Graffito

Heppenheimer Gymnasium restauriert Wandbild

Das verschandelte Wandbild wird von Schülern des Starkenburg-Gymnasiums wieder hergestellt. Die Kosten für Farben und Material will Lehrerin Tonja Seiffert mit dem Kreis Bergstraße abrechnen.

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thr/ü
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Lehrerin Tonja Seiffert hat mit Schülern zu den Spraydosen gegriffen, um das in den Herbstferien verschandelte Wandbild für Vielfalt und Toleranz am Heppenheimer Starkenburg-Gymnasium zu restaurieren. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Bunte Gestalten im Stil von Keith Haring tanzen über die Wand am Eingang des Heppenheimer Starkenburg-Gymnasiums. Dazwischen Symbole für Feminismus, Frieden und die LGBTQ+-Gemeinschaft. Auch ein Rollstuhlfahrer ist Teil der Figuren.

Über allem steht der Spruch „Alle Menschen sind wertvoll“. Vor zwei Jahren wurde dieses Wandbild von einer neunten Klasse in zweitägiger Arbeit geschaffen, in den Herbstferien wurde es nun von Unbekannten geschändet: Mit blauer Farbe wurden die Symbole für eine offene Gesellschaft übersprüht, quer über dem Rollstuhl prangten die Buchstaben AFD.

Für Lehrerin Tonja Seiffert und ihre Schüler war sofort klar, dass sie das Wandbild so schnell es die Witterung zulässt ausbessern werden. „Die Klasse hatte sich damals die Motive selbst erdacht. Sie stehen für die Werte der Schule und wir hatten viel positive Resonanz bekommen“, erklärt sie, während ihr Ästhetikkurs am Mittwochmorgen eifrig zu Werke geht: Die blaue Farbe wird weiß übertüncht, die Symbole fein säuberlich erneuert.

„Wir haben Anzeige erstattet, da es sich um eine Straftat handelt, und den Fall auch auf einer Homepage angezeigt, die solche Taten sammelt“, berichtet Seiffert. Die Täter zu erwischen gestalte sich schwierig, aber „wir restaurieren jetzt und verteidigen unsere Werte.“

Auch Regenbogenfahne wurde öfters heruntergerissen

Schulsprecherin Jule Mandel dazu: „Wir sind ziemlich erschrocken über das, was passiert ist. Unsere Werte sind nicht politisch, sondern human. Ich finde es furchtbar, persönlichen Hass hinter Politik zu verstecken.“ Eine Zeit lang habe die Schülerschaft auf dem Schulhof auch eine Regenbogenflagge gehisst, die aber öfters heruntergerissen worden sei. „Dabei sollte unsere Schulgemeinschaft dafür stehen, dass andere sich selbst ausleben dürfen - für Akzeptanz und Toleranz.“

Auch einige Schülerinnen der Jahrgangsstufe 13 sind an diesem Morgen zur Malaktion gekommen. Sie hatten das ursprüngliche Wandbild vor zwei Jahren geplant und mitgestaltet. „Uns fehlen die Worte. Aber zu sehen, dass wir nun als Schule zusammen daran arbeiten, diese Werte zu verteidigen, für die unsere Schule steht, ist schön“, sagt Anna Vettel.

Schulleiterin Katja Eicke ist solidarisch mit ihren Schülern: „Für mich ist das zu aller erst Vandalismus und Sachbeschädigung, die auch zur Anzeige gebracht wurde. Die politische Aussage, die damit getätigt wurde, halte ich für einen Angriff auf unsere Verfassung.“ Es sei sofort klar gewesen, dass die Schule das Wandbild wieder herstellen werde. „Es ärgert mich sehr, dass das Werk der Schüler zerstört wurde. Und mit AFD zwischen der Schmiererei muss man sich Gedanken machen, wer dahintersteckt“, so die Schulleiterin.

Lehrerin Tonja Seiffert ist sich nicht sicher, ob zwei Unterrichtsstunden ausreichen werden, um das Bild wieder herzustellen. „Damals hatten wir zwei Tage Zeit dafür und der Kurs hat noch nie gesprayt.“ Dafür gehen die 24 Schüler jedoch sehr professionell vor, kleben Flächen ab, üben das Sprühen vorher auf Kartons.

Die Kosten für Farben und Material - für die ihr Kurs jetzt in Vorlage gegangen ist - will sie mit dem Kreis Bergstraße abrechnen. „Wir müssen das Graffito pflegen, reparieren, darauf aufpassen und es verteidigen - wie unsere Demokratie auch“, sagt Seiffert. thr/ü

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