Heppenheim. „Freie Fahrt für freie Bürger“, lautete früher das Motto auf der B 460 (Siegfriedstraße) zwischen der Heppenheimer Vorstadt und dem Stadtteil Kirschhausen. Immer wieder kam es deshalb auf Höhe der Siedlung Fischweiher zu Verkehrsunfällen – oftmals mit erheblichen Schäden sowie der einen oder anderen Straßensperrung. So mancher Autofahrer zog sich dabei gar schwere Verletzungen zu.
Zwar wurde die Situation in Fischweiher schon vor einigen Jahren durch eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 Stundenkilometer (außerorts) merklich entschärft, das Unfallrisiko ist dennoch weiterhin hoch, wie ein Beispiel vom ersten Weihnachtsfeiertag 2021 zeigt.
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Ein lauter Knall riss die Bewohner in den frühen Morgenstunden seinerzeit förmlich aus dem Schlaf, nachdem ein Autofahrer von der Fahrbahn abgekommen und auf dem Grundstück eines in Fischweiher angesiedelten Gebrauchtwarenhandels ein Bild der Verwüstung hinterlassen hatte. Unfallursachen damals: Alkohol am Steuer – und zu schnelles Fahren.
Letzteres ist auf diesem Teilbereich der B 460 insbesondere in Fahrtrichtung Heppenheim nahezu an der Tagesordnung, wie ein Vor-Ort-Besuch zeigt. Schon Tempo 60 wird kaum eingehalten. Umso länger dauert es, bis auf Heppenheimer Gemarkung (und somit im bewohnten Teil Fischweihers) auf 50 Stundenkilometer runtergebremst wird.
Riskante Überholmanöver
In der Gegenrichtung sieht es aus Sicht der Anwohner kaum besser aus. In einer Mail ans Ordnungsamt der Kreisstadt, die auch dieser Zeitung vorliegt, machen sie das nächtliche Tempolimit von 30 Stundenkilometern in der Vorstadt hierfür zumindest mitverantwortlich. Dadurch habe sich das Aufkommen der zu schnell fahrenden Fahrzeuge in den Abend-, Nacht- und Morgenstunden in Fischweiher „sehr erhöht“, konstatieren die Anwohner.
Weiter heißt es: „Nicht selten beobachten wir riskante Überholmanöver, größtenteils in Richtung Kirschhausen.“ Dies sei umso gefährlicher, da inzwischen wieder einige Kinder in Fischweiher leben würden, „die in zwei bis drei Jahren auch die Straße überqueren möchten/müssen“. Bereits mehrfach habe man die Verwaltung auf diese Missstände hingewiesen, heißt es in dem Schreiben.
Doch weder eine Bedarfsampel oder ein Zebrastreifen noch eine feste Geschwindigkeitskontrolle seien bisher genehmigt worden. Auch mobile „Blitzer“ waren demnach in Fischweiher schon länger nicht mehr zu sehen. Für eine Bedarfsampel habe die Verwaltung bislang „nicht genügend Bedarf“ gesehen, hinsichtlich eines Fußgängerüberwegs sei stets auf die zu große Gefahr an einer Bundesstraße verwiesen worden – wobei Zebrastreifen unter anderem in der Vorstadt, auf der B3 und an der Lorscher Straße genehmigt und eingerichtet worden seien.
Das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen brachten für die Bewohner Fischweihers nun jedoch die städtische Stellungnahme zum neuen Lärmaktionsplan des Darmstädter Regierungspräsidiums sowie die aktuelle Diskussion über einen Beitritt der Kreisstadt zur bundesweiten „Initiative Lebenswerte Städte und Gemeinden durch angepasste Geschwindigkeiten“.
Erklärtes Ziel der Verwaltung um Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), aber auch der Mehrheit im Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss ist es demnach, deutlich mehr Tempo-30-Zonen im Stadtgebiet zu etablieren. Unter anderem fordert die Stadt die zuständigen Behörden auf, die nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung in der Hutzelschweiz „zum Schutz der Anwohner“ auf ein ganztägiges Tempolimit auszudehnen. Und auch in Kirschhausen sollte laut Stellungnahme künftig langsamer als 50 Stundenkilometer gefahren werden.
Optimale Raserstrecke
In Fischweiher stößt beides keinesfalls auf Ablehnung. Gleichwohl geben die Bewohner in ihrer Mail zu bedenken: „Wir wären dann wohl die optimale Strecke, um zwischen den beiden 30 km/h-Abschnitten – Vorstadt und Kirschhausen – richtig Gas geben zu können.“ Sie „hoffen und wünschen“ deshalb, „dass […] unser Teilabschnitt nicht ausgeschlossen beziehungsweise eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage hier eingerichtet wird.“
Der Stadt selbst sind hierbei jedoch die Hände gebunden, wie Burelbach in einem Antwortschreiben, an die Anwohner gleich mehrfach betont. So komme im Fall der B 460 „erschwerend hinzu“, dass die Straßenverkehrsbehörde des Kreises Bergstraße für den Bereich der Bundesstraßen zuständig sei und „die Entscheidung über eine Geschwindigkeitsreduzierung somit nicht im städtischen Verantwortungsbereich liegt“. Überhaupt sei die Anordnung von Geschwindigkeitsbeschränkungen an „enge Voraussetzungen“ geknüpft.
Gleichwohl betont der Rathauschef, die Sorgen und Wünsche der Bürger ausgesprochen ernst zu nehmen. Und so kündigt er in seinem Antwortschreiben sogleich „zeitnahe Geschwindigkeitskontrollen“ in Fischweiher an – „insbesondere zu Schulbeginn und Schulende“. Zusätzlich bestehe die Möglichkeit, eine Geschwindigkeitsanzeigetafel an der B 460 anzubringen. „Der fröhliche oder traurige Smiley auf dem Display sensibilisiert den Fahrzeugführer, sich ordnungsgemäß zu verhalten“, so Burelbach.
Dies wiederum sei „zumindest mal ein Anfang“, ist aus den Reihen der Beschwerdeführer zu hören. Man werde nun die weiteren Schritte aufmerksam verfolgen und gegebenenfalls abermals die Initiative ergreifen, sollte sich an der aktuellen Situation nichts Gravierendes ändern. fran/ü
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