerbesteuer. So lässt man sich als Unternehmen gern nieder beziehungsweise bleibt der Standortwechsel aus.

Gleich 1103 Unternehmen zählt die IHK bei einem gewissen Mindest-Umsatz für 2020. Viele junge Familien siedeln sich an, die Gruppe der Senioren freilich bleibt deutlich größer. mbl/ü

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