Heppenheim. Mit fast vier Jahren Verzögerung konnten die ersten Bewohner in den Neubau an der Darmstädter Straße 18 direkt neben der Weinkiste einziehen.
Genauso wie die Innenausstattung der Weinkiste, dem denkmalgeschützten Metzendorf-Haus, wurde das Ensemble mit dem heutigen Namen „Schlossbergblick“ von Innenarchitektin Julia Brand geplant. Eigentümer sind Regina Metz und ihr Schwiegersohn Christoph Bunke, die Geschäftsführer der CR-Immobilien GmbH.
13 Wohnungen und ein Penthouse
Man sieht es dem Haus Nummer 18 nicht an, dass es tatsächlich um fünf Meter Länge erweitert und statt dreigeschossig jetzt viergeschossig wurde. Nach sorgfältiger Prüfung durch Bauingenieur Bunke, sei klar gewesen, dass das Fundament stehen bleiben konnte.
Hinzugekommen ist im Innenhof ein weiteres Gebäude mit drei Geschossen. Im vorderen Teil der Wohnanlage Schlossbergblick sind neun Wohneinheiten inklusive Penthouse entstanden, im Neubau vier. Insgesamt sind drei Wohnungen barrierefrei ausgebaut worden. Für alle Wohnungen sind Parkplätze und Fahrradstellplätze vorhanden. Zum Teil wurden die Wohnungen schon bezogen.
Eine barrierefreie Wohnung ist noch zu mieten; eine weitere soll verkauft werden. Außerdem ist noch eine 80 Quadratmeter große Wohnung mietbar. Eine Hybridheizung aus Gas und Wärmepumpe versorgt die Wohnungen.
Verzögerungen nach dem Kauf
Einige, der heutigen Mieter hätten schon 2019 direkt nach dem Kauf Interesse angemeldet. Doch dann kam es aufgrund von Corona und dem Ukraine-Krieg erst einmal zu Verzögerungen der Bautätigkeiten. Hinzu kam, dass wenige Wochen nach dem Kauf der Schieber für die Wasserzufuhr direkt unter dem Asphalt der Darmstädter Straße erneuert werden musste.
Während der Sanierung der Kellerwände seien alte Mauern zum Teil aus Sandstein, Granit und Backstein entdeckt worden, die freigelegt wurden. Nach dem Kauf des Nachbarhauses wurden die Grundstücke der Weinkiste, in dem übrigens die „Unkentaler Weinzwerge“ ihren Wein aus der Lage Eckweg verkaufen, zusammengelegt und dann wieder in anderer Dimensionierung getrennt.
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Beim Umbau hatte auch das Denkmalamt ein Mitspracherecht. „Wir standen im regen Austausch“, sagte Brand. Zu beachten waren aufgrund des Ensembleschutzes, beispielsweise die Farbe der Dachziegel und der Fassade. Das hatte weniger damit zu tun, dass es sich bei dem Umbau um das frühere Hotel „Sickinger Hof“ handelte; indes aber die Farbgebung mit dem Metzendorfgebäude abgestimmt werden musste.
Vereinslokale für viele
Offenbar bis vor dem Umbau hatten die Räumlichkeiten noch die Einteilung der Hotelzimmer des Sickinger Hofes. Eigentümer des Hotels waren Werner und Ilse Klink, die 1995 in den Ruhestand und in den Odenwald gezogen sind. Der gelernte Metzger, Koch und Konditor übernahm die Lokalität im Jahr 1953 von seinem Großvater Johann Adam Moos. Stephan Klink hat eigens für diesen Bericht bei seinen Eltern, die mittlerweile 86 und 92 Jahre alt sind, nachgefragt. Erste Erwähnung einer Schanklizenz habe es schon 1878 gegeben. Seit 1927 führte sein Urgroßvater das Lokal „Zur Gartenlaube“. Werner Klink war Sohn des in Heppenheim tätigen Lehrers, Wilhelm Klink.
Er verbrachte viel Zeit bei seinen Großeltern. Diesen sei schon früh klar gewesen, dass „der Bub“ einmal die Wirtschaft übernehmen wird, heißt es in einem Bericht der Südhessischen Post. Damals spielte der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Heppenheim dem Geburtstagskind ein Ständchen. Für sie war der Sickinger Hof, genauso für die SPD, die Marinekameradschaft und das Sängerquartett Vereinslokal. Stephan Klink berichtete, dass seine Eltern schon 1955 angebaut haben. Dazu hätten zwei Kastanien weichen müssen. Dies war der Grund dafür, das Lokal „Zur Gartenlaube“ in „Sickinger Hof“, angeregt durch das Sickinger Tor in der Siegfriedstraße, umzubenennen.
Zum Neubau des vorderen Teils habe 1967 die Verbreiterung der Darmstädter Straße geführt. Das Haus musste 1,80 Meter zurückweichen. Für einen Parkplatz fiel damals auch die letzte Kastanie. Doch 1983 eröffneten Werner und Ilse Klink den ersten Biergarten in Heppenheim und verbanden damit die Vergangenheit der „Gartenlaube“ mit dem „Sickinger Hof“.
Übernachtungsgast in den Siebzigern war der spätere Bundespräsident Richard von Weizäcker. Einer seiner Söhne besuchte die Odenwaldschule. 1995 verkaufte Ehepaar Klink das Hotel an Familie Ertel aus Bensheim. Im Jahr 2007 ging die Immobilie an eine ausländische Firma, die dort ihre Monteure unterbrachte. dj/ü
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