Pflanzung

Aus 1500 Setzlingen soll ein stattlicher Wald werden

Wem Bäume trotzen müssen, worauf die Stadt setzt und wie sie vorgeht, erläuterten Forstleute bei Abschluss einer Spendenaktion.

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mbl/ü
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Die Volks- und Raiffeisenbank Ried-Überwald hat der Stadt Heppenheim 1500 Setzlinge gespendet, die in Außerhalb zwischen Heppenheim und Hüttenfeld gesetzt wurden. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Jetzt keinen falschen Schritt machen. Ein Vor-Ort-Termin zwischen Heppenheim und Hüttenfeld, zu einem nun entstehenden neuen Wäldchen, sensibilisierte für die Schätze der Natur, da die Stämme der Bäume von morgen wie Zweiglein noch leicht zu übersehen waren.

Ihre ursprüngliche, gerade über den Boden hinausragende Form haben die rund 1500 Setzlinge als Kleinkinder aus der Baumschule schon deutlich hinter sich gelassen. Und in wenigen Jahren werden sie Mannshöhe erreicht haben, erklärte Heppenheims Revierförster Thomas Schumacher.

Samt ebenfalls fachkundiger Mitarbeiter zeigte er durchaus zuversichtlich auf, was es alles zu beachten gilt. Zuletzt standen auf der Fläche abseits der Landesstraße 3398 Pappeln, die sowieso schon wenig einträglich waren und zu Streichholz verarbeitet werden sollten. Doch dann setzte sich das Feuerzeug durch.

Zwei Jahre lang lief die Suche nach einer geeigneten Fläche

Die Erträge des Holzverkaufs nach bewusster flächendeckender Fällung deckten Schumacher zufolge gerade mal in etwa die Kosten der Entnahme. Über das Sägewerk im badischen Philippsburg, zum Beispiel für Verpackungen oder Prothesen.

Dann kam die Volks- und Raiffeisenbank Ried-Überwald mit ihrer Klima-Initiative „Morgen kann kommen“ ins Spiel und übernahm die 1500 Forstpflanzen, spendierte sie gern in Kooperation der solche Vorhaben bundesweit begleitenden Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

Zwei Jahre hat die Bank nach eigenen Angaben eine geeignete Fläche gesucht, auf der sie nun umsetzen lassen kann, was erst der Startschuss gewesen sein soll. Um auch „ein Zeichen für gemeinschaftlichen Klimaschutz“ dort zu setzen, „wo wir verwurzelt sind“, erklärte Vorstand Claus Diehlmann.

Wurzeln, die nebenbei dem Projekt ihren Namen geben, sind das Stichwort – und das Lebenselixier. Wie Forstwirtschaftsmeister Jochen Bitsch eindrücklich an einem kurz dafür ausgegrabenen Baum zeigte, ist das Wurzelwerk schon etwa genau so lang wie der Stamm und in voller Länge tief einzusetzen, damit der Baum trinken, überleben und wachsen kann. Gut geeignet und zur Pflanzung parat, stand dazu ein Hohlspaten.

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Die Forstleute arbeiten auch mit dem sogenannten Ein-Mann-Bohrer. „Sechzig Bäume pro Mann und Stunde zu setzen, ist theoretisch möglich“, passt hier bei diesem feuchten, untypisch für die Region eher schweren Boden aber nicht. „Und die reine Arbeitszeit“, auch wenn sie wie fast überall den größten Kostenfaktor darstellt, „spielt bei uns nicht die entscheidende Rolle – das Ergebnis muss stimmen.“

Heutzutage kommt die schwierige Frage dazu, auf welche Arten zu setzen ist. Sogenannte Zukunftsbäume, die sonst eher im Mediterranen vorkommen und als besonders beständig gegenüber auch extremer Hitze und Trockenheit gelten, können nicht die einzige Lösung sein, betonte Schumacher. In den vergangenen Monaten gab es recht viel Niederschlag, es war eigentlich schon zu nass.

Bei aller gebotenen Rücksichtnahme auf den Klimawandel und seine Folgewirkungen: „Wir sind halt hier doch ein anderer Breitengrad. Es werden auch Winter wie dieser dabei sein, die diese Arten nicht gewohnt sind. Und das bestimmt noch hundert Jahre“, machte Schumacher deutlich, weshalb es weiterhin auf die richtige Mischung ankommt. Auf der neuen Waldfläche sind unter anderem Hainbuche, Feldahorn, Stieleiche und Schwarznuss, die wiederum ganz gut mit Feuchtigkeit kann, geplant.

„Der Baum führt ein Wettrennen gegen Kräuter und Brombeeren“, sagte Schumacher und verwies auf die Waldfläche hinter der nun entstehenden mit gewaltigen Brombeerhecken, denen nach kurzer Zeit kaum noch beizukommen ist, sowie auf Pilze, die eine verbliebene Pappel befallen haben. Schädlinge, die besonders erfolgreich bei ohnehin schon geschwächten Bäumen sind, merzen seit einiger Zeit vermehrt ganze Arten aus.

Die Bäumchen müssen vor Fressfeinden geschützt werden

Und dann gibt es noch die Fressfeinde, die als possierlich gelten, sich aber wie das Rotwild vor allem auf ganz junge Bäume stürzen. Die sind für sie ein Leckerbissen, wie ein regelrechter Trampelpfad jenseits des Zauns zeige, der regelmäßig in Ordnung zu halten sein wird. Und zu verstärken ist, wenn sich Wildschweine interessieren sollten.

Die Pappeln wollte Schumacher ausdrücklich nicht als Fehler bezeichnen, „immerhin ist das hier schon eine Waldfläche“. In etwa 30 Jahren könnte der jetzt noch nicht erkennbare Wald dem direkt an der Landesstraße ähneln, der einst als Ausgleich für die Kreis-Mülldeponie geforstet worden war. Die Natur bricht sich Bahn.

Begleitet durch Experten, aber vor allem aus eigener Kraft. Der Schattenwurf sei eine effektive Waffe des Baums. Wenn er Beikräuter und anderes mehr erst einmal deutlich überragt, hat der Baum im Prinzip gewonnen. mbl/ü

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