Umwelt

Der giftige Stechapfel wächst an einem Feldweg in Heppenheim

Der Bauhof habe die Gefahr „im Blick“, sagt die Stadt. Über die unscheinbare Pflanze und woran man sie erkennt.

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jr/ü
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Diese kleinen, stacheligen Kugeln entwickeln sich aus den Blütentrompeten des Stechapfels. © Marion Nickig/dpa/gms

Heppenheim. Es ist erst wenige Tage her, dass mehrere Schüler einer Grundschule in Alsbach-Hähnlein in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten, weil sie Vergiftungserscheinungen zeigten. Zuvor hatten sie wohl an einer Eibenhecke „genascht“, vielleicht angelockt von den roten Früchten der hochgiftigen Pflanze.

So appetitlich sieht der Stechapfel glücklicherweise nicht aus, sondern eher bizarr mit seinen stacheligen Früchten, aber vor allem Kleinkinder probieren gerne aus, stecken auch Dinge in den Mund, die besser draußen bleiben sollten. Deshalb sollten Eltern, die den frisch asphaltierten landwirtschaftlichen Weg von der Gunderslachstraße in Richtung Bensheim nehmen, ihren Nachwuchs aufmerksam beobachten.

Möglicherweise war die Erde, die bei der Erneuerung des Weges nach den Bauarbeiten an der Bahnstrecke Darmstadt-Mannheim zum Einsatz kam, mit den Samen des hochgiftigen Stechapfels kontaminiert. Auf alle Fälle wächst die eher unscheinbare Pflanze derzeit üppig entlang der Strecke, vor allem auf der Ostseite.

Ein kleiner Teil des Bewuchses war zum Wochenende glücklicherweise bereits verschwunden; vermutlich hat ein Landwirt den Wildwuchs beseitigt. Ein großer Teil aber steht noch und sollte schnellstmöglich beseitigt werden, um die Gefahr zu bannen.

Im Rathaus, heißt es auf Nachfrage, ist das Problem bekannt, der Bauhof habe „das im Blick.“ So wie andere Ansammlungen von gesundheitsgefährdenden Pflanzen. Aber: „Keine macht der Verwaltung zu schaffen.“

Zum Teil lebensbedrohliche Vergiftungen

Vielmehr gehe sie „umsichtig und konzentriert, in Abstimmung mit Landwirten, Privaten und Behörden ihrer Verantwortung nach und prüft Vorgaben von Kreis, Land und Bund sowie Empfehlungen von Institutionen, die Fachkompetenz haben.“ Ob man oder wer am Ende zu Säge oder Sense greift, hängt laut Verwaltung „davon ab, auf welchem Flurstück die Pflanzen wachsen“.

Der Stechapfel und die oben genannte Eibe sind nicht die einzigen Pflanzen, die für zum Teil lebensbedrohliche Vergiftungen sorgen können. Tollkirsche, Herbstzeitlose, Wasser- und gefleckter Schierling, Roter Fingerhut gehören ebenso in diese Kategorie, und selbst das so bildhübsch und harmlos aussehende Maiglöckchen kann Menschen massiv in Not bringen. Es gibt zahlreiche nicht-heimische und heimische Pflanzen, deren Blätter, Früchte, Blüten oder Wurzeln giftig sind.

Da viele von ihnen nicht gut schmecken, werden sie glücklicherweise meist wieder ausgespuckt. Bei größeren Kindern und Erwachsenen kann es auch passieren, dass giftige Pflanzen versehentlich gegessen werden. Maiglöckchen beispielsweise sehen dem essbaren Bärlauch zum verwechseln ähnlich.

Die meisten Vergiftungen, heißt es im Internet, äußern sich in Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit/Erbrechen, es können auch Herzrasen, Kreislaufbeschwerden, Sehstörungen, Halluzinationen und andere Beschwerden auftreten. Und manche Pflanzengifte sind sogar lebensgefährlich, sodass eine sofortige notärztliche Behandlung nötig wird. Bei mittelschweren oder unklaren sowie unbekannten Vergiftungen wird die Gabe von Aktivkohle empfohlen.

Und für einige wenige Pflanzengifte stehen Gegengifte (Antidote) zur Verfügung: für den Stechapfel, aber auch für Engelstrompete und Tollkirsche (Physostigmin). Und auch bei einer Vergiftung durch den Fingerhut gibt es ein Gegenmittel: Digitalis-Antikörper. jr/ü

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