Starkenburg

Der vergessene Erbauer der Sternwarte in Heppenheim

Der gebürtige Heppenheimer Karl Flath, Architekt und Ingenieur, hat ohne Honorar für das Observatorium geplant und gewirkt.

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mbl/ü
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Die Starkenburg-Sternwarte lockt immer wieder viele Besucher an. Dass es sie gibt, ist auch einem Heppenheimer Architekten zu verdanken. © Thorsten Gutschalk

Heppenheim. Ein großes Bauwerk hat in aller Regel mehrere Schöpfer. Was sich vor 50 Jahren nur wenig unterhalb des Heppenheimer Wahrzeichens am Schlossberg entfaltete, hat längst eine eigene Strahlkraft: die Starkenburg-Sternwarte. Nach den Festlichkeiten zum goldenen Jubiläum ist es an der Zeit, einen Mann zu würdigen, der einen wichtigen Anteil am Realisieren einer einstigen Vision hatte – der gebürtige Heppenheimer Karl Flath. Als Architekt und Ingenieur viel beschäftigt, war ihm wie den bekannten Sternwarten-Pionieren Alfred Sturm und Martin Geffert ein richtiges Observatorium eine Herzensangelegenheit.

Die Heimatzeitung erklärte im Artikel „Neue Sternwarte nimmt Gestalt an“ vom 30. Juli 1971: „Diplom-Ingenieur Karl Flath hat den Plan der Sternwarte ohne Entgelt entworfen und auch ehrenamtlich die Bauleitung übernommen.“ Wo gibt es das noch? Und wo gibt es seit jeher Zeit und offene Ohren für vertiefte Gespräche? Beim Friseur. Sturm kümmerte sich auch um Flaths Haare, und so kam eines zum anderen.

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Selbst in der Altstadt, Kleine Bach, aufgewachsen, wusste der 1924 geborene Flath natürlich um Sturms Dachsternwarte im Elternhaus und um dessen Träume. Flaths Witwe, Else Flath, lebt heute noch in Heppenheim, und sie meldete sich mit einem handgeschriebenen Brief beim Verfasser dieser Zeilen. „Es wäre schön gewesen, wenn Sie wenigstens erwähnt hätten, wer der Erbauer der Sternwarte war.“ Im ersten kurzen persönlichen Gespräch zeigt sich, dass sie keineswegs verärgert ist, im zweiten längeren unterstreicht sie, bloß keine großen Weihen lesen zu wollen. Doch Ehre, wem Ehre gebührt.

Auf den umtriebigen Karl Flath ist unter anderem die städtische Kläranlage zurückzuführen sowie die Flugzeughalle des Aero-Clubs. Er ließ Häuser am Maiberg, in Hambach und Erbach errichten, auch in der Weststadt hat er Spuren hinterlassen. Als die Zeichen auf Wiederaufbau aus dem Schutt des Zweiten Weltkriegs standen und das Bauwesen in den Fünfzigern und Sechzigern Hochkonjunktur hatte, war Karl Flath mittendrin. Für Freunde, so trug es Else Flath zusammen, die zugleich einen liebevollen Mann und Familienvater erinnert, war er auch in Oberursel, Fulda und Ottobrunn bei München tätig.

Schwer erkrankt, starb der Planer und Macher 1972 in Heidelberg

Nicht zuletzt ein Freundschaftsdienst war es wohl auch, Grundlagen für die Sternwarte mit zu schaffen, die Sturm und Geffert so unbedingt verwirklicht wissen wollten. Die beiden feilten an Teleskopen und Linsen, erarbeiteten sich Unterstützung. Durch die Stadt, die letztlich die Fläche zur Verfügung stellte, und private Spender, unter denen Fritz Mühleis aus Mannheim herausragt, der unter anderem aus seinem Privatbesitz der ebenfalls bis heute privaten Einrichtung ihr Hauptteleskop überantwortete.

Karl Flath, der in Heppenheim sein beschleunigtes Not-Abitur absolvierte und dann im Krieg schwer verwundet wurde, zählte zu den ersten Studenten der damaligen Technischen Hochschule Darmstadt. Er wusste vor Baubeginn und vor allem im ersten Bauabschnitt der Sternwarte durch Rat und Tat zu helfen. Die Kuppel 1976 und auch schon die offizielle Eröffnung 1973 hat er nicht mehr miterleben dürfen, wie ihm ohnehin kein langes Leben vergönnt war. Schwer erkrankt, starb der Planer und Macher 1972 in Heidelberg.

Stadtarchivarin Katrin Rehbein, der wie zunächst Else Flath auch der Hinweis auf besagten Artikel in der Heimatzeitung zu verdanken ist, zitiert aus einem Sonderheft der Publikation Sirius des Astronomischen Arbeitskreises der Sternwarte von 1986, dass gegen „Jahresmitte [1968] […] der Architekt Karl Flath unentgeltlich die Planung und Bauleitung der Sternwarte [übernimmt]. Der ersten Vision Alfred Sturms […] folgt ein baureifer Entwurf, der in mehreren Bauabschnitten der Entwicklung des Arbeitskreises und seiner finanziellen Möglichkeiten angepaßt werden kann.“ Dem weiteren Verlauf ist Rehbein zufolge zu entnehmen, Karl Flath habe „1971 mit einigen Firmen bezüglich der Vergabe der Bauarbeiten verhandelt“.

Sowieso einige Gespräche führte er mit dem damaligen Bürgermeister Wilhelm Metzendorf, so auch 1970 zu diesem Projekt. Das städtische Hauptamt führt da unter Bezugnahme auf Flath 24 160 Mark als Baukosten für den ersten Bauabschnitt auf. Planzeichnungen weisen ihn und sein Studio für Architektur und Bauingenieurswesen als verantwortlich aus. Die heutigen Macher der Sternwarte wussten offenbar nicht von ihm, aber der Praktiker Karl Flath machte möglich, was heute teils weltweit Anerkennung findet. mbl/ü

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