Heppenheim. Laut bellend kommt Brody an den Zaun gerannt, der sein Außengehege von den Wegen im Heppenheimer Tierheim trennt. Der fast dreijährige schwarze Labradorrüde hat den Besuchern lautstark so einiges zu erzählen, weicht aber immer wieder zurück, wenn man sich dem Zaun nähert. Sein halbstarkes Gehabe ist nur Blöff, denn eigentlich ist Brody ein ganz Netter, erzählt Tierheim-Leiterin Katrin Hassanin. Er ist ein „Trennungskind“, für das im alten Zuhause am Ende keine Zeit mehr blieb.
Wie viele andere Tiere auch, sucht Brody ein neues Zuhause. Wenn man ihm selbstbewusst entgegentritt und Hundeerfahrung mitbringt, dürfte man viel Spaß mit dem gehorsamen Rüden haben. Streicheleinheiten holen sich direkt gegenüber die süßen kleinen Welpen, die neugierig angewuselt kommen und auf den durch das Gitter getreckten Fingern herumkauen. Sie sind alle bereits vermittelt, denn für niedlichen Hundenachwuchs neue Frauchen und Herrchen zu finden, ist selten ein Problem. Nur die Mama der Rasselbande, die circa achtjährige Froni, sucht noch immer nach einem Zuhause. Sie ist ein kleiner Jagdhund-Mix und kam aus schlechter Haltung ins Tierheim, wo sie Anfang Oktober ihre Welpen zur Welt brachte.
Auch Landrat Christian Engelhardt, der auf seiner Weihnachtstour am Dienstagvormittag Station im Heppenheimer Tierheim machte, erlag dem Welpen-Charme. Gern würde er selbst einen Hund haben, doch leider habe er keine Zeit für einen solchen. Wenn, dann müsste der Vierbeiner mit ihm Joggen gehen, verriet er. Im Gepäck hatte der Landrat einen Bescheid für das Tierheim. Insgesamt 1000 Euro erhalten die Tierheime Heppenheim, Lampertheim und Viernheim sowie ein Bensheimer Tierschutzverein aus der Kasse des Kreises.
Spenden sind wichtig – in Form von Geld, Futter und mehr
250 Euro – damit kann man im Heppenheimer Tierheim keine großen Sprünge machen. Es ist nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Zuständig für die Tierheime sind im Kreis Bergstraße die Kommunen. Hier fließt etwas mehr Geld, aber auch das reicht hinten und vorne nicht, um den laufenden Betrieb zu finanzieren.
80 Prozent der Kosten deckt der Tierschutzverein Heppenheim, der das Tierheim betreibt, aus Spenden und Erbschaften, berichtete Schatzmeisterin Angelika Hassanin. Zwölf Prozent des Gesamtbudgets werden aus Zuwendungen der Städte und Gemeinden finanziert. Futter, Tierarztkosten, Inflation, Energiekosten – alle ist teurer geworden. Auch ein Tiertrainer schaut regelmäßig vorbei.
Das Tierheim ist voll ausgelastet. Rund 30 Hunde und ebenso viele Katzen leben hier. Hinzu kommen rund 20 Kleintiere vom Meerschweinchen über Kaninchen bis hin zu Degus, außerdem Hähne, Hühner und zehn Zebrafinken. In den Außengehegen kann man noch allerlei anderes Getier entdecken.
Weiter geht es mit dem Tierheim-Rundgang. Bella, ein achtjähriger American Staffordshire Terrier, sitzt in ihrem Körbchen im Zwinger und schaut erwartungsfroh in die Augen der Besucher. So lieb sie aber auch ist, sie ist ein „Listenhund“. Das bedeutet, dass je nach Gemeinde gewisse Auflagen zu erfüllen sind.
Ein ganz besonders prächtiges und freundliches Tier ist der riesige einjährige Kuvasz-Rüde Samu, der sich mit einem Kangal-Rüden den Freilauf teilt. Sein neuer Besitzer braucht viel Platz und Erfahrung mit Herdenschutzhunden. Viele Hunde im Tierheim sind nur schwer vermittelbar. Alte oder „schwierige“ Hunde etwa – solche also, die schlecht oder falsch erzogen wurden, die kaum sozialisiert sind.
Im Tierheim hat man festgestellt, dass es nach der Corona-Zeit wieder vermehrt unkastrierte Katzen gibt. „Wer das Katzenelend tagtäglich erlebt, der ist für eine Kastrationspflicht“, sagt Inge Sokoll, die stellvertretende Vorsitzende. Doch einzig in Lorsch gibt es eine solche.
Einen Wunsch haben die Verantwortlichen des Tierheims: die Sanierung der Zufahrtsstraße, die sich, vor allem bei Regenwetter, in einem desolaten Zustand befindet.
Zum Weihnachtsfest wünscht sich das Tierheim natürlich auch Spenden. Wenn man auf den Überweisungsträger GGEW X-Mas schreibt, dann verdoppelt der Energieversorger die Spende. Gern entgegengenommen werden auch Futterspenden, Decken, Handtücher, Reinigungsmittel – und das ein oder andere Pfund Kaffee für die Tierpfleger und Helfer. Unter den Weihnachtsbaum vermittelt das Tierheim keine lebendigen Weihnachtsgeschenke. Künftige Frauchen oder Herrchen können aber die Ferien nutzen, um die Tiere kennenzulernen. Vorher sollte per Mail ein Termin vereinbart werden. rid/ü
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