Sonderbach. Vor zehn Jahren kamen noch 45 Gäste aus der Jumelage „Le Pont – Le Lien“ nach Kirschhausen, Wald-Erlenbach, Sonderbach und Mittershausen-Scheuerberg. Le Pont (Die Brücke) steht für den hiesigen Partnerschaftsverein der vier Ortsteile, Le Lien (das Band) für den französischen Partnerschaftsverein der Dörfer Brissarthe, Contigné und Miré im Bezirk Anger.
In diesem Jahr sind acht Franzosen aus Miré zu einem Grillfest in Sonderbach gekommen. Weitere vier wurden tags darauf erwartet. Statt den angekommenen Besuch wie sonst üblich privat in den Familien zu verköstigen, bei denen sie wohnten, wurde am Dorfgemeinschaftshaus ein Grillfest veranstaltet. Wie sich herausstellte, war ein solches Grillfest auch nach Jahrzehnten der Freundschaft für die französische Seite eine neue Erfahrung. In Frankreich seien solche „Barbecues“ nicht üblich.
Auch der Weinmarkt wurde das erste Mal besucht, mit offizieller Begrüßung durch Bürgermeister Rainer Burelbach. Nach der Eröffnungsfeier ging es am Samstag in die Freiberger-Bucht „Zum Onkel Schorsch“. Am Sonntag standen der Besuch der Mathildenhöhe in Darmstadt und der Einhardsbasilika in Michelstadt auf dem Programm. Der Besuch der historischen Michelstädter Altstadt endete aufgrund der großen Schwüle schnell an einem Eiscafé.
Gebietsreform und die politische Situation in Frankreich
Ein ereignisreiches Wochenende ging zu Ende, zu dem die französischen Vereinsmitglieder statt mit einem Bus mit privaten Autos angereist waren. Leider leidet auch diese Jumelage am Desinteresse Jüngerer und manche Vereinsmitglieder schaffen es aus Altersgründen nicht mehr, an den Aktivitäten teilzunehmen.
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Doch im Falle „Le Pont – Le Lien“ greift diese Darstellung der Argumente zu kurz. Weitere Gründe für die geringe Anzahl der Franzosen, die in die Heppenheimer Ortsteile zu Besuch gekommen sind, sind eine Gebietsreform und die politische Situation in Frankreich.
Einladungen des Bürgermeisters liefen ins Leere
Was sich gerade im Großen an den Wahlen zeigte, lässt sich auch ins Kleine übertragen. Während Brissarthe und Contigné einem anderen Arrondissement zugeordnet wurden, gewann bei Wahlen in Miré eine Anhängerin von Marie Le Pen das Bürgermeisteramt. Während die einen sich für die Partnerschaft nicht zuständig fühlten, zeige die rechtspopulistische Amtsinhaberin ohnehin kein Interesse an einer Französisch-Deutschen Partnerschaft, sagte Egon Eisermann, Vorsitzender von Le Pont.
Somit liefen auch Einladungen von Bürgermeister Rainer Burelbach ins Leere. Erst auf Nachfrage des Heppenheimer Rathauses seien zögerliche Antworten zur Entschuldigung gekommen. Dass so wenige Franzosen nach Heppenheim kommen, läge folglich auch an der fehlenden Unterstützung ihrer Gemeinden. „Der Bus von Frankreich nach Deutschland ist viel teurer. Einen finanziellen Zuschuss ihrer Gemeinden bekommen sie nicht mehr. Deshalb kommen sie mit Privatautos“, sagte Eisermann.
Ein aktives Vereinsleben mit 45 Mitgliedern
Aber auch auf der deutschen Seite hapert es etwas an Engagement. Bis auf den Sonderbacher Ortsvorsteher Thomas Eck zeigten die Ortsvorsteher aus den anderen oben schon erwähnten Ortsteilen kein Interesse, sagte Eisermann. Eck engagiert sich als Beisitzer von Le Pont, der immerhin 45 Mitglieder zählt und ein aktives Vereinsleben hat. Jeden Montag treffen sich einige Mitglieder auf dem Bouleplatz zum Boule spielen, der auf dem Parkplatz zwischen Feuerwehr und Dorfgemeinschaftshaus angelegt wurde. Es zeigt sich, dass der Bouleplatz mit Sitzgelegenheiten, durchgesetzt durch den Ortsbeirat, die optimale Gelegenheit sich zu treffen für die Vereinsmitglieder ist.
Ein weiterer Kritikpunkt, den Eisermann im Zeitungsgespräch zur Sprache brachte, ist, dass auf den neuen Schildern für die Partnerstädte der Kreisstadt an den Stadteinfahrten die Jumelage Le Pont – Le Lien fehlt. „Wir gehören da auch dazu“, sagte Eisermann. Der Freundschaftsvertrag geht auf die guten Kontakte von Carl Otto Lenz zurück. Der CDU-Politiker und frühere Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof war in den sechziger und siebziger Jahren Abgeordneter des Bundestagswahlkreises Bergstraße.
Er lebte damals mit seiner Familie in Kirschhausen. Gemeinsam mit dem französischen Justizminister Jean Foyer gab er den Anstoß für die Jumelage. Lenz sei mit seinem Amtskollegen doch tatsächlich mit dem Hubschrauber von Brüssel nach Kirschhausen geflogen, um diesen die Gegend zu zeigen. Gelandet seien sie auf dem Sportplatz des SV Kirschhausen. Vor 30 Jahren wurde die Partnerschaft im Rathaus offiziell unterzeichnet. dj/ü
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