Bürgerversammlung

Wenn Wasser für Heppenheim zur Gefahr wird

Eine Studie führt auf, was in der Stadt passiert, wenn großflächig Starkregen über der Region niedergeht.

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rid/ü
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Wo sind die kritischen Punkte eines Starkregen-Szenarios in Heppenheim und in den Stadtteilen, wenn Bäche wie hier der Stadtbach in der Vorstadt der Wassermassen nicht mehr Herr werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich Experten, erste Ergebnisse liegen nun vor. © Astrid Wagner

Heppenheim. Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 ist bis heute nicht nur den Betroffenen in schrecklicher Erinnerung geblieben und hat gezeigt, wie unberechenbar Wasser sein kann. Nach der Katastrophe mit vielen Toten stellte sich die Frage: Wie konnte das passieren? Enge Verwandte von Heppenheims Bürgermeister Rainer Burelbach in der Eifel waren selbst betroffen, was den Rathauschef für das Thema ganz besonders sensibilisierte.

Und so beschlossen die Verantwortlichen der Stadt Heppenheim, das Heidelberger Unternehmen Geomer mit einer Studie zu beauftragen, um herauszufinden, welche Gebiete in der Kreisstadt und in ihren Stadtteilen bei Starkregen- und Überflutungsereignissen ganz besonders betroffen wären, welche Schäden entstehen würden, welche Risiken bestehen und was getan werden kann, um Gefahren abzuwenden oder zumindest zu minimieren.

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Im Rahmen einer Bürgerversammlung im Kurfürstensaal stellten Elisa Bender und Dr. André Assman die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen vor. Angenommen wurde ein Bad-Case-Szenario, das in der Regel so in der Realität nie vorkommen wird: Starkregen, der gleichzeitig über längere Zeit über die gesamte Region niedergeht und die Pegelstände von Bächen und Flüsschen, die aus dem Odenwald kommen, rasch ansteigen lässt: Weschnitz, Erbach und Stadtbach beispielsweise.

Phase 1 der Studie umfasste die Gefährdungsanalyse samt Simulationsrechnungen, das Validieren der Ereignisse und die Erstellung von Starkregen-Gefahrenkarten. In Phase 2 wird sich Mitte Dezember ein Workshop für all jene anschließen, die bei der Stadt mit diesem Thema zu tun haben – sei es prophylaktisch oder dann, wenn der Ernstfall eintreffen sollte. Als Ergebnis wird ein Bericht zur Risikoanalyse erarbeitet, darüber hinaus werden Steckbriefe für Risikoobjekte erstellt.

Welche Bereiche im Katastrophenfall am meisten gefährdet werden

Weiter soll ein Handlungskonzept entworfen und Thema eines weiteren Workshops werden, bevor man ein fachliches wie politisches Handlungskonzept beschließt. Schließlich sollen die Bürger informiert und Maßnahmen getroffen werden, um den Risiken vorzubeugen.

Acht Tage lang haben die Fachleute von Geomer im Herbst 2022 alle relevanten Strukturen, Durchlasse, Verrohrungen, Verdolungen unter Wegen sowie Brücken untersucht. Aus allen Untersuchungen und der Annahme des Bad-Case-Starkregen-Szenarios entstanden animierte Karten, die ganz deutlich zeigen, welche Bereiche, Straßen und Gebäude im Katastrophenfall am meisten gefährdet werden.

Um ein Beispiel zu nennen: Die Bachgass würde ihrem Namen alle Ehre machen und überflutet werden, die Vorstadt stünde zum großen Teil unter Wasser, ebenso alle Unterführungen unter der Bahnlinie hindurch. In der Weststadt dagegen ist man relativ sicher, was auch dem vor Jahrzehnten angelegten groß dimensionierten Kanalsystem dort zu verdanken sei, wie der Bürgermeister erklärte.

Verantwortung bei privaten und gewerblichen Objekten liegt bei den Eigentümern

In den Stadtteilen gibt es in Wald-Erlenbach, Sonderbach und im unteren Bereich von Hambach kleinere Bereiche, die gefährdet sind. Ganz genau kann man das alles einsehen auf der Internetseite www.starkregengefahr.de, wo man Heppenheim eingeben kann und dann zur entsprechenden Simulation geleitet wird. So manch ein Hauseigentümer dürfte dort wichtige Erkenntnisse gewinnen.

Die Referenten vergaßen auch nicht, darauf hinzuweisen, dass die Verantwortung bei privaten und gewerblichen Objekten beim Eigentümer liegt und die kommunale Risikoanalyse für öffentliche Bereiche und Gebäude zuständig sei.

Ind der Nähe des Wassers nicht lagern, was das Wasser stauen könnte

Wer also aus der Karte herauslesen kann, dass sein Haus im Katastrophenfall betroffen wäre, der sollte sich schlau machen, was er tun kann, um im Vorfeld das Schlimmste zu verhindern. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die auch auf der Internetseite erklärt werden.

Man sollte unter anderem drauf achten, dass Elektroinstallationen und hohe Sachwerte erhöht angeordnet werden. Wichtig ist auch, dass Anlieger von Bachläufen in der Nähe des Wassers nichts lagern, kein Holz stapeln etc, was das Wasser stauen könnte.

Die Stadt hat ihrerseits 2022 mit der Erneuerung und Optimierung von Sirenen begonnen und wird dafür am Ende rund 250 000 Euro in die Hand nehmen. Bei einer Großübung der Heppenheimer Feuerwehren waren gerade erst Starkregenereignisse Thema (wir haben berichtet). Unter anderem kam dabei auch die Notstromversorgung in den sogenannten „Leuchttürmen“ unter die Lupe. In die „Leuchttürme“ kann sich die Bevölkerung flüchten, wenn es etwa zu großflächigen Stromausfällen kommt.

Was tun, wenn das Wasser steigt? Türen und Fenster schließen, alle Personen in obere Stockwerke bringen. Wichtig: Nicht mehr den Keller oder die Tiefgarage betreten und das Gebäude nicht mehr verlassen. Wenn das Haus am Hang liegt, sich nicht in hangseitigen Räumen aufhalten. Auch wenn die Zufahrtswege überflutet sind, das Haus nicht verlassen – das Wasser ist meist schlammig, man sieht nicht, ob Gegenstände mitgerissen werden oder Gullydeckel fehlen. Man sollte Strom und Gas abstellen und stets den Anweisungen der Rettungskräfte Folge leisten und diese nur in sehr dringenden Notfällen alarmieren.

Eine Notstromversorgung im Stadtgebiet gibt es unter anderem im Rathaus, im Stadthaus, bei den Stadtwerken/Bauhof in der Kalterer Straße, auf dem Friedhof, in allen Feuerwehrgerätehäusern, in der Nibelungenhalle, in der Mehrzweckhalle Erbach, in den Dorfgemeinschaftshäusern Wald-Erlenbach und Sonderbach, in der Halle Ober-Laudenbach, im Kreiskrankenhaus sowie im Landratsamt. rid/ü

Info: Weitere Infos unter www.starkregengefahr.de

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Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

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    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

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    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

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Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim