Hambach - Im zweitgrößten Stadtteil werden nach Jahren des Rückgangs wieder mehr Kinder geboren

Viele kleine Rosentäler

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Absolute Tal-Lage: Heppenheims Stadtteil Hambach ist von Weinbergen und Wäldern umgeben.

© jährling

Hambach. Es ist idyllisch, das Hambacher Tal, auch "Tal der Rosen" genannt. Jedenfalls dort, wo es nicht dicht bebaut ist. Und es zieht sich - Kilometer um Kilometer, vom Beginn in Unter-Hambach, etwas oberhalb der B 3, bis hoch zum Goldbrunnen in Ober-Hambach, wo das Tal in den Wald übergeht, dessen Forststraße dann weiter nach Schannenbach im Lautertal führt. Allerdings nur werktags: Sonn- und feiertags ist die Forststraße gesperrt, und dann endet in Ober-Hambach sozusagen die Welt.

Abgeschieden ist Heppenheims zweitgrößter Stadtteil, der im vergangenen Jahr sein 850-Jahre-Jubiläum feiern konnte, deshalb aber noch lange nicht: 1582 Einwohner genießen einerseits die dörfliche Ruhe und Gemeinschaft, andererseits aber auch die Nähe zu den Geschäften der Innenstadt, die von Unter-Hambach aus in wenigen Minuten zu erreichen sind. Wobei hier auch die meisten wohnen: 1375 sind in Unter-Hambach gemeldet, weitere 207 in Ober-Hambach.

Ober-Hambach, muss man dazu sagen, hat einige seiner Einwohner eingebüßt, als die 1910 gegründete Odenwaldschule nach der Aufdeckung von Missbrauchsfällen ihre Tore schließen musste. Dass das früher renommierte Internat seine Arbeit einstellen musste, hat nicht nur Schüler und Lehrer getroffen, sondern auch viele Mitarbeiter: Kaum eine Familie im Dorf, so Hambachs Ortsvorsteher Wolfgang Schlapp, die nicht in irgendeiner Form betroffen ist.

Was die Altersstruktur angeht, unterscheidet Hambach sich nicht von anderen Stadtteilen: Es gibt viele Ältere, und vor allem die starken Jahrgänge der Sechziger sorgen dafür, dass die Über-Fünfzigjährigen die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Aber die Jüngeren sind gut vertreten und neigen immer weniger dazu, ihr Dorf zu verlassen. An vielen Stellen im Dorf kann man rege Bautätigkeit erkennen, auch wenn ein zusammenhängendes Neubaugebiet fehlt und man sich auf Lücken in der bestehenden Bebauung beschränkt. Und seit einigen Jahren zeichnet sich eine erfreuliche Tendenz ab: Es werden wieder deutlich mehr Kinder im Dorf geboren, was sich in diesem Jahr auch bei den Einschulungen ausgewirkt hat - 17 Abc-Schützen, so viele wie lange nicht, konnten in die Christophorusschule aufgenommen werden.

Hambach hat, im Gegensatz zu allen anderen Stadtteilen außer Kirschhausen, eine Grundschule zu bieten. Es gibt das sanierte Dorfgemeinschaftshaus, die Schlossberghalle, den Kindergarten "Löwenzahn" und den Waldkindergarten in der Wasserschöpp, das Feuerwehrgerätehaus. Was komplett fehlt, sind Einkaufsmöglichkeiten: Das letzte Lebensmittelgeschäft hat vor Jahrzehnten dichtgemacht, die letzte Bäckerei(-Filiale) vor einigen Monaten.

Erfreulicher ist die Entwicklung, was die Gaststätten angeht: Nachdem die "Rose" ebenso wie das italienische Restaurant "Adriana" einige Meter weiter die Straße bergauf für längere Zeit geschlossen war, sind beide Betriebe inzwischen wieder geöffnet. Und auch das Vereinsheim des TSV Hambach, oben am Sportplatz im Schalbert, steht nach wie vor zur Verfügung.

Große Bedeutung für das Gemeinschaftsleben haben die Pfarrgemeinde Sankt Michael, der TSV, der Liederkranz, das DRK und die Feuerwehr. Seit einigen Jahren trägt vor allem ein Zusammenschluss, der sich den Namen "Brauchtumsverein" gegeben hat, maßgeblich zum kulturellen Leben im Dorf bei. Aus steuerlichen Gründen ins Leben gerufen, steht er inzwischen hinter den großen Festen wie Habafa-Fastnacht, Brennesselkerwe oder Adventsmarkt. jr

Ortsvorsteher lobt Unterstützung für Großprojekte

Dass ein Ortsvorsteher zugibt, dass sein Stadtteil, was die Umsetzung von Wünschen angeht, von der Stadt und anderen Zuschussgebern "bestens bedient" worden ist, ist bemerkenswert. Wolfgang Schlapp (CDU), seit dem Frühjahr an der Spitze des Hambacher Ortsbeirates, ist hochzufrieden mit dem, was sein Dorf in den zurückliegenden Jahren erreicht hat: Kunstrasen für den Fußballplatz, Schlossberghalle saniert, Dorfgemeinschaftshaus um- und ausgebaut, Dorfplatz geschaffen - für all das, so Schlapp, sei viel Geld geflossen, und der Stadtteil dankbar für die Hilfe.

Für den kommenden Haushalt beschränken sich die Hambacher Wünsche deshalb darauf, die Mittel dafür einzustellen, dass Bestehendes "gehegt und gepflegt" und dort, wo dies nötig ist, nachgebessert werden kann. In der Schlossberghalle müssten beispielsweise Restarbeiten erledigt werden, das Ehrenmal bräuchte ein wenig Farbe.

Der Ortsvorsteher ist 52 Jahre alt, verheirateter Vater zweier Kinder (19 und 17 Jahre), leitet als technischer Redakteur die Dokumentation bei Sirona in Bensheim und widmet sich in seiner Freizeit dem Chorgesang, als Vorsitzender des Liederkranz Hambach wie als Vorsitzender des Sängerkreises Weschnitztal-Überwald. Dass er sich jetzt auch noch in die Kommunalpolitik einbringt, zeugt von seinem Engagement für sein Heimatdorf. Und auf das gleiche Engagement hofft er bei seinen Mitbürgern, die aus seiner Sicht durchaus das Eine oder Andere in Eigenregie bewegen könnten.

Beispielsweise für die Grundversorgung im Dorf sorgen, indem ein "Tante Emma-Laden" betrieben würde. Hierfür, so Schlapp, könnte man Projekte in anderen Dörfern zum Vorbild nehmen und einen Verein gründen. Personal, ist sich der Ortsvorsteher sicher, würde man genug bekommen. Schwieriger wäre es, solche zu finden, die dann auch Organisation und Verantwortung übernähmen. Hier, meint Schlapp, könnte dann vielleicht doch die Stadt ein wenig weiterhelfen, ohne dass es gleich ins Geld gehen müsste.

Und ohne Geld aus dem Stadtsäckel würde er am liebsten auch ein anderes Lieblingsprojekt angehen: die Sanierung der Deichertsbrücke in Ober-Hambach. Hier wünscht er sich das gleiche Engagement, das einige Meter weiter den Berg hinauf dafür gesorgt hat, dass es das Marienkapellchen gibt. jr/BILD: jährlung

Dorf der zwölf Mühlen

Im Hambacher Tal entstanden vermutlich im 10. Jahrhundert die Dörfer Ober- und Unter-Hambach. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung waren die zwölf Mühlen, die mit der Wasserkraft des Hambachs betrieben wurden.

Erstmals nachweislich erwähnt wurde Hambach am 11. Juni 1165. Laut einer Urkunde, die heute noch im Fürstlich Löwensteinischen Archiv in Wertheim aufbewahrt wird, hatte der damalige Kaiser Barbarossa die in Hambach liegenden Grundbesitze des im Taubertal beheimateten Klosters Bronnbach unter seinen Schutz genommen.

Internet: www.hambach-info.de. jr

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